Drucken Redaktion Startseite

Post aus Prag: Qualfikationen für Große Padrubitzer

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 432 vom Donnerstag, 25.08.2016

In den meisten Rennen gilt, dass alle Jockeys und Ställe am Start gewinnen wollen und mit diesem Ziel auf die Rennbahn gekommen sind. Dann gibt es aber noch die Qualifikationsrennen für die Große Pardubitzer, die vielleicht die schwierigste Aufgabe für alle fachkundige Zuschauer und Wetter darstellen. Denn obwohl die Rennordnung besagt, dass jeder Teilnehmer nur mit höchsten Zielen und Einsatz antreten muss, in diesen sehr spezifischen Cross Country-Rennen über 5800 Meter gilt nur eines – ohne Sturz und Verletzung ins Ziel zu kommen und sich für den Höhepunkt der Saison im Oktober zu qualifizieren. Es ist daher vor diesen Rennen nicht immer leicht zu sagen, wer von den Favoriten defensiv gehen wird und in wie fern die Papierform ausschlaggebend sein wird. Der Tschechische Jockey Club und die Pardubitzer Rennbahn haben zwar oft versucht die Motivation der Starter anzukurbeln, dennoch hört man noch immer vor und nach dem Rennen Sprüche wie: „Wir wollten heute eh nur halbwegs normal ins Ziel zu kommen und sind deshalb mit dem neunten Platz sehr zufrieden.“

Die dritte Qualifikation am letzten Sonntag endete mit einem Favoritensieg, dennoch nicht ohne Zwischenfälle.  Der 9-jährige Charme Look (Look Honey) aus dem Stall Orling und der Zucht des Gestütes Napajedla holte zwar seinen achten Sieg von dreizehn Hindernisstarts, aber ohne seine ständige Reiterin Barbora Málková. Die populäre Amazone kam während des Renntages zu einem schweren Sturz, erlitt eine Gehirnerschütterung und musste im letzten Moment durch den viele Jahre in Deutschland tätigen Lukás Sloup ersetzt werden. Im Rennen selbst ließ der Start-Ziel gehende Wallach seiner Gegnerschafft keine Chance und empfiehl sich somit auch für die Große Pardubitzer. Letztes Jahr hatte er noch den prestigereichen Moldau-Preis im Rahmenprogramm gewonnen, diesmal will die Trainerin Martina Ruzicková den ganz großen Wurf wagen. Allerdings bleibt unklar, mit welchem Reiter – Málková selbst ist noch nicht qualifiziert und hat dafür nur eine letzte Chance im September.

Von mehreren Pferden deutscher Zucht im Rennen wurde der von Susanne und Jürgen Kleibömer gezogene Ange Guardian (Banyumanik) zweiter und hat somit nach zwei größeren Siegen in Lissa an der Elbe sein erstes starkes Resultat in der Hindernishochburg Pardubitz gezeigt. Dritter wurde Rabbit Well (Dream Well) vor dem amtierenden Sieger der Großen Pardubitzer Ribelino (Truth Or Dare). Der aus der Zucht von Hans-Theo Bechstein stammende Gauner Danon (Royal Dragon) und der im Gestüt Helenenhof geborene Broker (Sir Warren) kamen nicht ins Ziel. Einen Erfolg der deutschen Zucht gab es aber im zweiten großen Rennen des Tages, einer Steeplechase Cross Country über 5200 Meter – die von der Familie Gutschow gezogene Arcione (Librettist) festigte mit ihrem hochüberlegenen Sieg um 8 Längen das Renommee einer aufstrebenden Macht in diesem Typ von Rennen. Im Sattel saß Jaroslav Myska, der zusammen mit seiner Frau Stepánka auch für die Vorbereitung von Arcione verantwortlich ist.

In Budapest gab es wieder einmal einen deutschen Einlauf 1-2 in einem Top-Rennen. Der in der Wiener Freudenau von Tamara Richter für australische Interessen vorbereitete Global Gentl (Areion) aus der Zucht des Gestütes Auenquelle siegte nach zwei Platzierungen im traditionsreichen Szent István Díj (2200 m). Der dreijährige Hengst mit István Kosma im Sattel hielt bis zum Ziel die vom Stall 5-Stars gezogene 4-jährige Eltham (It’s Gino) in Schach, dritter wurde ein weiterer Dreijähriger Merion (Soldier Of Fortune). In der Slowakei gab es einen weiteren Sieg eines Nachkommens von Jukebox Jury – die im Gestüt Hachtsee geborene Schimmelstute Zoriana aus dem Stall PD Senica war über 1000 Meter auf der Provinzbahn Senica-Cácov erfolgreich.

Mit dem Ende der Sommerferien nähert sich die Region die großen Meetings. Schon am Sonntag öffnet nach der Sommerpause die Prager Rennbahn Velká Chuchle ihre Pforten. Neben dem tschechischen St. Leger, wo sich die Derbysieger Gontchar (Champs Elysees) und Timekeeper (Galileo) treffen, gibt es die hochdotierte „Agrofert Grand National – Pokal von Josef Vána“ (4500 m, ca. 36 000 Euro) mit einer 120 Minuten langen Liveübertragung im Fernsehen.

 Martin Cáp, Prag

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90