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Post aus Prag - polnische Stars

My Luck schlägt Laurentius im Ungarischen St. Leger. fotovolf.com - Václav Volf

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 438 vom Donnerstag, 06.10.2016

Zwei Pferde haben dieses Jahr in Polen für große Euphorie gesorgt. Zuerst war es der aktuelle Derbysieger Caccini (American Post), der bis zu seinem Start im Großen Preis von Berlin als Wunderpferd galt und mit dem man das „Arc“ als Wunschziel angepeilt hatte. Dann kamen die großen Tage des in 12 Starts ungeschlagenen Va Bank (Archipenko), der im Preis der Sparkassen Finanzgruppe (Gr. III) in Iffezheim ein so gutes Pferd wie Potemkin überraschend leicht schlagen konnte und danach das Interesse des Team Valor geweckt hatte. Vielleicht war es gerade der heiß diskutierte Vergleich der zwei Stars, der das Team von Va Bank zwang, statt in Chantilly zur Titelverteidigung in der Wielka Warszawska (2600 m, ca. 51.000 Euro) anzutreten. Das am Anfang von Oktober in Warschau ausgetragene Kult-Rennen ist der polnische Saisonhöhepunkt schlechthin. Am Ende gab es einen überraschenden Sieger, und der hieß Caccini.

Im kleinen sechsköpfigen Feld wollte niemand so richtig die Pace machen, und so ging Tomás Lukásek mit Caccini auf die Spitze. Ein Schritt, der mehr überlegt als spontan war, da sich das Team um Lukásek und Trainer Adam Wyrzyk vor dem Rennen mit mehreren taktischen Varianten beschäftigt hatte. Lukásek machte ein sehr langsames Tempo, mit dem sich alle restlichen Gegner inklusive Marek Brezina auf Va Bank schnell abgefunden haben. Als das Feld in die Zielgerade kam, kam Va Bank langsam in Schwung, Caccini hatte aber genügend Kräfte gespart. Der Iffezheimer Sieger tat sich in den letzten Metern überraschend schwer. Er kam zwar langsam näher, aber Caccini rettete sich um eine halbe Länge ins Ziel. Dritte wurde die früher im Besitz von Jaber Abdullah laufende Height Of Beauty (Youmzain). „Vor dem Rennen sprach man nur über Va Bank, fast sah es so aus, als ob man uns vollkommen vergessen hätte,“ sagte Lukásek. „Das Führpferd von Caccini wurde im letzten Moment gestrichen und der Trainer gab mir nach langen Diskussionen freie Hand, was die Taktik betrifft. Es waren 10.000 Menschen auf der Rennbahn und eine tolle Atmosphäre, da waren natürlich Emotionen im Spiel.“

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Einen großen Renntag gab es am vergangenen Sonntag auch in Budapest. Im ungarischen St. Leger setzte sich knapp My Luck (Steady As A Rock) mit Stanislav Georgiev aus dem Besitz und Zucht des Gestütes Bábolna durch. Der Sieger des Frühjahrsklassikers Nemzeti Díj aus dem Training von Ferenc Csupor verwies zwei deutsch gezogene Pferde auf die Plätze, als der im Gestüt Helenenhof geborene Laurentius (Distant Music) Zweiter vor Prairie Lukas (Aqlaam) aus dem Gestüt Hofgut Heymann wurde. Im Tattersalls Díj über 2200 Meter lief der auch in Deutschland bekannte Red Hot Calypso (Art Connoisseur) seinen Gegnern davon, der Zweite Rhett Butler musste eine Niederlage um 8 Längen einstecken. Im traditionsreichen Szent László Díj (1400 m) für zweijährige Pferde setzte die in Ebreichsdorf wirkende Trainerin Ziva Prunk ihre erfolgreiche Herbstkampagne fort, als ihre Stute Eva Gore (Paco Boy) den ungarisch gezogenen Cimbora (Steady As A Rock) niederringen konnte.

 Am kommenden Wochenende ist aber alles in der Region auf Hindernisrennen ausgerichtet. Die Große Pardubitzer (6900 m, ca. 180.000 Euro) ist noch immer das einzige Rennen in der Gegend, dessen Starter auf der Straße erkannt werden und über dessen Ausgang jeder zweite Tscheche spricht. Das zweitägige Meeting in Pardubitz ist eine besondere Institution auch im Rahmen des kleinen tschechischen Rennsports, denn es werden dort die Saisonhöhepunkte in allen Kategorien von Hindernisrennen entschieden. Außerdem handelt es sich derzeit um das einzige mehrtägige Meeting im Lande. Das Sonntagsprogramm wird komplett live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt, mehrere Stunden davon sogar im ersten Programm.

Der „Otto-Normalverbraucher“ wird sich dieses Jahr allerdings mit der Starterliste der 126. Großen Pardubitzer etwas schwer tun. Der 63-jährige Josef Vána hat sich vor einer Woche entschieden nicht zu reiten, da er sein Pferd Rabbit Hawk Wing (Hawk Wing) als zu unreif für diese Aufgabe empfand. Von den älteren Stars ist nur der letztes Jahr disqualifizierte Sieger Nikas (Scater) dabei, insgesamt laufen nur 15 Pferde. Zwölf weitere Kandidaten haben sich zwar qualifiziert, aber blieben nach den Sommerrennen auf harten Boden nicht gesund. Den letzten Sieg eines deutsch gezogenen Pferdes, der im Gestüt Görlsdorf geborenen Registana (Tauchsport), gab es im Jahre 2004. Dieses Jahr besitzt gute Chancen der Quereinsteiger Ange Guardian (Banyumanik). Den von der Familie Kleibömer gezüchteten Wallach sehen viele Experten als das dunkle Pferd des Rennens. Im Sattel sitzt der frische Sieger des Gran Premio Merano Jan Kratochvíl. Außerdem startet der aus der Zucht von J. Erhardt stammende Universe Of Gracie (Pentire), geritten von Vlastislav Korytár.

Martin Cáp, Pra

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