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Pastorius bezwingt den „Unverlierbaren“

Pastorius mit Terence Hellier gewinnt das Deutsche Derby Foto:www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

Es gibt keine „Unverlierbaren“ im Galoppsport. Jedes Rennen muss auf dem Rasen der Rennbahn erst einmal gewonnen werden, auch wenn die Ausgangslage im Vorfeld noch so eindeutig erscheint. Gerade das Deutsche Derby, das „Rennen der Rennen“ im Leben eines Vollblüters, hat sich schon oft als „Friedhof der Favoriten“ erwiesen und machte seinem Ruf am Sonntag im SPARDA 143. Deutsches Derby (Gruppe I, 2400m, 500.000€) erneut alle Ehre.

Der von Championtrainer Andreas Wöhler gesattelte Novellist, der als bis dato ungeschlagener 17:10 Favorit mit Eduardo Pedroza im Sattel das Rennen aufnahm, bezog im Derby überraschend seine erste Niederlage. Ein etwas konsternierter Andreas Wöhler meinte nach dem Rennen: „Es war alles o.k., mit Ausnahme der Tatsache, dass wir nicht gewonnen haben.“ Statt der in den bisherigen Rennen beobachteten explosionsartigen Beschleunigung in der Zielgerade tat sich Novellist diesmal nach einem Rennen im hinteren Mittelfeld weit schwerer, nach Erreichen der Zielgerade nach vorne aufzuschließen. Er kam zwar an nachlassenden Konkurrenten vorbei in vordere Linie, doch konnte er sich nicht von den beiden innen von ihm kämpfenden Gegnern, Gestüt Ebbeslohs Girolamo (Andrasch Starke) und Gestüt Ammerlands Baltic Rock (Gary Hind), lösen.

Als dann der stets in seinem Fahrwasser postierte Pastorius an der Außenseite von Jockey Terence Hellier eingesetzt wurde, kam dieser mit dem größeren Schwung sogar noch an ihm vorbei und sicherte sich als 321:10 Außenseiter mit einer halben Länge Vorsprung den Derby-Erfolg vor dem etwas enttäuschenden Favoriten, der bislang stets mit mindestens fünf Längen Vorsprung die Konkurrenz deklassiert hatte. Diesmal hing selbst sein 2. Rang am seidenen Faden, doch verteidigte er diesen mit einem kurzen Kopf Vorsprung gegen Girolamo. Der zwischen Novellist und Girolamo galoppierende Baltic Rock hatte in der Endphase nicht viel Platz und musste sich mit Rang 4 begnügem, so dass sich für ihn die kostspielige Nachnennung zumindest finanziell nicht gelohnt hat, da das Preisgeld für Rang 4 weit geringer als die Nachnennungsgebühr ausfällt. Dennoch dürfte der sportliche Wert eines 4. Platzes im Derby das finanzielle Minus aufwiegen. Das letzte Preisgeld holte sich mit Black Arrow (Lanfranco Dettori) ein Trainingsgefährte von Novellist, der als Co-Favorit angetreten war und zu Beginn der Zielgerade durchaus chancenreich schien, doch auf den letzten 200 Metern zurückstecken musste.

Der siegreiche Pastorius im Besitz von Franz Prinz von Auersperg sorgte für den ersten Derby-Sieg seines Trainers Mario Hofer. Der in Krefeld ansässige Österreicher stellte bei 25 Versuchen seit 1987 bislang dreimal den Zweitplatzierten, diesmal hatte er endlich niemanden mehr vor sich. Auch der 46jährige Terence Hellier konnte sich zum ersten Mal zur Siegerehrung nach dem Derby einfinden. Der erfolgreiche Jockey probiert es seit 1989 immer wieder im Derby und konnte bislang ebenfalls nur einen 2. Platz als beste Ausbeute vorweisen.

Pastorius, dessen Erfolg den größten Außenseitersieg beim Deutschen Derby seit Temporals Sieg im Jahr 1991 markierte, erinnerte sich offensichtlich seiner Leistungsstärke als Youngster. Im letzten Jahr konnte sich der Soldier Hollow-Sohn bereits als Gruppe-Sieger im Ratibor-Rennen auf der Heimatbahn auszeichnen. In dieser Saison lief es im Busch-Memorial, das er als Favorit gestartet nach wenig glücklichem Rennverlauf nur auf Platz 4 beendete, und im Mehl-Mülhens-Rennen, in dem er auf Rang 7 endete, doch sich nach dem Rennen eine Verschleimung der Atemwege bei ihm offenbarte, nicht so erfolgreich für ihn. Am ersten Julisonntag war Pastorius jedoch wieder der Chef im Derby-Ring und beglückte nicht nur sein Team bestehend aus Besitzer, Trainer und Jockey mit ihrem jeweils ersten Derby-Sieg, sondern sorgte auch für den ersten Derby-Erfolg seines Vaters Soldier Hollow in dessen noch junger Gestütskarriere.

1.062.572 Euro flossen an Wetteinsätzen durch die Kassen. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr. "Im Derby gab es einen klaren Favoriten, was für die Wetteinsätze nicht gut war", kommentierte Renn Club-Schatzmeister Hans-Ludolf Mathiessen, "ansonsten kann man mit dem Tag mehr als zufrieden sein."

Das SPARDA Derby-Meeting wird vom Dienstag, 3. Juli bis zum Donnerstag 5. Juli, in Hamburg-Horn fortgesetzt. Gleich am Dienstag steht mit dem IDEE Großer Hansa Preis ein mit 70.000 Euro dotiertes und prestigeträchtiges Rennen im Programm. Dort wird auch der Derbysieger 2011, Waldpark, an den Start gehen.

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