Drucken Redaktion Startseite

Post aus Prag: Zwei ganz verschiedene Welten im tschechischen und slowakischen Rennsport

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 426 vom Donnerstag, 14.07.2016

Auf den ersten Blick sind es zwei ganz verschiedene Welten, die man am kommenden Wochenende im tschechischen und slowakischen Rennsport sehen kann. Einerseits das Slowakische Derby in Bratislava, ein glanzvoller Tag mit fünf international besetzten Flachrennen der obersten Kategorie, anderseits Basissport auf den kleineren Rennbahnen im mährischen Slusovice und nordböhmischen Mimon. Und doch gibt es einige Verbindungspunkte zwischen diesen Veranstaltungen. Noch vor drei Wochen liefen die Hengste Timekeeper (Galileo), Secretive Lord (Egerton) und Golden Devil (Pop Rock) gegeneinander im Tschechischen Derby. Der erst genannte rechte Bruder zum Gr.1 Sieger und europäischen Champion Rip Van Winkle endete in Prag mit Filip Minarik nach einem unglücklichen Rennverlauf im geschlagenen Felde und soll sich jetzt im slowakischen Pendant beweisen. Hingegen seine zwei Gegner laufen am selben Tag in einem Ausgleich III mit Nachwuchsreitern auf dem kleinen Rechtskurs mit scharfen Bögen in Mimon. Einige weitere frühere Derby-Hoffnungen, die es nicht ins Blaue Band geschafft haben, treten inzwischen im Hindernisteil des Renntages an. So schnell kann es am Anfang des Sommers gehen.

Der slowakische Derbytag spielt in der Region eine ähnliche Rolle wie das Irische Derby nach den Festspielen von Epsom und Ascot. Erprobte Dreijährige aus mehreren Ländern fahren nach Bratislava zu einer Art Revanchepartie und internationalen Vergleich. So war es mindestens früher, als noch Pferde aus Wien, Budapest und gelegentlich auch Warschau mit von der Partie waren. Inzwischen handelt es sich eher um einen Länderkampf zwischen den Slowaken und Tschechen mit deutschen Akzenten. Immerhin 10 von den 23 bisherigen Jahrgängen des Slowakischen Derby (2400 m, 64 000 Euro) wurden von deutschen Ställen gewonnen. Das letzte Mal allerdings schon vor vier Jahren, als der von Roland Dzubasz trainierte Maximool mit Rastislav Jurácek allen davonlief. Diesmal kommt der einzige deutsche Starter aus Ravensberg. Andreas Wöhler, 2007 mit Carmond erfolgreich, schickt den bereits im Swiss Derby aufgebotenen Grants Pass (Cape Blanco) ins Rennen. Geritten wird der Hengst von Jozef Bojko, der auf der Rennbahn in Bratislava groß geworden ist und hier in den 80ern seine ersten Siege in Ponyrennen feierte.

Bojko wird aber bei seinem Heimspiel nicht als Favorit gehandelt. Das letzte Trial wurde vom Tschechen Albe Back (Archipenko) gewonnen, brandgefährlich ist auch der von Gestüt Auenquelle gezogene und in Ebreichsdorf für den australischen Agenten David Baker trainierte Global Gentl (Areion), unlängst etwas unglücklich Dritter auf schwerem Boden, der schon etwas an die Verhältnisse beim Deutschen Derby erinnerte. Die slowakischen Ställe sind mit einigen späten und bisher versteckten Pferden gerüstet. Der aus der Zucht des Stalles 5-Starts stammende Sieger des Großen Preises der BBAG Royal Gino (It’s Gino) suchte im Frühjahr lange nach seiner letztjährigen Form, zeigte aber mit einem zweiten Platz im Trial die lange erhoffte Steigerung.

Der Jockeychampion Jaroslav Línek, im slowakischen Derby bisher vom Pech verfolgt, sitzt auf Fantastic Lacy (Manduro), einem weiteren Pferd aus der Region, auf das Interessenten aus Australien aufmerksam wurden, allerdings abgelehnt wurden. Mit dem Außenseiter Kaiserwalzer (Wiener Walzer) ist im Derby auch der Züchter Theo Hodinius vertreten. Im Rahmenprogramm sind in Blacktype-Rennen erprobte Größen wie Autor (Authorized), Tamarind Cove (Galileo) oder Touch Of Genius (Galileo) zu sehen.

In Tschechien ist dieser Teil des Sommers vorwiegend Hindernisrennen gewidmet. Es gab in den letzten Tagen sehr gut besuchte Renntage im mährischen Svetlá Hora auf der einstigen Trainierbahn des viermaligen Siegers der Großen Pardubitzer Zelezník (Zigeunersohn) und in Lysá an der Elbe. Auf der populären Waldrennbahn unweit von Prag glänzte im Hauptrennen, einem Cross-country über 4600 Meter, der von Susanne und Jürgen Kleibömer gezogene Ange Guardian (Banyumanik). Der als schwierig geltende 8-jährige Wallach verbrachte die ersten drei Jahre seiner Hinderniskarriere in kleinen Rennen, aber Trainer Josef Vána entdeckte in ihm ein Springtalent und der Sieg in Lysá mit Josef Vána jr. im Sattel war für ihn bereits der zweite in der höchsten Leistungsklasse. Jetzt wird man mit ihm die Qualifikation für die Große Pardubitzer versuchen.

Martin Cáp, Prag

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90