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Pardubitz: Orphee des Blins schafft den Hattrick

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 339 vom Donnerstag, 16.10.2014

Schrieb Rennsportgeschichte: Orphee des Blins gewinnt mit Jan Faltejsek zum dritten Mal in Folge die Velka Pardubicka. www.galoppfoto.de - Petr GuthSchrieb Rennsportgeschichte: Orphee des Blins gewinnt mit Jan Faltejsek zum dritten Mal in Folge die Velka Pardubicka. www.galoppfoto.de - Petr GuthVielleicht war es das Ende einer Ära, als der 61-jährige Josef Vana im Sattel von Tiumen am Sonntag als sechzehnter ins Ziel der Großen Pardubitzer kam. Die tschechische Legende wollte ursprünglich schon letztes Jahr Schluss machen, aber nachdem er am letzten Hindernis gefallen ist und Tiumen (Beaconsfield) im Training blieb, erklärte er im Frühling den Rücktritt vom Rücktritt. Nach seinem 28. Start im populärsten Hindernisrennen des Landes wollte er aber bei weitem nicht so resolut sprechen wie vor einem Jahr. Vor etwa zwanzig Journalisten erklärte Vana, dass zwar der 13-jährige Tiumen definitiv sein letztes Rennen bestritten hatte, aber vielleicht hat er doch noch ein neues Pferd für die Große Pardubitzer im Stall.

Aber nach einer längeren Fragerunde gab er schließlich nach. „Ehrlich gesagt, jedes Lied hat einmal sein Ende. Ich muss mich wohl mit damit abfinden, dass mein Platz ab jetzt auf der Tribüne ist. Das Rennen ist in den letzten Jahren zu schnell geworden, da kann ich mit den Jungs nicht mehr mithalten…“ meinte Vana, der zwar in ganz Tschechien stets als „Jockey“ bezeichnet wird, aber mittlerweile in der Nähe von Karlsbad etwa 70 Pferde für Flach- und Hindernisrennen trainiert und seit 1994 ohne Unterbrechung Champion der Trainer im Hindernismetier ist.

Übernahm schon früh die Führung und gab sie nicht mehr ab: Orphee des Blins mit Jan Faltejsek während der Velka Pardubicka. www.galoppfoto.de - Petr GuthÜbernahm schon früh die Führung und gab sie nicht mehr ab: Orphee des Blins mit Jan Faltejsek während der Velka Pardubicka. www.galoppfoto.de - Petr GuthMit dem Ausgang der diesjährigen 124. Großen Pardubitzer (6900 m, umgerechnet 185.000 Euro) hatte er jedoch so gut wie nichts zu tun. Wie gewohnt war das ganze Rennen in der Regie der heißen Favoritin Orphee des Blins (Lute Antique) mit Jockey Jan Faltejsek. Die 12-jährige französische Stute aus dem Stall Pegas ging gleich nach dem Start an die Spitze und machte ein sehr schnelles Tempo, dass am Ende zur drittschnellsten Zeit in der Geschichte des Rennens von 9:08,25 führte. Sie war aber diesmal nicht so souverän wie in den letzten zwei Jahren. Nachdem sie sich eingangs des letzten Bogens vom Feld lösen konnte, sah es zwar wieder sehr imposant aus, aber dann kam unterwartet der Außenseiter Al Jaz (77:1), der in der Zielgeraden die Stute massiv förderte und ihr in der Zielgerade nur um 3/4 Längen unterlag. Eine starke Leistung auch vom Reiter Josef Sovka, der sich fünf Wochen vorher den Knöchel gebrochen hatte und deshalb an diesem Tag nur zwei Rennen bestritt.

Nach dem Hattrick im Großen Padubitzer: Beendet Orphee des Blins mit diesem historischen Sieg ihre Rennkarriere? www.galoppfoto.de - Petr GuthNach dem Hattrick im Großen Padubitzer: Beendet Orphee des Blins mit diesem historischen Sieg ihre Rennkarriere? www.galoppfoto.de - Petr GuthDoch das beste Pferd im Feld war schließlich doch Orphee des Blins, die mit ihrem dritten Sieg in Folge Geschichte schrieb. Seit 1874 gab es nur eine Stute, der drei Siege gelungen sind, aber nicht hintereinander – noch im 19. Jahrhundert das Wiener Halbblut Lady Anne. „Das es heute gelungen ist, das ist etwas ganz besonderes für mich. Es ist eine klasse Stute,“ schwärmte Faltejsek, der seit zwei Jahren in Frankreich tätig ist. Trainer Greg Wroblewski und Besitzer Jiri Travnicek sind noch nicht entschieden, ob Orphee des Blins auch nächstes Jahr im Training bleiben wird. Der Trainer würde gerne dem einzigen viermaligen Sieger in der Geschichte Zeleznik nacheifern, der Besitzer meint, dass die Stute bereits genug geleistet hat.

Die Große Pardubitzer steht auf jeden Fall vor einem Generationswechsel, denn seit 2009 haben sich das Rennen nur zwei Pferde, Tiumen und Orphee des Blins, geteilt. Jetzt wartet eine neue Generation von Hindernispferden auf ihren Augenblick. Auf dem zweiten bis sechsten Platz waren dieses Jahr sieben- bis neunjährige Pferde: Al Jaz (Moonjaz), Klaus (Jape), Universe Of Gracie (Pentire) aus der Zucht von Joachim Erhardt, Kasim (Magnus) und Zarif (Observatory). Zu den interessanten Hindernistalenten für die Zukunft kann man auch den von Hans-Thomas Bechstein gezogenen Gauner Danon (Royal Dragon) zählen, der bei seinem Debut den achten Platz belegte.

Nicht alle kamen im 124. Großen Pardubitzer heil ins Ziel ... www.galoppfoto.de - Petr GuthNicht alle kamen im 124. Großen Pardubitzer heil ins Ziel ... www.galoppfoto.de - Petr GuthObwohl 17 von den 22 Startern ins Ziel kamen, gab es nach längerer Zeit wieder Kritik am Rennen, nachdem auf dem berüchtigten Taxis-Graben drei Pferde gefallen sind und die neunjährige Stute Zulejka tödlich verunglückte, da einige Pferde wegen einer Kollision schlecht abgesprungen waren. Jockey Josef Bartos wurde von dem hinter ihm gesprungenen Pferd in den Kopf getroffen, konnte aber schließlich mit einer schweren Gehirnerschütterung und einer gebrochenen Nase davonkommen.

Dem Rennen wohnte auch der ehemalige Jockey und viermalige Sieger Peter Gehm bei, der besonders stark seiner Freundin Martina Ruzickova die Daumen hielt. Die Reiterin und Trainerin mit dem Spitznamen „der weibliche Vana“ erfüllte sich ihren Lebenstraum und erreichte mit Rubin als fünfzehnte ins Ziel.

Martin Cáp, Prag

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