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Post aus Prag - Kultpferd Peruan

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 448 vom Donnerstag, 15.12.2016

Er ist inzwischen 28 Jahre alt und dürfte somit der älteste lebende Sieger der Großen Pardubitzer sein. Peruán (Agadir), der die berühmte Steeplechase in den Jahren 1998 – 2000 gewonnen hatte und 2001 nur knapp den vierten Sieg hintereinander verfehlte, bleibt bis heute ein absolutes Kultpferd. Der Wallach, der sein Gnadenbrot im Stall Zámrsk seines Besitzers Václav Bruna bekommt, ist aber nicht nur in Pardubitz ein Begriff. Mit dem zweiten Platz in der Sporting Index Steeplechase in Cheltenham vom 14. November 1997 hat er noch immer den größten Erfolg der tschechischen Hindernispferde in England auf dem Konto. Seit dem Ende der 90er Jahre sind ähnliche Expeditionen rar geworden.

Obwohl Spitzentrainer wie Josef Vána ab und zu in den Medien zugeben, dass für sie ein potentialer Ausflug nach Aintree oder Cheltenham noch immer einen Traum bedeutet, versucht man sich mit den besten Pferden inzwischen lieber in Frankreich und Italien. Man hat längst erkannt, dass in schnellen englischen Steeplechase auch die besten Pferde aus Pardubitz ohne große Chancen sind und Cross Country-Pferde haben genügend gute Rennen zuhause. Dazu kommt auch der unterschiedliche Rhythmus der englischen Hindernissaison, dem man sich mit Pferden, die gezielt für Oktober vorbereitet werden, nur schwer anpassen kann. „Man müsste einfach unsere Saison ignorieren und mit den Pferden für mehrere Monate in England bleiben,“ sagte schon vor längerer Zeit Frantisek Holcák, dessen Schützling Valencio im Jahre 1986 das erste und bis jetzt auch das letzte tschechische Pferd war, dem es gelungen ist, ins Ziel der Grand National zu kommen.

Die einzige Ausnahme ist das erwähnte Cross Country-Rennen zum Schluss des Jahres in Cheltenham. Seit Peruán haben dort drei weitere Spitzenpferde aus Tschechien ihr Glück versucht. Registana (Tauchsport) bog mit Peter Gehm in der entscheidenden Phase falsch ab, Orphee des Blins (Lute Antique) wurde vor vier Jahren angehalten und letzte Woche kam Delight My Fire (Way Of Light) zu Fall. Die sechsjährige Stute im Besitz von Frau Jana Preclíková und in der Obhut des mährischen Trainers Radim Bodlák hat dieses Jahr drei große Rennen in Tschechien und Polen gewonnen, darunter den Elbe-Preis in Pardubitz, der als das Vorbereitungsrennen für die Große Pardubitzer schlechthin gilt. Bodlák will im nächsten Jahr den ganz großen Wurf wagen, hat sich aber noch vorher für Cheltenham entschieden. Die Stute hat die schwere Saison gut weggesteckt und das reiselustige Team meinte, dass der Cross Country-Kurs in Cheltenham genau dem Naturell von Delight My Fire entsprechen könnte.

Das Rennen selbst schien Bodlák recht zu geben, am Ende gab es aber keine Sensation. Delight My Fire lief unter ihrem ständigen schwedischen Reiter Niklas Lovén ein sehr offensives Rennen und schien auch mit den schwierigen Sprüngen im Kurs gut zurechtzukommen, aber als sie gerade ihren Schlussangriff startete und mit dem führenden Cantlow aus dem JP McManus-Stall gleichzog, fiel sie am 27. Hindernis. „Das wichtigste ist, dass die Stute in Ordnung ist. Schade, eine gute Platzierung wäre vielleicht drin gewesen.“ sagte Bodlák, dessen Star als „Czech raider“ eine große Aufmerksamkeit in der englischen Rennsportpresse bekommen hatte.

Die European Bloodstock News hat vor wenigen Tagen an die Liste der meistbeschäftigten Deckhengste dieses Jahres in Tschechien erinnert. Der erste Platz gehört in seiner ersten Saison dem Sieger des Premio Roma (Gr.1) und Oppenheim-Union-Rennens (Gr.2) Zazou (Shamardal), der im Gestüt Darhorse in Krabcice unweit der deutschen Grenze 64 Stuten gedeckt hatte. Der Spitzenreiter aus dem Vorjahre Age Of Jape (Jape) hatte immerhin 57 Stuten bekommen. Auf den weiteren Plätzen sind weitere in Deutschland erfolgreiche Namen Egerton (Groom Dancer) und Mikhail Glinka (Galileo) mit 26 Stuten zu sehen. Der Monsun-Sohn Rosensturm deckte 15 Stuten, der ehemalige Sprinter-Champion Alaska River (Anabaa) bekam neun und der Sieger der Großen Hessen-Meile Abbashiva (Tiger Hill) fünf. Mit einem Sprung ist auch der auf deutschen und italienischen Listenebene erfolgreiche Brusco (Rock Of Gibraltar) in der Statistik zu finden. Insgesamt waren dieses Jahr 35 Deckhengste aktiv.

 

Martin Cáp, Prag

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