Post aus Prag

Auch ein Gleichstand im Jockeychampionat kann seine Vorzüge haben, wie man seit dem letzten Jahr in Deutschland dank Andrasch Starke und Alexander Pietsch weiß. In Tschechien kennt man aber ein „Remis“ in dieser Hinsicht nicht, bei Gleichstand entscheidet die Anzahl der zweiten Plätze. Und nach vielen Jahren hat letzten Samstag gerade dieses Kriterium über den Sieg von Jan Rája über Bauyrzhan Murzabayev entschieden. Da keiner der beiden Kontrahenten ein Rennen auf der kleinen Rennbahn Kolesa bei Kladrub gewinnen konnte und beide 40 Siege auf dem Konto hatten, zeigte sich als entscheidend, dass der erfahrene Stalljockey der Trainerin Helena Vocásková um neun zweite Plätze mehr hatte als Murzabayev, der dieses Jahr in der ganzen Region unterwegs war und auch in Deutschland viele Ritte für die Trainer Eva Fabianova und Roland Dzubasz ausgeführt hatte.

Für Rája, der zu den erfahrensten Jockeys im Lande zählt und früher einige Zeit in England und der Schweiz verbrachte, war es das dritte Championat. Er profitierte auch von der enormen Form seines Stalles, Vocásková sicherte sich mit großem Vorsprung das Trainerchampionat. Die Kombination Rája – Vocásková war unter anderem in den tschechischen 1000 Guineas mit Partyday (Footstepsinthesand) erfolgreich, das starke Team sammelte Punkte aber das ganze Jahr und praktisch auf allen Rennbahnen. In die „Top 10“ schaffte es übrigens auch ein weiterer Veteran Jirí Palík, der es in Tschechien und der Slowakei insgesamt auf 24 Siege brachte inklusive drei Erfolgen in den klassischen Rennen und mehrerer Starts mit der Klassestute Dally Hit. Zur Zeit ist Palík wieder in Deutschland als Arbeitsreiter im Quartier von Markus Klug tätig, will aber rechtzeitig vor der nächsten Saison wieder nach Tschechien zurückkehren.

Auch im Hindernismetier gab es eine Entscheidung. Jan Kratochvíl, der zweite Mann am Stall von Josef Vána, siegte mit dem Halbblüter Canton (Minds Music) in einem Cross Country-Rennen und verteidigte somit seinen letztjährigen Titel. Kratochvíl ist im Hindernissport eine der großen Entdeckungen der letzten drei Jahre. Noch einige Jahre nach der Lehre lief seine Karriere nicht gerade rund, in den ersten fünf Jahren hatte er einen einzigen Sieg zu verbuchen. Nach dem Wechsel zu Vána nutzte Kratochvíl aber seine Chancen und wuchs zu einem der größten Talente über den Hindernissen. Dieses Jahr gewann er mit Mazhilis das Gran Premio Merano und wurde mit dem von der Familie Kleibömer gezogenen Ange Guardian (Banyumanik) zweiter in der Großen Pardubitzer. „Diese zwei Rennen haben mir dieses Jahr die größte Freude gemacht und ich bin überzeugt, dass beide Pferde noch große Sachen zeigen werden,“ meinte Kratochvíl nach seiner zweiten Championats-Krönung. Auf den weiteren Plätzen der Statistik sind Jaroslav Myska und Josef Vána jr.

Eine ganz andere Art von Championatskampf entwickelt sich in Polen, wo es noch vier Renntage in Warschau geben wird. Der mit 53 Siegen führende Szczepan Mazur begab sich nach dem Hauptereignis der Herbstsaison Wielka Warszawska bereits in die Vereinigten Arabischen Emirate und wird von dort aus nur noch beobachten können, ob er von Michal Abík passiert wird oder nicht. Der junge Slowake punktet fleißig weiter und brachte es bereits auf 49 Siege.

In Tschechien und der Slowakei sollte es in den nächsten Wochen und Monaten zu einigen interessanten Teamwechseln in den größten Ställen kommen. Einen interessanten Neuzugang gibt es bereits jetzt zu melden. Das Gestüt Skrzice holt als neuen Deckhengst den gr.2 Sieger Sleeping Indian (Indian Ridge), der die letzten zehn Jahre in England deckte, nach Tschechien. Der 15-jährige Hengst war neben den Erfolgen in den Challenge Stakes (Gr.2) und Hungerford Stakes (Gr.3) u.a. vierter im Breeders‘ Cup Mile, sein bisher bester Nachkomme ist der letztjährige Gr.3 Sieger Crazy Horse. Sleeping Indian löst im mährischen Skrzice den nach Polen zurückkehrenden Alaska River ab.

Martin Cap, Prag