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Post aus Prag: Ein ganz wichtiger Tag für den tschechischen Rennsport!

Die Rennbahn Most. fotovolf.com - Václav Volf.

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 420 vom Donnerstag, 02.06.2016

Es war ein ganz wichtiger Tag für den tschechischen Rennsport. An diesem Freitag 27. Mai fanden keine Rennen statt, sondern es ging eine ganze Rennbahn in Auktion. Most (Brüx) ist neben Prag, Pardubitz und Karlsbad eine der vier großen Anlagen im Lande und mit Öffnungsjahr 1997 die jüngste und modernste von allen. Entstanden im Rahmen der Rekultivierung eines ehemaligen Kohlereviers als eines der Vorzeigeprojekte der Bergbauindustrie, wurden hier bisher mehr als 1000 Rennen gelaufen. Bis 2015 war Most fester Austragungsort der Tschechischen Oaks. Neben der 1800 Meter langen Bahn, einer zusätzlichen 1200 geraden Bahn und dem Steeplechase-Kurs gibt es hier auch eine gut angelegte Trainierbahn. In Nord-Böhmen ist Most als „das Hippodrom“ und Pendant zum naheliegenden „Autodrom“ bekannt, in der letzten Zeit wurden hier aber immer weniger Renntage veranstaltet, denn es kam zu einer rasanten Prioritäten-Änderung der Bergbaugesellschaft Severní energetická, mit 57,5% des Hauptaktionärs der Rennbahn. Und gerade dieser Anteil ging letzten Freitag unter den Hammer.

Neben Interessenten aus den Reitsport sollten angeblich auch Bauunternehmen und Spekulanten auf die 43-Hektar-Anlage aufmerksam geworden sein. Letztendlich wurde aber die Rennbahn für 18,1 Millionen Kronen (ca. 660.500 Euro) vom Präsidenten des Jockey Clubs Jirí Charvát gekauft. Somit scheint die Zukunft des Rennsports in Most gesichert zu sein und es bietet sich eine gute Möglichkeit zur Ausweitung des Rennkalenders. Interessanter Hintergrund: im Winter und Frühling gab es große Unstimmigkeiten zwischen dem von Charvát geleiteten Jockey Club und den Rennbahnen, was zur einer Verlegung des Saisonstarts führte.

Nun verfügt der Chef des Jockey Clubs über eine eigene Rennbahn der Kategorie A (weitere Aktionäre sind die Stadt Most und die Gesellschaft Equi Boren Svincice), was in Zukunft zur konstruktiveren Atmosphäre führen könnte. Most liegt übrigens nahe der deutschen Grenze und hatte früher bereits Partnerschaften mit den Rennbahnen Dresden und Leipzig. Wegen niedrigeren Rennpreisen und Terminkollisionen hatte man es auf die Dauer nie richtig geschafft deutsche Starter anzulocken, auch wenn Roland Dzubasz oder Lutz Pyritz mehrmals vor Ort waren. Pferde von lokalen nordböhmischen Trainern wie Pavel Hlavatý, Helena Vorsilková oder Filip Neuberg laufen aber regelmäßig in Dresden, Leipzig und Berlin, was einen gewissen Vergleich ermöglicht und das Potenzial einer Kooperation zwischen Rennbahnen auf beiden Seiten der Grenze zeigt.

In Prag brillierte letzten Sonntag Jirí Palík, der im Stutenrennen über 1600 Meter mit der 5-jährigen Dally Hit (Ad Valorem) zu einem leichten 6-Längen-Sieg kam. Im Budapester Hauptrennen siegte um 8 Längen der gleich alte Tim Twister (Lando) aus der Auenqueller Zucht im Sattel mit Jaroslav Línek. Insgesamt war es aber in der Region am letzten Wochenende ruhiger, denn diesen Sonntag ist das Turf Gala-Meeting in Bratislava angesagt. Im Hauptrennen, dem Großen Preis der Slowakei (2400 m, 30 000 Euro), nimmt es Sweet Thomas (Dylan Thomas) in den Wittekindshof-Farben mit erprobten Blacktype-Größen Meandre (Slickly) und Autor (Authorized) auf. In einem der Rahmenrennen versucht sich sein Stallgefährte Event Mozart (Amadeus Wolf). Einige der Top-Pferde wie Touch Of Genius (Galileo), Tamarind Cove (Galileo) oder Prince Orpen (Orpen) fehlen aber, da sie letzte Woche an Grupperennen in Mailand und Iffezheim teilnahmen.

In Prag geht es am Sonntag um letzte Derbytickets. Im Großen Juni-Preis (2200 m), der tschechischen Version des Union-Rennens, sind neben Timekeeper (Galileo), dem rechten Bruder von Rip Van Winkle, oder dem Trip To Rhodos-Halbbruder Trip To Sydney (Sunday Break) auch zwei in Deutschland gezogene Pferde am Start. Agricola (Sholokhov) wurde in Etzean geboren, Lamum (Samum) läuft in den Farben seines Züchters Bernd Nebel. Beide brauchen aber eine gute Leistung, um es mit einer besseren Handicap-Marke ins Derby zu schaffen.

Martin Cáp, Prag

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