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Post aus Prag

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 388 vom Donnerstag, 08.10.2015

Das Triple Crown-Fieber in Osteuropa geht weiter. Nur wenige Wochen nach dem polnischen Star Va Bank (Archipenko) hat es auch der Schimmel Quelindo (Aussie Rules) in Ungarn geschafft. Gerade einmal 9000 Euro hatte der Hengst aus der Familie der Quebrada gekostet, als ihn György Deák auf der BBAG-Jährlingsauktion ersteigert hatte. In den Farben des erfolgreichsten ungarischen Stalles Álmodó bleibt er nach sechs Starts ungeschlagen. Den letzten Beweis seiner Klasse lieferte der Schützling von Gábor Maronka am Sonntag, als er unter Michael Cadeddu den Magyar St. Leger gegen sieben Gegner gewonnen hatte. Es waren vielleicht die erfolgreichsten 15 Minuten in der Geschichte des Gestütes Paschberg, denn Quelindo und Cadeddu ließen sich noch auf der Budapester Rennbahn feiern, als in Deutschland die Halbschwester des Siegers Queenie (Areion) den Grossen Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf (Gr.3) gewonnen hatte.

Seinen sechsten Karrieresieg sicherte sich Quelindo allerdings erst nach Protest. Eigentlich siegte nämlich nach einem langen Kopf-an-Kopf-Duell um einen Hals der serbische Gast El Dorado (Danebury Hill) mit Alexander Sasic im Sattel, doch die Budapester Rennleitung hat die Reihenfolge wegen zwei Kontakten der Pferde in der Zielgeraden geändert und Sasic erhielt Reitverbot für 2 Tage.

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Quelindo gewann alle bisherigen Rennen mit Reserve und musste am Sonntag erst zum zweiten Mal in seiner Karriere kämpfen. Wie gut er wirklich ist, wird sich aber erst im nächsten Jahr zeigen. Ähnlich wie die Polen sind auch die großen ungarischen Ställe nicht besonders reiselustig und ziehen es vor, in den einheimischen Top-Rennen an den Start zu gehen. Die Erfolge von Pferden wie Overdose oder in der jüngsten Vergangenheit Thunder Teddington und Seperate Opinion zeigen aber, dass es nicht immer eine optimale Entscheidung ist.

Der Schweizer Listensieger und dritter im Badener Steher-Cup Thunder Teddington (Halling) musste am Sonntag übrigens eine knappe Niederlage um einen Kopf einstecken, als der vom Gestüt Röttgen gezogene Akaba (Kallisto) nach einem Meisterritt von Károly Kerekes siegte. Michael Cadeddu hat für seinen Ritt auf dem Favoriten einen Tag Reitverbot wegen der Behinderung des ehemaligen Derbysiegers Mayday (Sternkönig) bekommen. Der in Görlsdorf gezogene fünfjährige Schimmel wurde Vierter, im geschlagenen Feld endeten der Brümmerhofer Danestar (Medicean) und Auenqueller Tim Twister (Lando).

Diese Woche dreht sich in der Region jedoch alles um Hindernisrennen. Das große Meeting in Pardubitz hat in Tschechien und seinen Nachbarländern seine ganz besondere Anziehungskraft. Das konnte man sehr gut auch in den Worten des jungen Trainers Pavel Tuma fühlen, als er sich in Paris Longchamp über den vierten Platz seines Schützlings Trip To Rhodos (Rail Link) im Prix du Cadran (Gr.1, 4000 m) freute. Der Privattrainer des Präsidenten des tschechischen Jockey Clubs, Dr. Jirí Charvát, dessen Flach- und Hindernispferde im schlesischen Dvorce stehen, meinte: „Diese Platzierung ist für mich mehr als ein Traum. Aber ob wir eine gute Saison hinter uns haben werden oder nicht, das wird sich erst nach dem nächsten Wochenende in Pardubitz zeigen…“

In der Großen Pardubitzer (6900 m, 5 Millionen Kronen) gibt es ein 22-köpfiges Feld mit einem Gast aus Frankreich. Nachdem letztes Jahr die dreimaligen Sieger Tiumen und Orphee des Blins ihre Karriere beendeten, ist man auf der Suche nach einem neuen Star. Da erst zum dritten Mal in den letzten 30 Jahren der Liebling der Nation, Josef Vána nicht in den Sattel steigen wird, verteilt sich diesmal der Medien-Hype auf mehrere Seiten. Seine vielleicht größte bisherige Chance auf einen Erfolg hat Josef Vána Jr. mit dem neunjährigen Rabbit Well (Dream Well), ein Pferd von großer Klasse, aber auch ein sehr eigensinniges Pferd, das mehrmals am Start blieb und nicht abspringen wollte. Der Besitzer Zdenek Jandejsek gab ihn in den Vána-Stall als eine Art letzte Chance, nachdem er vorher vier andere Trainer gewechselt hatte. Gute Aussichten sollte auch der Trainingskollege Zarif (Observatory) mit Josef Bartos haben. Zum Favoritenkreis zählt noch der von Joachim Erhardt gezogene Wallach Universe Of Gracie (Pentire), dessen Besitzer Ludek Mikulecký vor zwei Monaten plötzlich im Alter von 50 Jahren gestorben ist und seinen großen Traum über den Pardubitzer Sieg nicht mehr erleben kann. Unter den Außenseitern ist der Achte vom letzten Jahr, Gauner Danon (Royal Dragon) aus der Zucht von Thomas Bechstein.

Bei dem großen Feld und mehreren Verletzungen im Vorfeld gibt es einen extremen Mangel an Jockeys. Aus Frankreich reisen deshalb Kevin Guignon und Jordan Duchene, aus Italien Raffaele Romano und aus England Thomas Garner und Tom Cannon an. Auf dem Außenseiter Orix gibt der in Deutschland tätige Vlastislav Korytár sein Debüt im Rennen. Da auf der Starterliste eigentlich alle Top-Hindernisjockeys des Landes stehen, werden eventuelle Wechsel im Falle von Verletzungen im Rahmenprogramm sehr schwierig sein.

 

Martin Cáp

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