Drucken Redaktion Startseite

Neue Deckhengste in Deutschland (II): Brametot

Brametot setzt sich im Prix du Jockey Club knapp gegen Waldgeist (verdeckt) und Recoletos durch. www.galoppfoto.de - Sandra Scherning

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 599 vom Freitag, 20.12.2019

Im ostwestfälischen Gestüt Ebbesloh, dessen Geschichte nun auch schon fast einhundert Jahre umfasst, hat es eigentlich immer Deckhengste gegeben. Viele davon sind im Dunkel der Geschichte verschwunden, teilweise völlig zurecht, die Namen Aikern, Effendi, Elritzling, Novum oder Stani sind nicht zwingend in  wichtigen heutige Pedigrees vertreten. Ein Hengst allerdings hat heute noch einen hervorragenden Namen, es ist Mangon, der 1952 das Derby gewann, ein Pferd hoher Klasse, dem ein heute kaum vorstellbarer GAG von 105kg gegeben wurde. Ebbesloh kaufte ihn Mitte der 50er Jahre, er hinterließ in drei Jahrgängen gerade einmal 54 Fohlen, doch waren darunter mit Alarich und Baalim zwei Derbysieger, dazu mit Opponent und Windbruch zwei Spitzenhengste.

In jüngerer Zeit waren die Hengstboxen in Ebbesloh jedoch nahezu verwaist, Girolamo steht zwar seit einigen Jahren dort, doch ist die Zahl seiner bisherigen Nachkommen doch sehr übersichtlich. Jetzt hat man sich entschlossen, mit Brametot wieder einen Hengst zu holen, der, so ist anzunehmen, weit größere Zahlen generieren sollte. Er stand bisher im Haras de Bouquetot der Al Thani-Familie, die auch weiterhin bei dem Hengst dabei ist und möglicherweise Stuten zu ihm schicken wird. In seinem ersten Jahr, im Gestüt, 2018, hatte er für eine Decktaxe von 10.000 Euro um die sechzig Stuten gedeckt, sein erster Jahrgang ist im Fohlenalter, knapp dreißig Nachkommen sind registriert.

Zehn Rennen hat Brametot bestritten, für Trainer Jean-Claude Rouget, stets saß Cristian Demuro im Sattel. Bis zum Frühjahr 2017 stand er im Besitz von Gerard Augustin-Normand und Elizabeth Vidal, dann erwarb Al Shaqab Racing einen Anteil an ihm, das wird man sicher nicht bereut haben.

Zweijährig begann es im Juni in Deauville, wo er ein Rennen für Debütanten über 1200 Meter gewann. Es folgten weitere Starts auf dieser Bahn, ein Sieg über 1500 Meter und ein zweiter Platz im Critérium du Fonds Europeen de l’Élevage (LR) hinter dem damals von Mario Hofer trainierten High Alpha (Fuisse). Abgeschlossen wurde die Zweijährigen-Saison mit einem Sieg im Grand Critérium de Bordeaux (LR) über die Meile.

Dreijährig war Brametot bei den ersten drei Starts erfolgreich. Es begann in Chantilly mit einem Erfolg im Prix de Fontainebleau (Gr. III) über die Meile, wonach der erwähnte Teilverkauf erfolgte. Er lief dann in der Poule d’Essai des Poulains (Gr. I) in Deauville, diesen Klassiker gewann er in einer knappen Auseinandersetzung gegen Le Brivido (Siyouni) und Rivet (Fastnet Rock).

Klick zum Video

Brametot wurde danach im Prix du Jockey Club (Gr. I) dem über 2100 Meter führenden französischen Derby, als Favorit gesattelt, es wurde aber ähnlich knappe Angelegenheit wie in der „Poule“. Diesmal war es Waldgeist (Galileo), der Zweiter wurde, Rang drei ging an Recoletos (Whipper).

Klick zum Video

Brametot lief danach noch dreimal. Im von Eminent (Frankel) gewonnenen Prix Guillaume d’Ornano (Gr. II) verlor er viele Längen am Start, fand nie richtig ins Rennen und wurde Fünfter, er war an dem Tag aber auch nicht in Ordnung. Im Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I), den 2017 Enable (Nathaniel) gegen Cloth of Stars (Sea the Stars) und Ulysses (Galileo) gewann, wurde er Fünfter, eine rechnerisch durchaus respektable Vorstellung. Er startete dann noch einmal, in den Champion Stakes (Gr. I) in Ascot, hatte dort auf weicher Bahn als Sechster deutlich hinter dem Sieger Cracksman (Frankel) allerdings keine Chance.

Brametot, benannt nach einem Dorf in der Normandie, hat als Fohlen bei Arqana 26.000 Euro gekostet, über das Haras du Logis – sein Züchter ist Jorge Cardemil de Rurange - wurde er angeboten. Die Mutter Morning Light stammt aus Isarland, sie war bei wenigen Starts in den Farben des Stalles Nercee Siegerin. In der Zucht startete sie mit unterschiedlichem Erfolg in Isarland, mit Mulan (Marju) hatte sie jedoch ein überdurchschnittliches Pferd auf der Bahn, er war mehrfacher Sieger und Zweiter in einem Gr. III-Rennen in Norwegen. Morning Light, eine Schwester des großen Monsun (Königsstuhl), ist 2011 nach Frankeich gekommen, Brametot kam jedoch in Irland zur Welt. Die Mutter wurde dann nach Chile exportiert, wo sie 2015 einen Hengst von Manduro gebracht hat. Der Züchter von Brametot ist Chilene, betreibt dort das Haras Carioca. 

Der Ursprung dieser Linie liegt in der 1938 von den Gestütshöfen Isarland aus England eingeführten Morning Breeze (Cameronian), deren vierter Nachkomme, die 1949 geborene Morchel (Wildling), die sechste Mutter von Brametot ist. Diese hatte dreijährig unter Willi Hessler vier Rennen gewonnen und war Dritte im Großer Preis von Frankfurt. Um die international weit verzweigte Familie war es in jüngster Zeit in Deutschland etwas ruhiger geworden, aus ihr kommt aber auch der Listensieger und mehrfach gruppeplatziert gelaufene Be My Sheriff (Lawman).

Brametot war aus dem ersten Jahrgang der erste Gruppesieger seines Vaters Rajsaman (Linamix) überhaupt, ein sehr guter Meiler aus der Aga Khan-Zucht, Sieger u.a. im Prix Daniel Wildenstein (Gr. II) und im Prix de Muguet (Gr. II). Außerhalb von Frankreich wurde er bislang nicht unbedingt wahrgenommen, doch hat er stets sehr umfangreiche Bücher gedeckt. 2013 war er mit 184 Bedeckungen der am meisten beschäftigte Hengst Frankreichs, 146 waren es 2014, im darauffolgenden Jahr sogar 215 Stuten. Er stand im Haras de la Cauvinière, wechselte 2019 in das Haras de Jalogny, wo seine Decktaxe 2019 4.500 Euro betrug, inzwischen ist er in das Longford House Stud nach Irland weitergezogen, wo er vornehmlich in der Zucht von Hindernispferden tätig sein wird. Neben Brametot hat er bisher noch zwei andere Gr.-Sieger gebracht.

 

 

 

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90