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Paris, Paris – wir fahren nach Paris

Danedream - die überlegene Arc-Siegerin. www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 185 vom Freitag, 07.10.2011

Danedreams Erfolg in Paris (click zum Rennen mit Fotos und Videos) bescherte der deutschen Vollblutzucht ihren ersten Arc-Sieg nach 36 Jahren. Viele deutsche Turf-Fans haben den Sieg der deutschen Ausnahmestute am Fernsehschirm oder per Internet verfolgt, doch etliche waren auch auf der Rennbahn in Longchamp live mit dabei. Einer unser Leser hat uns eine sehr persönliche Schilderung seiner Arc-Erlebnisse zur Verfügung gestellt, die wir hier unbearbeitet abdrucken.

Wie wird es wohl sein, wenn ich einen deutschen Arc-Sieg live erlebe?

Ich habe mich schon immer gefragt, wie es wohl sein würde, einmal bei einem deutschen Arc-Sieg live dabei zu sein. Vor zwanzig Jahren besuchte ich erstmals die Pariser Monumentalrennbahn in Longchamp am ersten Oktoberwochenende. Damals war es ein spontaner Entschluss als Reaktion auf eine in der Sport-Welt erschienene Anzeige eines Veranstalters von Busreisen, der ein Komplettangebot aus Fahrt, Übernachtung und Eintritt zur Rennbahn anbot.

Wir schrieben das Jahr 1991 und eine von Raimund Prinzinger in Mülheim trainierte 4jährige Stute namens Indica wollte in Paris den Griff nach den Sternen wagen. Die zuvor in Hansa-Preis und Aral-Pokal siegreiche Athenagoras-Tochter musste im Kölner Europa-Preis zwar den Fährhofer Lomitas klar vor sich dulden - und eigentlich wünschte sich Turf-Deutschland damals nichts sehnlicher als einen Arc-Auftritt des dreijährigen Europa-Preis-Siegers - doch entscheiden nun einmal Besitzer und Trainer eines Vollblüters über einen Arc-Start und nur Indicas Team hatte sich das Ziel gesetzt, zwei Wochen nach dem Europa-Preis nach Longchamp zu reisen. Doch aufgrund eines schwachen Abschlusstrainings wurden die Arc-Pläne wieder storniert und Indica beendete ihre Laufbahn, ohne den Versuch gestartet zu haben, Turf-Deutschland ein Erfolgserlebnis in Europas Prestigerennen zu verschaffen.

Mein Busticket war allerdings schon bezahlt und so ließ ich mich getreu dem etwas abgewandelten Motto der zum DFB-Pokalfinale anreisenden Fußballfans „Paris, Paris – Wir fahren nach Paris“ in den Bois du Boulogne kutschieren. Es sollte ein Wochenende werden, das mich auch ohne Indicas Arc-Start verzauberte und mich zu einem regelmäßigen Arc-Touristen machte. Hier sah man an einem Wochenende Vollblut-Cracks am laufenden Band in zahlreichen Gruppe-Rennen. Ich fühlte mich wie auf einem anderen Planeten. Auch wenn mein Liebling Elsurimo im Prix du Cadran, einem Extremsteher-Rennen über 4000m, das aufgrund meiner Vorliebe für die „Nurmi“-Rennen schon immer meine besondere Aufmerksamkeit genoss, eine bittere Niederlage einstecken musste und nur Vierter wurde, bescherte mir mein erster Arc-Besuch gleich das Triumphgefühl, eine deutsche Siegerin feiern zu können. Terence Hellier ritt die Stutenderby-Siegerin Martessa zu einem kaum für möglich gehaltenen Erfolg im damals noch zur Gruppe II rechnenden Prix de l’Opera. Ein herrlicher Moment, bei dem sich genau erkennen ließ, welche der mehr als 50.000 Zuschauer auf der Bahn aus Deutschland angereist waren.

Natürlich bleibt auch der erste Arc-Sieger, den man leibhaftig gesehen hat, immer gut im Gedächtnis. Es war der Franzose Suave Dancer mit Cash Asmussen im Sattel, der die französischen Turf-Fans jubeln ließ. Unerwartet hatte der britische Favorit Generous, der Suave Dancer im irischen Derby noch klar besiegt hatte, im Arc nichts zu bestellen und musste dem französischen Derby-Sieger das Feld überlassen. Zum ersten Mal erlebte ich dabei die für das Arc-Wochenende typische Rivalität zwischen französischen Turf-Fans und den in unglaublichen Scharen von der Insel angereisten Briten und Iren, die ihre Matadoren nach Paris begleiten. Es ist eine friedliche Rivalität, die in Form von Anfeuerungsschreien und Jubelstürmen ausgetragen wird und dem Wochenende seinen besonderen Charakter verleiht.

2008 - It's Gino mit Thierry Thulliez bei der Arc-Parade in Longchamp. www.galoppfoto.de2008 - It's Gino mit Thierry Thulliez bei der Arc-Parade in Longchamp. www.galoppfoto.deMich hat es begeistert und ich bin in den folgenden Jahren immer wieder Anfang Oktober dem Lockruf des Arc-Wochenendes gefolgt. Scherzhaft habe ich vor einigen Jahren einmal gesagt, dass ich keinen Arc mehr auslassen dürfe, schließlich würde ich es mir nicht verzeihen, wenn das Wunder eines deutschen Arc-Sieges geschähe und ich auf der heimischen Couch säße. Ich habe mich über manch grandiose Platzierung eines deutschen Vollblüters wie Borgia, Tiger Hill und It's Gino (click zum Rennen) im Arc freuen dürfen und auch manchen deutschen Triumph in einem der Rennen des Rahmenprogramms wie Soldier Hollow im Dollar, Le Miracle in „meinem“ Cadran, Lady Marian im mittlerweile zur Gruppe I-Prüfung aufgestiegenen Opera und Toylsome im Foret feiern können. Diese Siege waren bewegende Momente, doch das i-Tüpfelchen, der Arc-Sieg, fehlte einfach.

Zarkava mit Christophe Soumillongewinnt den  87. Qatar Prix de L'Arc de Triomphe. www.galoppfoto.deZarkava mit Christophe Soumillongewinnt den 87. Qatar Prix de L'Arc de Triomphe. www.galoppfoto.deJeder Zuschauer in Longchamp, auch der rennsportunerfahrene Neuling, spürt die Bedeutung des Arcs, die ganze Dramaturgie des Renntags kulminiert in diesem Rennen. Ein Gruppe I-Erfolg gegen internationale Top-Konkurrenz ist ein sportlich wichtiges Ereignis, doch am ersten Oktobersonntag steht es immer im Schatten des Arc-Erfolgs. Da kennt der Jubel dann keine Grenzen, die Emotionen übermannen fast jeden.

An diesem Sonntag war es dann nach zwanzig Jahren so weit: Ich durfte meiner ersten deutschen Arc-Siegerin zujubeln. Es war in vielerlei Hinsicht ein besonderer Sonntag. Noch nie erreichte nach meiner Erinnerung das Thermometer an diesem Tag solche Höhen und ließ jeden vergessen, dass es der erste Oktobersonntag war. Bei nahezu 30 Grad und Dauersonnenschein vom blauen Himmel wähnte man sich eher am Tag des Grand Prix de Paris, der am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, in Longchamp ausgetragen wird. Es bevölkern zwar in jedem Jahr Menschenmassen das Hippodrom am Arc-Sonntag, doch diesmal hatten sich noch mehr Menschen als sonst in den Pariser Westen aufgemacht. Das Autochaos rund um die Rennbahn nahm Formen einer Belagerung an, die Menschenschlangen vor dem Sicherheitscheck am Eingang schienen kein zu Ende zu nehmen, alles war noch ein Spur heftiger in diesem Jahr als sonst.

2011 - Kasbah Bliss mit Gerald Mosse gewinnt den Qatar Prix du Cadran vor Tres Rock Danon. www.galoppfoto.de2011 - Kasbah Bliss mit Gerald Mosse gewinnt den Qatar Prix du Cadran vor Tres Rock Danon. www.galoppfoto.deSchon der Auftakt des Renntags nach einem aus deutscher Sicht ernüchternder Samstag mit Durban Thunders Untergang und Theo Danons Mittelfeldplatzierung im Dollar ließ die Stimmung bei mir steigen. Der Hickst-Schützling Tres Rock Danon, der bei allen bisherigen Frankreich-Starts auf Gruppe-Parkett stets nur im Mittelfeld gelandet war, kämpfte im Cadran tatsächlich um den Sieg mit. Gegen den vom Ende des Feldes heranrauschenden Franzosen Kasbah Bliss hatte er zwar keine Chance, doch Andreas Suborics hielt mit ihm im Kampf um die Platzierung die beiden Fabre-Schützlinge Ley Hunter und Brigantin, die auch durch die Zielfotografie nicht zu trennen waren, knapp auf Distanz. Ein 2. Platz im Cadran, das war doch schon einmal etwas. Dass es gerade Kasbah Bliss war, der ihm den Sieg verwehrte, ließ mich die Niederlage noch leichter verschmerzen. Der 9jährige Franzose hatte es bei seiner vierten Cadran-Teilnahme nach jeweils einem 2., 3. und 4. Rang diesmal mehr als verdient, sich endlich auch in die Siegerliste dieses – nach dem französischen Derby – zweitältesten französischen Galopprennens einzutragen.

2011 - Simon Springers Dabirsim mit Frankie Dettori stürmt zum Sieg im Grand Criterium. www.galoppfoto.de2011 - Simon Springers Dabirsim mit Frankie Dettori stürmt zum Sieg im Grand Criterium. www.galoppfoto.deEs blieb bekanntlich nicht bei diesem einen 2. Platz für einen deutschen Galopper, der Tag hatte noch mehr zu bieten. Auch wenn man einen in Frankreich vom jungen Christophe Ferland trainierten Vollblüter nicht wirklich als deutschen Vertreter ansehen kann, so erwärmten sich nicht nur die Franzosen, sondern auch die deutschen Zuschauer am Sieg des Youngsters Dabirsim im Grand Criterium, das seit einigen Jahren als Prix Jean Lagardere gelaufen wird. Da hat der Münchener Buchmacher Simon Springer wahrlich einen Zweijährigen-Crack in seinem Besitz, auf dessen weitere Entwicklung man gespannt sein kann. Der Ritt von Lanfranco Dettori in diesem Rennen zeigte Qualitäten, die man je nach Betrachter entweder als abgezockte Genialität oder dreisten Übermut bezeichnen kann. Da Dettori Erfolg mit seinem späten Vorstoß an der Innenseite hatte, der ihm letztendlich den 500. Gruppe-Treffer bescherte, entschied ich mich für die Einstufung „genial“ und erfreute mich an Dettoris überschäumender Freude nach dem Sieg im Führring von Longchamp, der stets auch als Absattelring dient. Zu diesem Zeitpunkt, rund eine Stunde vor dem Arc, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet Andrasch Starke in puncto Jubelorgien ihm später würde nacheifern können.

Die knisternde Spannung vor dem Großereignis ist in jedem Jahr ähnlich. Ich konnte mich auch in diesem Jahr gar nicht satt sehen an den Arc-Protagonisten. Der aus Australien ins O’Brien-Quartier übergesiedelte So You Think ist ein vierbeiniger Modellathlet, der es mir bei jeder Runde angetan hatte. Die favorisierte Französin Sarafina ist nett anzuschauen, vertritt als Stute jedoch einen weit leichteren Schlag als So You Think, dessen wuchtig muskulöse Erscheinung fast schon bedrohlich wirkte. In der Stutenabteilung des Arc-Feldes – die Starter sind im Führring nach Geschlecht und Startnummer sortiert – tauchte mit der Nummer 15 auch Danedream auf. Eine deutsche Starterin im Arc erzwang natürlich das Daumendrücken, auch wenn es mir in früheren Jahren oft leichter gefallen ist. Ihre Talente auf der Rennbahn sind unbestritten, der bisherige Verlauf der Saison war zweifellos beeindruckend, doch ist sie das lebende Gegenbeispiel für die oft zu hörende Aussage, dass echte Cracks auch vom Exterieur für sich einnehmen. Vermutlich würde sie mir auch in einem Starterfeld der unteren Handicapklasse am Führring nicht sonderlich auffallen. Ich sah vor dem Rennen in ihr trotz der imponierenden Erfolge ihrer Kampagne vor dem Arc die klare Außenseiterin. Mein Minderwertigkeitskomplex hinsichtlich der Bedeutung von deutschen Gruppe I-Siegen im Vergleich zu den britischen und französischen Rennen dieser Kategorie hat sich in all den Jahren so verfestigt, dass ich Danedream keine Chance einräumte.

Die Rennbahn Longchamp am Arc-Wochenende 2011. www.galoppfoto.deDie Rennbahn Longchamp am Arc-Wochenende 2011. www.galoppfoto.deDie Inszenierung des Arcs in Longchamp war wie immer perfekt. Die Spannung, wer dieses 4 Millionen Euro-Rennen gewinnen würde, lag von vorneherein über der Rennbahn, doch wurde sie dramaturgisch geschickt ständig weiter aufgestachelt. Angefangen bei den während des Renntags eingestreuten Interviews mit zahlreichen Experten zu ihrer Einschätzung, von denen mir besonders Clare Balding im Gedächtnis geblieben ist, die daran erinnerte, dass ihr damals 32jähriger Vater Ian vor exakt 40 Jahren im Jahr ihrer Geburt den Arc mit Mill Reef gewonnen hatte, fortgesetzt mit der perfekt organisierten Präsentation der Arc-Teilnehmer im Führring über die mehrsprachig zelebrierte Parade vor den Tribünen bis hin zur musikalischen Untermalung beim Warten auf das Einrücken der Starter in ihre Boxen wurde die aufgeregte Erwartung des Publikums in immer neue Höhen getrieben. Dem kann sich einfach niemand entziehen. Eine erste Entladung der aufgestauten Erregung macht sich stets beim Öffnen der Startboxen in einem wie ein Orkan über die Bahn wehenden Schrei aus mehr als 50.000 Kehlen Luft. Der Arc 2011 wurde nun endlich gelaufen und ich stand mitten in einem Menschenpulk in Zielnähe und freute mich, dass so viele Großbildleinwände auf der Zielgerade aufgestellt sind, die in optisch erstklassiger Qualität den Rennverlauf zeigten.

Wie von einem anderen Stern - Danedream weit voraus. www.galoppfoto.deWie von einem anderen Stern - Danedream weit voraus. www.galoppfoto.de

Der orangefarbene Dress des Gestüts Burg Eberstein, in dem Andrasch Starke seinen Ritt auf Danedream ausführte, war an der Innenseite immer gut zu erkennen. Viel mehr Mühe machte es dagegen die drei in nahezu identischen Rennfarben laufenden O’Brien-Starter auseinander zu halten. Also konzentrierte ich mich ganz auf Danedream und nahm mir vor, erst wenn sich in der Zielgerade abzeichnen sollte, dass sie geschlagen sei, ich meinen Blick nach vorne richten würde, um den Kampf um den Sieg zu verfolgen. Als das Feld in der langen Zielgerade angekommen war, stellte ich fest, dass es gar keinen Widerspruch zwischen einem Betrachten Danedreams und der Beobachtung des Endkampfes gab.

06 - Die deutsche Fan-Gemeinde auf der Tribüne in Longchamp bejubelt Danedream bei ihrem Arc-Sieg. www.galoppfoto.de06 - Die deutsche Fan-Gemeinde auf der Tribüne in Longchamp bejubelt Danedream bei ihrem Arc-Sieg. www.galoppfoto.deGut dreihundert Meter vor dem Ziel bekam meine Begleitung von mir erstmals einen Schlag auf die Schulter und einen ungläubigen Schrei „Die kann platziert sein“ zu hören. Wenige Momente später folgte ein zweiter Schlag und ein noch ungläubigeres „Die wird gewinnen, da kommt nix mehr“. Ebenso überrascht schienen auch Rennkommentator und französischer Kameramann zu sein, die sich mehr mit der letztlich nur als Kampf um die Platzierung herausstellenden Auseinandersetzung der Kontrahenten hinter Danedream beschäftigten als mit der deutschen Stute. Bis fast zum Zielstrich richtete die Kamera ihren sehnsüchtigen Blick auf den Pferdepulk hinter Danedream und schien zu glauben, irgendeinem Konkurrenten könnten vielleicht doch noch Flügel wachsen und den ersten deutschen Triumph seit 36 Jahren verhindern. Doch solche Wunder gibt es auf der Rennbahn nicht, das Wunder eines deutschen Erfolgs durch eine 9000 Euro-Stute allerdings schon.

Danedream mit Andrasch Starke und Trainer Peter Schiergen (links) nach dem Sieg im Qatar Prix de l'Arc de Triomphe: www.galoppfoto.deDanedream mit Andrasch Starke und Trainer Peter Schiergen (links) nach dem Sieg im Qatar Prix de l'Arc de Triomphe: www.galoppfoto.deAndrasch Starke ließ seinen Gefühlen in der Folge freien Lauf und genoss den größten Erfolg seiner Jockeykarriere in vollen Zügen. Selbst auf dem sonst stets introvertiert wirkenden Gesicht von Peter Schiergen zeigte sich diesmal ein Strahlen, als er von seinen beiden Söhnen eskortiert auf dem Geläuf langsam schreitend zu seiner Danedream vordrang. Hinsichtlich des auf der Rennbahn nach dem deutschen Überraschungscoup zu vernehmenden Jubels dürfte es entscheidend gewesen sein, wo man sich befand. In der „deutschen Ecke“ wurde lautstark gefeiert, sowohl als Danedream mit ihrem Team die Via Triumphalis vor den Tribünen abschritt als auch später bei der Siegerehrung auf dem Geläuf, bei der die „deutsche Ecke“ auch ihre Sangesfestigkeit der deutschen Nationalhymne unter Beweis stellte. In anderen Teilen des schier endlos scheinenden Tribünenbereichs war die Jubellautstärke weit geringer. Respektvoller Beifall für einen überlegenen Erfolg wurde der Deutschen bezeugt, doch als eine Zarkava gewann, geriet der französische Teil des Publikums schon ganz anders aus dem Häuschen. Und auch als ein Sea the Stars hier seine Karriere krönte, waren die Jubelstürme nicht nur auf einen kleinen Teil des Zuschauerbereichs begrenzt und nahmen einfach kein Ende.

Siegerehrung für Danedreams Sieg im Prix de l'Arc de Triomphe. www.galoppfoto.deSiegerehrung für Danedreams Sieg im Prix de l'Arc de Triomphe. www.galoppfoto.de

Ich verließ nach der Siegerehrung die Bahn, für weitere Rennen nach diesem Ereignis konnte ich keine innere Spannung mehr aufbauen. Nach zwanzig Jahren Erfahrung mit dem Verkehrschaos nach einem Arc kennt man seine Schleichwege aus Bois du Boulogne, die es erlauben, das Chaos halbwegs staufrei hinter sich zu lassen und zum Hotel zu gelangen. Mittlerweile ist es nämlich längst kein Bus mehr, der mich zum Arc-Wochenende bringt, sondern ich bevorzuge Anreisen zum Arc mit dem Auto. Auf der Rückfahrt kreisten die Diskussionen um das Thema, ob dies nun der letzte Arc-Besuch sein sollte. Das Ziel, einen deutschen Arc-Sieg live zu erleben, war erreicht, vielleicht sollte man sich für die nächsten zwanzig Jahre ein neues Ziel suchen, den Breeders’ Cup vielleicht? Oder doch eher den Melbourne Cup?

2009 - Sea the Stars mit Mick Kinane gewinnt den Qatar Prix De L'Arc De Triomphe. www.galoppfoto.de2009 - Sea the Stars mit Mick Kinane gewinnt den Qatar Prix De L'Arc De Triomphe. www.galoppfoto.deNun, im nächsten Jahr am ersten Oktobersonntag wird sich zeigen, wo ich mich aufhalten werde. Vermutlich wird es doch am Westrand des Bois du Boulogne sein, dort wo die Rennbahn Longchamp sich majestätisch ganz in der Nähe der Pont de Suresnes platziert hat. Ich habe mich in den zwanzig Jahren verändert und bin von einem deutschen Turf-Fan zu einem deutlich globaleren Vollblut-Fan geworden. Der Sieg der deutschen Stute freut mich ohne Zweifel für die heimische, aktuell von lauter Hiobsbotschaften gebeutelte Szene. Danedream hat auch in Deutschland zumindest kurzfristig für mehr Aufmerksamkeit der Medien gesorgt, der Sport wird auch außerhalb des kleinen Kreises der Galoppenthusiasten wieder wahrgenommen. Ob dies nachhaltig sein wird, kann nur die Zeit zeigen, doch die Hoffnung darf man haben. Meine emotionale Anteilnahme an ihrem Sieg war jedoch, so habe ich überrascht festgestellt, geringer als ich es in der Phase des Wartens auf den deutschen Arc-Erfolg erwartet hatte. Vor zwei Jahren bei dem Erfolg des Iren Sea the Stars war ich emotional weit mehr mitgenommen, völlig überwältigt und zu Tränen gerührt. Auch Dhalakani und Dylan Thomas - und somit ein Franzose und ein weiterer Ire - haben mich bei ihren Arc-Triumphen emotional mehr mitgenommen als es diesmal Danedream vollbrachte. Es ist bei mir wohl nicht allein die nationale Herkunft eines Arc-Siegers, es gehört mehr dazu, damit ich ins verzückte Schwärmen und uferlose Jubeln verfalle. Zu unscheinbar darf eine Arc-Siegerin offensichtlich nicht sein, sonst stellt sich dieser Zustand bei mir nicht ein.

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