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Night Magic gewinnt in ihrem "Iffezheimer Wohnzimmer"

Dritter Auftritt, dritter Sieg in Iffezheim  - Night Magic (Jockey Karoly Kerekes, Trainer Wolfgang Figge) im Großen Preis der Badischen Unternehmen. www.galoppfoto.de.JPG

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Daniel Delius

Boris Becker hat Wimbledon stets als sein Wohnzimmer betrachtet. Die Rennbahn in Iffezheim kann von dem Team der fünfjährigen Stute Night Magic inzwischen auch als solches bezeichnet werden. Dreimal ist sie auf Deutschlands wichtigster Rennbahn gelaufen, dreimal hat sie gewonnen, am Sonntag den Großen Preis der Badischen Unternehmen. Ein Wiedersehen wird es auch geben, am erste September-Sonntag, „denn ein Start im Großen Preis ist fest vorgesehen“, erklärte Trainer Wolfgang Figge unmittelbar nach dem Erfolg.

Es war aber ein Treffer, der am seidenen Faden hing. Jockey Karoly Kerekes hatte die Stute gleich an die Spitze beordert (Figge: „Sie muss einfach frei galoppieren, wir wollten uns auf nichts einlassen.“), mit Höchstgewicht keine einfache Taktik. Und in der Zielgeraden spürte sie den Atem ihres schon auf dem Papier schärfsten Rivalen Russian Tango, der ständig angriff, es fast sogar noch schaffte. „Sie hat gemerkt, dass Russian Tango kommt, hat toll gekämpft“, beschrieb Kerekes die Situation. Der 32 Jahre alte Ungar saß im vergangenen Jahr verletzungsbedingt nicht im Sattel, als Night Magic den Großen Preis von Baden gewann. Und beim Saisondebut Anfang Mai in Köln war Kerekes kurzfristig von seinen Diensten entbunden worden, er hatte kurz zuvor auf einem anderen Pferd eine unglückliche Figur gemacht, „aus erzieherischen Gründen“, so der Trainer, ritt er die Stute nicht. „Das muss man akzeptieren“, sagt der Reiter, „Hauptsache, heute habe ich geritten, und es hat ja auch alles bestens geklappt.“

Die Geschichte von Night Magic hat ohnehin in Iffezheim begonnen, denn vor knapp vier Jahren hatte sie der heute 80 Jahre alte Unternehmer Hans-Gerd Wernicke aus Freilassing nur wenige Meter von der Iffezheimer Rennbahn entfernt bei der Jährlingsauktion der Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) für 43.000 € aus dem Besitz des Odenwalder Gestüts Etzean ersteigert. Es sollte das Pferd des Lebens für den Mann werden, der einst in Neustadt an der Dosse in der ehemaligen DDR den Beruf des Gestütswärters erlernte, viele Jahre später als Hersteller von Schlafmobiliar sein Geld verdient. Wernicke unterhält inzwischen einen kopfstarken Rennstall in München-Riem, Trainer ist Wolfgang Figge. Gemeinsam formte man aus Night Magic eine erstklassige Rennstute, 2009 wurde sie zum „Galopper des Jahres“ gewählt. Mehrfach schlug Wernicke hohe Angebote aus, noch im letzten Jahr war die Stute schon so gut wie nach Japan verkauft, der Deal scheiterte nur an Petitessen. „In meinem Alter züchte ich eigentlich nicht mehr“, war immer sein Credo, doch das scheint kaum mehr zu gelten. „Es ist definitiv die letzte Rennsaison von ihr“, sagte er am Sonntag, „dann geht sie ins Gestüt.“ Wohin, das ließ er offen, auch wenn die Vokabel „Heimatgestüt“ fiel.  Möglicherweise fängt Wernicke, entgegen seiner bisherigen Einstellung, also doch noch an zu züchten. "sag niemals nie", lautete die Antwort zu diesem Thema bei der Siegerehrung.

In Hamburg könnte es im Grossen Hansa-Preis während der Derby-Woche in Hamburg zu einer Revanche zwischen den beiden Erstplatzierten kommen. „Es wäre eine Option“, räumte Figge ein, Andreas Wöhler, Trainer von Russian Tango, nannte ebenfalls dieses Rennen, „auch wenn die Distanz eigentlich zu weit ist.“ Aber Vizepräsident des Hamburger Renn-Clubs ist der Kaffeeunternehmer Albert Darboven und der will sein derzeit bestes Pferd mit Sicherheit auf „seiner“ Bahn laufen lassen. Hans-Gerd Wernicke, seit einiger Zeit auch Sponsor, versäumte es nicht, noch vom Siegerpodest Darboven zu der Leistung dessen Pferdes zu gratulieren. Noch am Freitag hatten die Herren im Zwiegespräch auf dem Auktionsgelände zusammen gesessen. Darboven hat inzwischen sogar ein Pferd bei Wolfgang Figge im Training. „Herr Wernicke ist bei uns ein wichtiger Sponsor, da musste ich auch etwas für ihn tun“, sagte er. Bei aller Rivalität auf dem Rasen.

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