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"Neue Hengste" - der Rückkehrer Lando

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 150 vom Freitag, 04.02.2011

Der Ittlinger Lando ist, genau wie der vor zwei Wochen an dieser Stelle unter die Lupe genommene Tiger Hill, natürlich kein „neuer“ Hengst, er ist vielmehr ein Rückkehrer aus Frankreich, wo er in den Jahren 2005 bis 2010 im Haras d’Etreham stand. Sein erster französischer Jahrgang ist jetzt fünfjährig, mithin ist sein dortiges Wirken keineswegs abschließend zu beurteilen. Allerdings muss konstatiert werden, dass er ein echtes Spitzenpferd in der französischen Zucht bis jetzt noch nicht gebracht hat, im Gegensatz zur deutschen Zucht, denn der Preis von Europa (Gr. I)-Sieger Scalo wurde in Etreham gezeugt. Aus französischen Stuten stammen jedoch einige überdurchschnittliche Pferde, wie der Prix de Guiche (Gr. III)-und Prix des Chenes (Gr. III)-Sieger Calvados Blues, Fünfter im Französischen Derby, nach einem Verkauf an Godolphin allerdings noch sieglos, der Listensieger und mehrfach gruppeplatziert gelaufene Ivory Land sowie der Listensieger und Gr. II-Dritte Shahwardi. Da kann natürlich noch mehr kommen, doch ist es nicht unmöglich, dass Lando, ähnlich wie Tiger Hill, zu deutschen Stuten einfach besser passt.

In die Normandie sind in den letzten Jahren denn auch viele Transporte unterwegs gewesen. 2006 etwa wurden über dreißig Stuten aus Deutschland zu ihm geschickt, danach ging die Zahl etwas herunter, aber die Qualität der Nachkommen ist gleichbleibend geblieben. Dem erwähnten Jahrgang 2007 gehören neben Scalo der St. Leger (Gr. II)-Sieger Val Mondo, der Derby-Vierte Sir Lando, der über 90 Kilo GAG eingestufte Röttgener Ustilago (steht inzwischen bei Torsten Mundry), der talentierte, aber kurz vor dem Derby verletzte Godot sowie die Preis der Diana (Gr. I)-Dritte Nicea an. Das ist schon ein exzellenter Schnitt und zeigt, dass Lando auch in fortgeschrittenem Alter nichts von seiner Vererbungskraft eingebüßt hat.

Seine Rennlaufbahn liegt nun doch einige Zeit zurück, doch reicht eigentlich schon die Erwähnung, dass er das Deutsche Derby des legendären Jahrgangs 1990 gewonnen hat, um sein Können ins rechte Licht zu rücken. In der Karriere des großen Heinz Jentzsch war Lando ein besonderer Geniestreich von ihm. Nach durchweg schwachen Leistungen in den Vorbereitungsrennen hat er ihn von Andrzej Tylicki ganz gegen seine Gewohnheit („Wer vorne geht, wird nicht behindert“) streng auf Warten reiten lassen. Harald Siemen schreibt in seinem Derby-Buch vom „längsten Speed der Derbygeschichte.“ Zwei Jahre später gewann Lando als erstes deutsches Pferd in Tokyo den Japan Cup. Noch wenige Tage vor dem Rennen hatte Jentzsch dem Ittlinger einen Grasbahngalopp über die 2400-m-Distanz in vollem Rennbahngalopp verordnet. Höchst ungewöhnlich, aber effektiv, Lando feierte einen der größten Erfolge der deutschen Vollblutzucht. Zwischen diesen beiden meisterhaften Trainer-Entscheidungen lagen noch fünf weitere Gr. I-Sieger und ein vierter Platz im Prix de l’Arc de Triomphe, den damals Lammtarra gewann.

Als Deckhengst hat er mit Paolini, Epalo, Gonbarda, Prince Flori, Intendant, Donaldson und nun Scalo eine ganze Reihe von Gr. I-Siegern gebracht, dazu so gute Pferde wie Touch of Land, der inzwischen auch schon in der Zucht ist. Einer der besten Werbeträger von Lando ist vielleicht ein Pferd wie Caracciola. Der 15fache Sieger war ein erstklassiges Pferd auf der Flachen und über Hindernisse, er gewann im Alter von zwölf Jahren die renommierten Queen Alexandra Stakes über 4400 Meter während Royal Ascot, war Vierter auf Gr. II-Ebene und war noch 2010, mit 13 Jahren, Vierter in den Queen Alexandra Stakes. Caracciola stammt genau wie Paolini aus dem ersten Jahrgang von Lando.

Zwei, drei gute Jahre könnte Lando noch haben, er steht in Ittlingen zu einer Decktaxe von 9.500 €. Der deutschen Vollblutzucht kann es nur gut tun, dass er wieder da ist.  

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