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Neuzugang Goodricke im Gestüt Ohlerweiherhof

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 99 vom Freitag, 29.01.2010

Das Gestüt Ohlerweiherhof, gelegen an der Grenze von Saarland und Rheinland-Pfalz, seit 1986 ausschließlich mit der Zucht von Vollblutpferden beschäftigt, ist mit dem Attribut "aktiv" sicher passend gekennzeichnet. Die Zuchtstätte der Familie Volz gehört bei Auktionen im In- und Ausland seit Jahren zu den Käufern und Verkäufern, unterhält eine kopfstarke Mutterstutenherde und hat auch stets eine Reihe von Deckhengsten im Gestüt. In der französischen Dependance ist es Minley (Celtic Swing), in Deutschland sind es Intendant (Lando), Touch Down (Dashing Blade) und seit einigen Tagen als Zugang Goodricke, der somit zu den neuen Hengsten in Deutschland zählt und hier ausführlicher vorgestellt werden soll.
„Neu" ist er insofern nicht, da er in sein bereits viertes Jahr als Deckhengst geht. 2006 debutierte er im Overbury Stud in England, nicht weit von Cheltenham gelegen. Dies ist ein unabhängiges Gestüt, das allerdings unter dem Dach von Darley angesiedelt ist und in der Regel Deckhengste beherbergt, die dem züchterischen Imperium von Scheich Mohammed gehören. So auch Goodricke, der in seinem ersten Jahr 38 Stuten bekam. Sein erster Jahrgang ist also jetzt zweijährig. Die Kollegen der European Bloodstock News schätzen, dass rund 15 Nachkommen in England in den Ställen stehen, drei Jährlinge von ihm waren vergangenes Jahr in Doncaster auf der Auktion, zwei wurden zu niedrigen Preisen abgegeben.
Goodricke wechselte nach nur einer Saison in England nach Italien, wo er in der Nähe von Siena zwei Jahre stand und dem Vernehmen nach insgesamt rund sechzig Stuten bekam. So gesehen ist Deutschland für ihn ein kompletter Neustart, denn bei der doch sehr übersichtlichen Zahl von bisherigen Nachkommen wird er sich mit diesen gerade in England gegen starke Konkurrenz nur mühsam profilieren können.
Der Hengst stammt aus der Zucht des Red House Stud, er wurde im Oktober 2003 in Newmarket für immerhin 110.000 Guineas von Richard O´ Gorman für Scheich Mohammed gekauft. Das hatte natürlich seinen Grund, denn zu diesem Zeitpunkt hatte sein ein Jahr älterer rechter Bruder Pastoral Pursuits mit den Sirenia Stakes ein Gr. III-Rennen über 1200 Meter gewonnen. Dieser hatte im Jahr zuvor nur 25.000 Guineas gekostet. Er sollte es auch nicht bei einem Gruppe-Sieg belassen, dreijährig holte er sich noch die Park Stakes (Gr. II) in Doncaster und beendete vierjährig seine Rennlaufbahn mit einem Erfolg im Darley July Cup (Gr. I) in Newmarket, wo er Avonbridge und 17 andere nach 1200 Metern auf die Verliererstraße schickte. Er wurde im National Stud an der Seite seines Vaters aufgestellt, steht dort für unverändert 5.000 Pfund. Sein erster Jahrgang war in der vergangenen Saison auf der Bahn, er hat bislang 17 Sieger, meist jedoch in kleineren Rennen, allerdings gab es auch den Gr. II-platzierten Angel’s Pursuit. Aus einem ersten Jahrgang von 67 Fohlen ist das sicher ganz solide, doch ist das Interesse an Pastoral Pursuits auch stark gestiegen, dieses Jahr deckte er immerhin 133 Stuten, was für einen englischen "Flach"-Hengst schon enorm ist. Seine Jährlinge wurden 2009 im Schnitt für umgerechnet rund 22.000 € verkauft.
Pastoral Pursuits und Goodricke sind die beiden besten Söhne von Bahamian Bounty (Cadeaux Genereux), dessen Karriere sich nahezu ausschließlich zweijährig abspielte. Er gewann u.a. die Middle Park Stakes (Gr. I) und den Prix Morny (Gr. I), war Vierter in den Dewhurst Stakes (Gr. I). Er ist sicher kein "klassischer" Deckhengst, aber er vererbt viel Frühreife und ist natürlich deshalb bei Züchtern und Käufern beliebt. Wie sein Sohn hatte er 2009 exakt 133 Stuten, sein Jährlingsschnitt lag bei rund 27.000 €.
Die mütterliche Linie von Goodricke ist geprägt von Schnelligkeit. Die Väter der jeweiligen Mütter, nicht zwingend der mütterliche Großvater Most Welcome, aber Mansingh oder Derring Do, waren erstklassige Kurzstreckenpferde. Goodrickes Mutter Star hat gewonnen, sie ist Schwester von Superstrike (Superlative), Sieger u. a. in den Riva Ridge Stakes (Gr. III) und den Frank J de Francis Memorial Dash Stakes (Gr. III), sowie von Four Legged Friend (Aragon), Listensiegerin in Newmarket. Sweet Lilly (Tobougg), Tochter von Stars Schwester Maristax (Reprimand), war mehrfache Listensiegerin und auf dieser Ebene auch vielfach platziert.

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Die Rennlaufbahn von Goodricke umfasste 13 Starts. Er wurde zunächst von David Loder für Scheich Mohammed trainiert, gewann zweijährig bei vier Starts zunächst über 1000 Meter in Leicester und dann über 1200 Meter in Nottingham. Dreijährig näherte er sich zunächst nur langsam der Spitzenklasse. Er gewann gleich beim Debut ein Handicap über 1200 Meter in Salisbury, war Zweiter auf Listenebene über 1400 Meter in Epsom und holte sich dann ein Altersgewichtsrennen über 1200 Meter in Newbury. Es folgte Rang zwei in einem hochdotierten Sprint-Handicap an gleicher Stelle und dann der erste Versuch auf Gruppe-Ebene. Das war gleich im Prix Maurice de Gheest (Gr. I) über 1300 Meter, wo er unter Olivier Peslier als Außenseiter nur von dem Favoriten Whipper geschlagen wurde. Seinen Karrierehöhepunkt hatte er bei seinem letzten Start dreijährig, als er in Haydock den William Hill Sprint Cup (Gr. I) unter Jamie Spencer gegen La Cucaracha, Ashdown Express, Somnus und dreizehn andere gewann. Für einen Dreijährigen war das eine bemerkenswerte Vorstellung, sein Timeform Rating betrug am Jahresende 124.
Es war im Übrigen Loders letzter Gr. I-Sieg als Trainer, denn Ende 2005 wechselte er in das Lager der Vollblutagenten. Goodricke kam zu Godolphin, wurde 2006 von Saeed Bin Suroor trainiert, der ihn nach einer langen Pause aber nur noch zweimal erfolglos an den Start bringen konnte, offensichtlich gab es gesundheitliche Probleme.
Goodricke war auf Distanzen zwischen 1200 und 1400 Meter einer der besten Flieger seiner Zeit. Er kam eigentlich bei jeden Bodenverhältnissen zurecht, gewann zweijährig auf weicher Bahn, bei seinen besten Vorstellungen war der Boden gut. Er kam in der Regel mit Scheuklappen an den Start.
Auf dem Ohlerweiherhof wird er zu einer Decktaxe von 4.000 € angeboten. Das ist kein Geschenk, er hat sich in einem umkämpften Preissegment gegen teilweise schon bewährtere Hengste zu behaupten. Möglicherweise hat er jedoch in seiner neuen Heimat einen Standortvorteil, denn Hengste ähnlichen Schlages werden in der Region eher nicht angeboten.

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