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NH-Roundup: Défi und Co.

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 598 vom Freitag, 13.12.2019

Mit einem überzeugenden Sieg in der renommierten Tingle Creek Chase (Gr.1, 2m) sprang sich Defi du Seuil in der vergangenen Woche ins Vordertreffen des Wettmarktes für die Champion Chase 2020. JP McManus´ Chaser, von Philip Hobbs trainiert und geritten von (Besitzer-) Stalljockey Barry Geraghty, besiegte mit Un de Sceaux und Politologue gleich zwei vorherige Sieger dieser Prüfung. Es war sein insgesamt sechster Sieg auf höchster Ebene, aber der erste Erfolg in dieser Klasse auf der Minimaldistanz für Jagdpferde.

Der erst sechsjährige Wallach, mit franz. Suffix aus einer Lavirco-Mutter gezogen, ist bereits 13facher Sieger, und selbstredend der Star im Team von Alt-Meister Hobbs. Dessen Stall in Minehead (Somerset) hatte vor zwei Jahren mit einer desaströsen Saison zu kämpfen, als der berüchtigte „Virus“ den Stall weitestgehend lahmlegte; langsam geht es wieder aufwärts. Tatsächlich ist allein „Defi“ für alle Gr.1 -Erfolge des Stalls seit 2016 verantwortlich; erstaunlicherweise war er da der erste Sieger auf höchstem Parkett seit Captain Chris im Jahr 2014. Auch wenn der Star der Szene, Altior, fehlte, und Irland „nur“ mit dem bereits elfjährigen Un de Sceaux und Henry de Bromheads Außenseiter Ornua vertreten war, so war Defi´s Sieg überzeugend, formgerecht und macht Lust auf mehr. Der unverwüstliche Un de Sceaux kennt kaum schlechte Rennen und lief auf Platz Zwei das erwartet tolle Rennen, Platz Drei ging an Ruth Jeffersons Waiting Patiently. Beide platzierten Pferde gaben ihr Saison-Debut, vor allem letztgenannter überzeugte auf eigentlich zu kurzer Distanz auf ganzer Linie und knüpfte endlich wieder an die Leistung (und Erwartungen) an, die sein Sieg über einen gewissen Cue Card im Feb. 18 geweckt hatte. Nach Altiors missglückten Generalprobe über weitere Wege will Trainer Nicky Henderson, dessen Starter Janika im Rennen Vierter wurde, nun über die weitere Route des „einstmaligen“ (?) Zwei-Meilen Stars entscheiden. Welche der Erstplatzierten Altior, sollte er tatsächlich wieder auf seine Stammdistanz zurückkehren, dort tatsächlich wiedertrifft, bleibt allerdings abzuwarten.

Im zweiten Gr1-Rennen auf Sandowns Tingle Creek-Karte kam der Waliser Evan Williams zu einem etwas unerwarteten Erfolg: sein für die Familie Rucker trainierter Esprit Du Large zahlte satte 14-1. Es war der erste Gr.1 Erfolg auf der Jagdbahn für Williams (über Hürden hatte er bereits auf diesem Level gewonnen); für Besitzer, die seit Jahren seine größten Unterstützer sind, und in deren Farben sein bisher wohlmöglich bestes Pferd, State of Play, unterwegs war. Die hohe Quote darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Esprit du Large ein wenig geprüftes Pferd mit viel Potential ist; der fünfjährige Wallach ist bei erst acht Starts vierfacher Sieger.

Mit Dan Skeltons Nube Negra (mit einem eher ungewöhnlichen spanischen Suffix) und Paul Nicholls Grand Saucy waren die gemeinten Pferde platziert. Beide Rennen führten über die Minimaldistanz in Hindernisrennen, zwei Meilen (rund 3200m), auch wenn sie nach der Neuvermessung aller englischer Bahnen vor einigen Jahren offiziell gar unterhalb dieses Wertes ausgeschrieben sind. Überschattet wurde der Renntag vom Chaos im letzten Rennen, als der äußerst populärer Chaser Houblon des Obeaux im Rennen durch einen Aortaabriß starb und kurz hinter einem Hindernis auf dem Geläuf zu Fall kam. Ein tragisches Ende des 12j., der kurz vor seinem offiziellen Ruhestand stand. Alle Jockeys ignorierten die gelbe Fahne zum Rennabbruch; das Rennen wurde daraufhin für ungültig erklärt.

Aintree hielt sein letztes Meeting vor dem Grand National Anfang April ab; zwei Rennen führten über die berühmt-berüchtigten Reisig-Hecken. In der Becher Chase (Gr.3, 3m2f = ca. 5200m) wurde Walk in the Mill erst der dritte Doppelsieger des Rennens, der Erste, dem dies in zwei aufeinander folgenden Jahren gelang. Trainiert von Robert Walford, für den es erst der dritte Sieg der laufenden Saison war, läuft der Walk in the Park-Sohn in den Farben von Baroness Harding. Alteingesessenen Fans wohlmöglich unter dem schlichteren Namen „Dido“ Harding bekannt, hat sie als Besitzerin von Cheltenham Gold Cup - Sieger Cool Dawn (über den sie sogar ein Buch geschrieben hat) Berühmtheit erlangt. Ihn hat sie sogar selber geritten, bis ihr Talent im Sattel dem zu großen Talent des Pferdes nicht standhalten konnte. „Ich möchte gerne glauben, dass ich ihn [Walk in the Mill] auch selber reiten könnte, aber er braucht einen starken Reiter“ bekannte sie am Samstag selbstkritisch. Der Wallach war 2019 Vierter im Grand National, das Rennen ist natürlich erneut sein großes Saison-Ziel.

In der Many Clouds Chase (Gr.2, 3m1f = ca. 5000m), benannt nach dem so tragisch verstorbenen Grand National-Sieger, waren nur vier Pferde unter Order, mit Native River und Might Bite aber immerhin die beiden Erstplatzierten des Cheltenham Gold Cup 2018. Doch während Native River die personifizierte Beständigkeit ist und seine Form ein ums andere Mal ultra-treu ausläuft, ging Might Bite´s Form zuletzt nicht unerheblich in den Keller. Dem imposanten Wallach, dem nach seinem Sieg in der 2017 RSA Chase (dem „Gold Cup“ für Nachwuchspferde) die Welt zu Füssen zu liegen schien, hat bei seinen letzten vier Starts ein ums andere Mal bitter enttäuscht. In Aintree beendete ein Springfehler bereits am vierten Hindernis alle Hoffnungen, Jockey Nico de Boinville konnte sich nicht im Sattel halten. So galoppierte Native River seine verbliebenen Gegner, die es schon auf dem Papier schwer hatten, förmlich aus den Schuhen.

Huntingdons Rennbahn hielt am vergangenen Sonntag sein Paraderennen, die Peterborough Chase (Gr.2, 2m4f = ca. 3995m) ab. Mit Nicky Hendersons für Simon Munir & Isaac Souede trainierte Top Notch konnte das Rennen kaum einen populäreren Sieger haben. Der kleine Wallach ist der Liebling seines Jockeys Daryl Jacob, des gesamten Teams in Seven Barrows und er hat Heerscharen von Fans. Bei bisher 29 Starts ist der Poliglote-Sohn nun 16facher Sieger, Hürden oder Jagdsprünge, lange oder kurze Rennen, der Wallach gibt immer sein Bestes und hat vermutlich das größte Kämpferherz im Sport. „Er ist mit Abstand mein Lieblingspferd. […] Ich hoffe sehr, dass er eines Tages bei mir leben wird, ich bin seit seinem ersten Tag mit ihm zusammen“ bekannte ein emotionaler Jacob nach dem Rennen, und Henderson erklärte: "Sie werden kein populäreres Pferd in meinem Stall finden. Bessere, sicher. Aber kein beliebteres."  Top Notch´ jüngster Sieg gegen den 100-1 Außenseiter Kauto Relka und die talentierte La Bague Au Roi sicherte ihm auch die Chance auf einen neuen 500.000 Pfund „Best Mate-Bonus“. Den schüttet die Rennbahn zusammen mit einem Sponsor für den Sieger des Rennens, der anschließend Kemptons King George und den Cheltenham Gold Cup in der gleichen Saison gewinnt; zuletzt gelang dies eben Best Mate im Jahr 2003. Dem Vernehmen nach ist aber keines der Rennen auf Top Notch´ Agenda.

Im irischen Punchestown brachte Willie Mullins´ talentierter Walk in the Park-Sohn Min seinen insgesamt vierten Gr.1 Sieg unter Dach und Fach, als er im John Durkan Memorial acht Gegner sicher in Schach hielt. Das Rennen erinnert an den jungen Jockey und Trainer, der bereits im Jahr 1998 an Blutkrebs verstarb, als Entdecker der irischen Legende Istabraq aber in die dortige Rennsport-Folklore eingegangen ist.  Aktuell hat Mullins in der laufenden irischen Saison 96 Rennen gewonnen, er agiert mit einer Quote von 28%. Bisher hat sein Stall allerdings nur zwei Rennen auf höchstem Level für sich entscheiden können.

Catrin Nack

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