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Neue Hengste in Deutschland: Helmet

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 549 vom Freitag, 21.12.2018

In der großen Zeit des deutsche Galopprennsports, den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, da hatte auch Scheich Mohammed eine geraume Zeit hierzulande ein kleines Lot im Training, insbesondere bei Trainer Uwe Ostmann in Mülheim/Ruhr. Eines der besten Pferde war Anno Luce, eine Old Vic-Stute, die den Großen Preis der Hannoverschen Sparkassen (Gr. III) gewann und Platz drei in dem von Night Petticoat gewonnenen Preis der Diana (damals Gr. II) belegte. Sie war eine Tochter von Anna Paola (Prince Ippi), eine erstklassige Rennstute, eine der frühen Investitionen von Darley in die deutsche Vollblutzucht. Und wohl auch die beste. Wenn wir richtig gezählt haben, dann hat Anna Paola 38 individuelle Black Type-Sieger unter ihren Nachkommen, in mehreren Generationen. Einer davon ist Helmet, der neue Deckhengst im Gestüt Fährhof.

Anna Paola, eine Mitte Mai geborene, imposante Fuchsstute, hatte den Preis der Diana (Gr. II) gewonnen, dazu das Ludwig Goebel-Erinnerungsrennen (Gr. III) und zweijährig den Preis des Winterfavoriten (Gr. III). In Orofinos Derby wurde sie als zweite Favoritin Fünfte. Ihr Erfolg als Vererberin ist global und in allen Sparten erfolgt. So ist etwa Anno Luce Mutter von Annie Power (Shirocco), einer überragenden Hürdlerin, fast schon ein Kultpferd, in 15 Rennen erfolgreich, fünf davon auf Gr. I-Ebene.

Über Helmets Mutter, die nicht gelaufene Accessories (Singspiel), ist die Linie nach Australien gekommen. Vier Nachkommen von ihr haben bisher die Rennbahn gesehen, alle haben Gr.-Rennen gewonnen. Ihr Erstling Bullbars (Elusive Quality) hat die Debonair Stakes (Gr. III) in Flemington gewonnen, war Zweiter in den Australian Guineas (Gr. I). Es folgte Helmet, dann Epaulette (Commands), erfolgreich im Doomben 10.000 (Gr. I) und in den Golden Rose Stakes (Gr. I), mehrfach auch auf Gr. I-Ebene platziert. Er wurde als Deckhengst aufgestellt, hat bisher drei Gr.-Sieger auf der Bahn, Soqrat war gerade erst auf Gr. I-Ebene in Südafrika erfolgreich. Er shuttelte wie sein Bruder von Australien nach Europa, fünfmal insgesamt, stand noch in diesem Frühjahr im Kildangan Stud in Irland, doch verzichtet man für 2019 auf eine Wiederholung. 32 Stuten hatte er gedeckt, das dürfte zu wenig gewesen sein. Im Sommer stand er in der australischen Darley-Dependance zu einer Decktaxe von 27.500 A-Dollar (ca. €17.000). Pearls (Exceed and Excel), die rechte Schwester von Helmet, hat die Coolmore Tea Rose Stakes (Gr. III) in Randwick gewonnen, dort auch noch ein Gr. III-Handicap. Von drei anderen Nachkommen der Mutter, die 2015 ihr letztes Fohlen gebracht hat, liegen keine Rennleistungen vor.

Helmet war ein schnelles und frühes Pferd. Geboren am 21. Oktober 2008 gewann er Anfang 2011, also zweijährig, zwei 1.200-Meter-Rennen in Rosehill, war dann im April innerhalb von zwei Wochen zweimal auf Gr. I-Ebene erfolgreich. Er holte sich jeweils in Randwick die Sires Produce Stakes über 1400 Meter und dann die renommierten Champagne Stakes. Dreijährig konnte er schnell an diese Leistungen anknüpfen. Nach zwei dritten Plätzen, darunter in der New Golden Rose (Gr. I) in Rosehill, gewann er in Caulfield das Guineas Prelude (Gr. III) über die Meile und dann auch als Favorit die Caulfield Guineas (Gr. I), stets unter Kerrin McEvoy. Anschließend war die Form etwas weg, er lief auch teilweise auf zu weiten Strecken. Zwei Starts außerhalb von Australien, in Meydan und unter der Regie des unseligen Mahmood Al Zarooni in Royal Ascot, brachten nichts ein.

Helmets Vater Exceed and Excel ist in der Tradition seines Vaters Danehill der aktuell vielleicht beste Shuttle-Hengst überhaupt. Seit Jahren pendelt er zwischen Europa und Australien hin und her, seit Jahren liefert er zuverlässig herausragende Nachkommen. Er ist Vater von 74 Gr.-Siegern überall auf der Welt, noch vorletzten Sonntag war sein Sohn Mr. Stunning im Hong Kong Sprint (Gr. I) in Sha Tin erfolgreich. Zahlreiche seiner Söhne sind bereits in der Zucht, in Europa sind es neben Helmet Bungle Inthejungle, Buratino, Burwaaz, Cotai Glory, Excelebration, Fulbright und James Garfield in Australien stehen Headwater, Kuroshio, Reward for Effort, Sidestep und Wilander. In Deutschland hatte er dieses Jahr die Gruppe-Sieger Degas und Julio auf der Bahn.

Helmet war wie sein Vater von Beginn seiner Deckhengstkarriere stets zwischen den Kontinenten unterwegs. 2013 und 2015 stand er im Kildangan Stud von Darley in Irland, in den anderen Jahren im Dalham Hall Stud, 2018 noch zu einer Decktaxe von 12.000 Pfund. Zwischenzeitlich ging es dann immer wieder nach Australien.

Sein bisher bester Nachkomme ist natürlich Thunder Snow, Sieger im Dubai World Cup (Gr. I), im Prix Jean Prat (Gr. I) und im Criterium International (Gr. I), ein Globetrotter des Rennsports, vielfach auch auf Gr. I-Ebene platziert. Zu Helmets weiteren Nachkommen zählen der mehrfache Gr.-II-Sieger Anda Muchacho sowie Gr.-Sieger in Australien. Eine Handvoll Nachkommen hat er auch in der deutschen Zucht, darunter die vom Gestüt Etzean gezogene Peace of Paris, Siegerin und Dritte im diesjährigen Zukunfts-Rennen (Gr. III). Ordentlich gebucht war er eigentlich immer, so standen dieses Jahr in England 71 Stuten auf seiner Liste. Da könnte also noch einiges in der Pipeline sein. 

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