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Post aus Prag - tschechischer Sieg im italienischen St. Leger

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 391 vom Donnerstag, 29.10.2015

Man hat ihn trotz seiner Klasse nie unbedingt für einen Siegertyp gehalten. Der Sieg von Autor (Authorized)  im italienischen St. Leger (Gr.III, 2800 m) kam auch deshalb alles andere als erwartet. Der fünfjährige Wallach aus dem Stall Meridian im Besitz des Ehepaares Hana und Petr Poledník ließ nach einem gewagten Ritt von Carlo Fiocchi ein Klassefeld, angeführt von Duca Di Mantova (Manduro) und dem Ex-Auenqueller im englischen Training Oriental Fox (Lomitas), hinter sich. Nach Donn Halling bereits ein zweiter tschechischer Sieg in diesem Rennen und für Autor übrigens ein zweites gewonnenes St. Leger, da er dreijährig gewann das mittlerweile nicht mehr ausgeschriebene Österreichische St. Leger in Ebreichsdorf gewonnen hatte. „Das war etwas ganz besonderes...",  schwärmte der Trainer Frantisek Holcák, für den es übrigens der erste Gruppesieg überhaupt ist.

Die Euphorie, die Autor zuhause auslöste, wird noch verständlicher, wenn man sich einige Zahlen näher anschaut. Seit 1992 gab es in Tschechien gerade einmal 25 Pferde mit Blacktype-Status und davon befanden sich nur elf von Anfang an im tschechischen Training. Autor ist erst der fünfte Gruppe III-Sieger. Für beide bisherigen Gruppe I-Sieger Darsalam und Meandre zeichnet der Trainer Arslangirej Savujev verantwortlich, ähnlich wie für die drei Gruppe II-Sieger. Die Liste der tschechischen Starts in Blacktype-Rennen beinhaltet wenige Namen, die sich ständig wiederholen. Neben Savujev und den Trainerveteranen Tomás Satra und Frantisek Holcák sind es vor allem zwei junge Trainer. Václav Luka Jr. trainierte drei von den sechs tschechischen Listensiegern, sein Kollege Pavel Tuma ist derzeit hoch erfolgreich mit dem Top-Steher Trip To Rhodos (Rail Link) im Besitz des Präsidenten des Jockey Clubs Dr. Jirí Charvát.

Die Reiselust und Ambitionen in Blacktype-Rennen vorne mitzumischen, sind zwar in Tschechien etwas höher als in den Nachbarländern Slowakei, Polen und Ungarn, aber die Motivation hält sich noch immer in Grenzen. So sah man dieses Jahr in europäischen Grupperennen nur Autor, Trip To Rhodos, Meandre, Mikesh und Donn Halling. Das hat mehrere Gründe, einer davon ist der verstärkte Wunsch einiger großer Stelle vor allem zuhause präsent zu sein, wo eventuelle Erfolge vom einheimischen Publikum und Geschäftspartnern wahrgenommen werden.

Eine gewisse Rolle spielt aber auch die Absenz eines richtigen Marktes mit Vollblut, vor allem Jährlingen einheimischer Zucht, wegen der man sich schwer tut, den Wert von den wenigen Blacktype-Pferden besser zu erschließen. Die meisten von den mehr als 600 registrierten Rennpferden tschechischer Abstammung wurden entweder von den Besitzern selbst gezüchtet oder als Jährlinge und Fohlen privat aus dem Stall verkauft. Zum Teil für Preise, mit denen man nur schwer konkurrenzfähige Vollblutzucht betreiben kann. Ein „Blacktype“ im Ausland zu ergattern ist zwar aus der Sichtweise der Besitzer und Züchter schön, hat aber in diesen Bedingungen wenig Auswirkung auf den Preis der Pferde, wenn man sie zuhause anbieten will. 

Am Sonntag zelebrierte man in Prag den Abschluss der Saison mit einer fast Fußball-Kulisse. Neben einem Match zwischen den Pardubitzer Legenden Josef Vána und Václav Chaloupka auf zwei Kaltbluthengsten gab es zum ersten mal eine international besetzte Steeplechase um eine Million Kronen. Auf der Distanz 4500 Meter ließ der Favorit Fafintadenient (Sakhee) mit Jockey Jaroslav Myska seinen sechs Gegnern nicht den Hauch einer Chance. 4 1/2 Längen hinter dem Sieger wurde Cáriray (Ray Of Light) Zweiter vor dem stark laufenden Schweden Moss Cloud (Cloudings). Die zwei deutschen Vertreter Stromberg (Medicean) und Jupiter (Electric Beat) belegten den fünften und sechsten Platz etwa 16 Längen hinter Fafintadenient, nachdem es im letzten Bogen kurz aussah, dass mindestens Jupiter der einheimischen Konkurrenz gewachsen ist. Auf den speziell für dieses Rennen konstruierten Sprüngen hatten die Pferde keine großen Probleme und alle Starter kamen ins Ziel.

Ein dritter Schützling von Oliver Schnakenberg versuchte sich am selben Tag im Hürdenrennen über 3300 Meter, belegte aber in dem vom ehemaligen Derbysieger Roches Cross (Whipper) beherrschten Rennen nur den letzten Platz.

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