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NH-Round Up: Walshs Superritt und Zaras "Zukünftiger"

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 247 vom Donnerstag, 10.01.2013

Der Hindernissport in England und Irland hat zwischen den Jahren viel zu bieten - hier der Crack Darlan: Foto (Archiv): John James ClarkDer Hindernissport in England und Irland hat zwischen den Jahren viel zu bieten - hier der Crack Darlan: Foto (Archiv): John James Clark

Direkt nach Weihnachten nimmt die Hindernis-Saison in England noch einmal richtig an Fahrt auf: Gleich am 2. Weihnachtstag, dem „Boxing-Day", steht mit dem Renntag um die King George Chase in Kempton Park eines des der Highlights der Saison auf dem Programm, während in Irland Leopardstown Austragungsort eines viertägigen, hochkarätigen Meetings ist. Der beständige Regen in England wirbelte den Rennkalender zwar etwas durcheinander, aber die meisten Hauptrennen konnten unter Dach und Fach gebracht werden.

Im Vorprogramm des King George hatte der Schimmel Dynaste aus dem Stall von David Pipe ein Grade 1- Rennen für Nachwuchs-Chaser in wirklich guter Manier gewonnen, danach fügte Nicky Henderson seinem eh so starken Team einen weiteren Star hinzu, als Darlan die ebenfalls zur Grade 1 gehörige Christmas Hurdle überaus leicht gewann. Hier schlug er mit dem 2012 Triumph Hurdle Sieger Countrywide Flame eines der "Talking Horses" der bisherigen Saison, durch den schweren Boden mag das Ergebnis mit einiger Vorsicht zu betrachten sein;  Henderson selber hatte aber im Vorfeld des Rennens den Boden auch für sein Pferd als absolut unpassend beschrieben. Die King George VI Chase hatte nun seit Jahren im Zeichen nur eines Pferdes – natürlich Kauto Star – gestanden, der zum ersten Mal seit 2006 (!) in diesem Rennen nicht an den Start kam – nach seinem äußerst kontroversen Umzug aber als „Zuschauer“ vor Ort war und paradierte.

Long Run (Trainer Nicky Henderson)  war es Januar 2011 gelungen, Kauto Star  in der damals auch wegen des Wetters verlegten King George zu schlagen; ohne ein Pferd mit nur ansatzweise dessen Kalibers im Feld war er, Long Run, nun folgerichtig Favorit, allerdings wurde es für Besitzer-Sohn und ständigen Reiter Sam Waley-Cohen härtere Arbeit als gedacht, um den 16/1 Außenseiter Captain Chris und Grand Crus, frisch von einer Atem-Operation, auf die Plätze zu verweisen. Long Run sprang erneut misslich und erlaubte sich am letzten Sprung einen ziemlichen Patzer, fand dann mit großem Kampfgeist  Reserven und kam auf der Linie genau hin. Angehalten werde musste in diesem Rennen der Black Sam Bellamy-Sohn The Giant Bolster, vor Jahresfrist noch Zweiter im Cheltenham Gold Cup. Hier werden sich die Protagonisten natürlich trotzdem alle wiedertreffen. 

Der Nachwuchs-Chaser Simonsig sorgt für Furore. Foto (Archiv): John James ClarkDer Nachwuchs-Chaser Simonsig sorgt für Furore. Foto (Archiv): John James ClarkAuch am 27. Dezember bot Kempton noch einmal Klasse-Sport: der Nachwuchs-Chaser Simonsig, im Übrigen benannt nach einem südafrikanischen Weingut, machte nur Tage nach seinem atemberaubenden Chase-Debut in Ascot auch in einem Grade 2-Rennen mit seinen Gegnern kurzen Prozess, und sowohl der gute Menorah (Trainer Philip Hobbs) als auch der enigmatische Sanctuaire (Paul Nicholls), immer noch an prominenter Stelle im Wettmarkt für die Champion Chase, konnten zwei gut besetzte Grade 2-Rennen überzeugend gewinnen. Vor allem Sanctuaire, der im Rennen zuvor versucht hatte,  Sprinter Sacre das Tempo zu diktieren und dabei natürlich den Kürzeren gezogen hatte, kam hier nach einem Meister-Ritt von Jockey Ruby Walsh zum Zuge. Allerdings hatten Nicholls und sein Jockey auch für Irland noch ein Ass im Ärmel.

Dort traf sich ebenfalls das Who-is-Who der Szene, die einheimischen Trainer packten ihre Cracks aus: Willie Mullins gewann mit Arvika Ligeonniere seine zweite Grade 1-Novice Chase, nachdem der Name bereits in der letzen Saison von allen Dächern gepfiffen wurde, das Pferd dann aber eine leichte Verletzung erlitten hatte. Henry de Bromhead gab seinem Stall-Star Sizing Europe einen weiteren Start über zwei Meilen, wo er auf dem schweren Boden mehr Mühe als erwartet hatte, aber letztendlich sicher gewann. Eines der Highlights des Meetings ist die Lexus Chase, in der sich traditionell die besten Staying Chaser (= Cheltenham Gold Cup Pferde) des Landes mit den englischen Pferden messen, die halt nicht in Kempton antreten, in diesem Jahr der alten Haudegen Tidal Bay.

Nun in der Obhut von Paul Nicholls, erlebt der jetzt 12jährige Tidal Bay seinen gefühlten dritten Frühling, in dieser Saison hat er bereits ein Hürden-Rennen gewonnen und war hervorragender Zweiter im Hennessy zu Bob's Worth. In der Lexus Chase trat er hinter den irischen Stars Flemenstar und Sir Du Champs nur als dritter Favorit an, und während ca. 4700 der 4800m hätte man ihn mit Falschgeld nicht wetten wollen. Wie genau Ruby Walsh es schaffte, den Wallach, mit dem er sich während des Rennens immer hinten aufgehalten hatte, der im Bogen keine Lücke fand und selbst am letzten Sprung nur Vierter war, zwischen zwei Pferden hindurch genau auf der Ziellinie in Front zu bugsieren, wird wohl immer sein Geheimnis bleiben; es muss aber damit zusammenhängen, dass er als Hindernis-Jockey einfach Welt-Klasse vertritt. Dies war auf jeden Fall ein Weltklasse-Ritt und eine tolle Trainingsleistung von Nicholls, der das Training des alten Kämpen total auf den Kopf gestellt hatte und nun die Früchte erntet. Da geriet der fast schon als Comeback gehandelte Sieg des ehemaligen Champion Hurdlers Hurricane Fly beinahe zur Nebensache. Wieder in der Spur, wird für „The Fly“ nun eine Wieder-Eroberung der Krone in Cheltenham höchste Priorität haben.

Dem Wetter zum Opfer fiel erst einmal des Welsh National, wie das einzig wahre Grand National ein echter Marathon, zudem auf der recht schweren Bahn von Chepstow gelaufen. Da die Bahn aber wochenlang durch die Regenfälle zu aufgeweicht war, musste die 2012 Edition ins Jahr 2013 verlegt werden und wurde nun am 5. Januar nachgeholt. Ein echtes Wettrennen und auch in diesem Jahr mit 17 Startern stark besetzt, gewann – und dies erneut nach einem Super-Ritt, diesmal von Paul Carberry – der Wallach Monbeg Dude aus dem kleinen Quartier von Michael Scudamore, Bruder von Tom (der für David Pipe reitet), Sohn von Peter (der nun mit Lucinda Russell in Schottland trainiert und das Rennen als Jockey selber viermal gewann) und Enkel von Michael (Senior), der das Rennen 1957 ebenfalls als Jockey gewann, wurde hier eine bemerkenswerte Familientradition aufrecht. Monbeg Dude gehört einer Besitzergemeinschaft, dem neben dem Trainer selber einige Rugby-Spieler angehören, u.a. der Ehemann der Queen-Enkelin Zara. Diese, ja selber erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin, soll nun Monbeg Dude´s Spring-Stil aufpolieren, damit es dann auch irgendwann einmal in Aintree klappt …


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