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Neue Deckhengste in Deutschland - Nutan

Nutan gewinnt unter Andrasch Starke das IDEE 146. Deutsche Derby. www.galoppfoto.de - Sabine Brose

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 398 vom Donnerstag, 17.12.2015

Der Wert eines Derbys oder der Standard eines Jahrgangs, was eigentlich gleich zu setzen ist, erschließt sich meist noch nicht am Ende der jeweiligen Saison. Es braucht ein, zwei Jahre mehr, bis zu konstatieren ist, ob es denn nun ein überdurchschnittlicher Jahrgang war oder nicht. Die 2012 hinter Nutan im IDEE 146. Deutschen Derby eingekommenen Pferde haben sich anschließend unterschiedlich aus der Affäre gezogen: Palace Prince und Fair Mountain haben immerhin bessere Rennen gewonnen und/oder waren auf Gr. I-Ebene platziert. In Hamburg hochgehandelte Kandidaten wie Shimrano oder Isidor konnten anschließend nicht mehr herausgebracht werden. Eines halbes Dutzend, wie etwa Nordic Flight oder Areo, hat sogar wegen Verkauf oder Stallwechsel das Land verlassen.

Nutan selbst, der in Hamburg über der Konkurrenz stand, ist bekanntlich anschließend nur noch einmal gelaufen. Seine gesamte Karriere bestand so aus fünf Starts, die ersten drei absolvierte er von Peter Schiergen trainierte Hengst auf der Kölner Heimatbahn.  Es begann mit einem zweiten Platz im April hinter dem später nur noch einmal gelaufenen Ullmann-Vertreter Guignol in einem Rennen in dem vier spätere Derbystarter gesattelt wurden, neben Nutan noch Summer Paradise, Koffi Prince und Shining Rules. Rund drei Wochen später gewann Nutan als 11:10-Favorit ein übersichtlich besetztes Maidenrennen über 2200 Meter gegen fünf Konkurrenten.

Das reichte zur Qualifikation für das Oppenheim-Union-Rennen (Gr. II) in dem er als zweiter Favorit aufgaloppierte. Er belegte Rang drei, hinter dem siegreichen Favoriten Shimrano sowie Areo, als relativ spätreifes, großrahmiges Pferd war es eine absolut akzeptable Leistung. Er war in jedem Fall gerüstet für Hamburg. Dort hatte er mit der „1“ eine letztlich hervorragende Startposition gelost, er hatte mit Andrasch Starke „den“ Derbyjockey schlechthin im Sattel und war von Peter Schiergen auf den Punkt genau fit ins Rennen geschickt worden – es passte alles und mündete in einem souveränen, nie gefährdeten Fünf-Längen-Sieg.

Nutan lief anschließend nur noch einmal, im Großen Preis von Berlin (Gr. I), in dem er hinter Second Step und Ito Dritter wurde, seinerseits Sirius und Singing hinter sich ließ. Das war beim ersten Aufeinandertreffen mit den Älteren eine seriöse Vorstellung, auf der sich aufbauen ließ. Der Große Preis von Baden sollte das nächste Ziel sein, doch dazu am es nicht mehr, verletzungsbedingt war die Karriere beendet.

Es natürlich reine Spekulation, was Nutan noch hätte leisten können. Wie bereits erwähnt, war es ein eher später Typ, er hat viel Kaliber und Rahmen, international hätte man ihn ohnehin erst vierjährig gesattelt – höchst bedauerlich, dass es nicht dazu gekommen ist. Das hat er mit seinem Vorgänger Sea the Moon gemein, der nach Hamburg auch nur noch einmal an den Ablauf kam.   

Nutans Vater Duke of Marmalade ist von Coolmore nach Südafrika verkauft worden, wo auch Maine Chance Farms zu den Anteilseignern zählt. Er steht dort zu einer Decktaxe von 100.000 Rand (ca. €6.100) im Drakenstein Stud. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem er für die europäische Zucht nicht mehr zur Verfügung steht, hatte er eine außergewöhnliche Saison mit gleich drei Gr. I-Siegern. Neben Nutan waren dies Simply Verse, die das Doncaster St. Leger (Gr. I) und die British Champions Fillies/Mare Stakes (Gr. I) gewinnen konnte, dazu holte sich seine Tochter Star of Seville den Prix de Diane (Gr. I). Zwei Nachkommen war auf Gr. II-Ebene siegreich, darunter der von Klaus Hofmann gezogene Big Memory in Australien, ein Sohn der Nicara (Nebos). Insgesamt ist Duke of Marmalade, der 2009 in Coolmore debutierte, Vater von bislang 14 Gr.-Siegern. Es muss natürlich auch erwähnt werden, dass er selbst ein herausragendes Rennpferd war, das vierjährig fünf Gruppe I-Rennen in Folge gewann, darunter das Juddmonte International und die King George VI and Queen Elizabeth Stakes. Für die südafrikanische Zucht ist er natürlich ein enormer Gewinn.

Der im Gestüt Römerhof groß gewordene Nutan kommt aus einer Familie, die in den letzten zwei, drei Jahre in der Zucht von Jürgen Imm Bemerkenswertes geleistet hat und die hier nahezu im Wochentakt besprochen wird, es ist die mütterliche Linie auch von Nebos. Nutan ist ein Bruder zur Großer Preis von Berlin (Gr. I)-Siegerin Nymphea (Dylan Thomas) aus der Gr. III-Zweiten Neele (Peintre Celebre), rechte Schwester der Oaks D’Italia (Gr. II)-Siegerin Night of Magic aus einer erstklassigen Wittekindshofer Familie. Neele war zweijährig noch für Trainer Axel Kleinkorres erfolgreich, sie war als Jährling bei der BBAG-Jährlingsauktion für 30.000 Euro aus der Zucht von Alexander Pereira vom Stall Ampuria gekauft worden. Ende 2006 ging sie bei der damals noch existenten Münchener Auktion in den Besitz des Stalles Nizza und zu Horst Steinmetz ins Training.

Nach Nymphea hat Neele die Siegerin Nocturne (Rock of Gibraltar) gebracht, sie ist im vergangenen Jahr bei Arqana tragend von Maxios für 150.000 Euro an die Niarchos-Familie verkauft worden. Neele hat im Stall von Peter Schiergen noch die zwei Jahre alte Nazbanou (High Chaparral), im Jährlingsalter ist Navaro Girl (Holy Roman Emperor). Deren Mutter, die im Mai das Stutfohlen Nabatea (Camelot) gebracht hat, wurde dieses Jahr von Maxios gedeckt. Neele ist eine Schwester der Oaks D’Italia (Gr. II)-Siegerin Night of Magic (Peintre Celebre), deren Tochter Nightflower (Dylan Thomas) den Preis von Europa (Gr. I) gewonnen hat und jeweils Zweite im Großen Preis von Baden (Gr. I) und im Henkel-Preis der Diana (Gr. I) war. Ein Bruder von ihr ist der am vergangenen Sonntag in Bremen erfolgreiche Nimrod (High Chaparral).

Aus der Familie der aus der Zucht von Federico Tesio stammenden Nella da Gubbio (Grand Parade), die 1926 aus Italien importiert wurde, stammen jetzt sechs Derbysieger: Deren Tochter Nereide (Graf Isolani), dann in nächster Generation Nordlicht (Oleander), Niederländer (Ticino) und Neckar (Ticino), in jüngerer Zeit Next Desert (Desert Style).

Nutan, der jüngste erfolgreiche Spross, steht für 3.500 Euro im Gestüt Lindenhof.

 

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