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Neue Deckhengste in Deutschland: Best Solution

Best Solution nach seinem Sieg in Hoppegarten. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 598 vom Freitag, 13.12.2019

Es gehört in diesen Zeiten schon Mut dazu, einen neuen Deckhengst in Deutschland aufzustellen. Reichtümer, so lassen die Zahlen, die wir hier vor einigen Wochen präsentiert haben, können damit kaum verdient werden, wenn die am meisten beschäftigten Hengste gerade einmal etwas mehr als sechzig Stuten decken. Andererseits werden neue Anreize für die Zucht dringend gebraucht, denn bei den weiter gesunkenen Bedeckungszahlen besteht schon die Befürchtung, dass die Rasse Vollblut demnächst in diesem Lande ausstirbt.

Ganz so schnell wird das nicht passieren, was auch daran liegt, dass es doch noch eine Handvoll engagierter Züchter gibt, die Initiative zeigen. Vor zwei Monaten war eigentlich kaum absehbar, dass es für die Saison 2020 einen einzigen neuen Deckhengst in Deutschland geben würde, jetzt sind es doch mehrere geworden, sie sollen hier in den kommenden Ausgaben vorgestellt werden.

Best Solution macht alphabetisch den Anfang. Der Hengst im bisherigen Besitz von Godolphin stand schon geraume Zeit auf dem Zettel des einen oder anderen deutschen Gestüts, erworben wurde er jetzt von einem Konsortium der Gestüte Brümmerhof, Ittlingen und Röttgen. Er steht für 6.500 Euro in Auenquelle, bedient also den vielzitierten Mittelmarkt. Da die jetzigen Anteilseigner über durchaus kopfstarke Herden verfügen, sollte er im ersten Jahr, was die Zahl der Bedeckungen anbetrifft, gleich im oberen Segment in Deutschland zu finden sein. Zudem sind bereits weitere Anteile an ihm verkauft worden, eine Beteiligung ist also weiter möglich.

Seine Rennkarriere bei Trainer Saeed Bin Suroor war tadellos. Er lief in vier Rennzeiten 25mal, dies in sechs Ländern, in Australien, Deutschland, Dubai, Frankreich, Großbritannien und der Türkei, kam zu neun Siegen und sieben Platzierungen, verdiente dabei rund drei Millionen Euro.

Zweijährig gewann er beim zweiten Start ein Maidenrennen über 1200 Meter in Goodwood, im Oktober dann die Autumn Stakes (Gr. III) über die Meile in Newmarket, war dazwischen Vierter in den Tattersalls Stakes (Gr. III) und Dritter auf Listenebene in Istanbul, danach noch Zweiter im Critérium de Saint-Cloud (Gr. I) hinter Waldgeist (Galileo).

Dreijährig ging es in Dubai los, doch konnte er dort bei zwei Starts auf Sand wenig bewegen. Geschadet hat ihm dieser Ausflug nicht, er war danach auf Anhieb in einem Listenrennen in Lingfield über 2300 Meter erfolgreich, belegte im 18köpfigen Feld im Epsom Derby (Gr. I) Platz acht. Im Sommer lief er zweimal in Deutschland, war Zweiter zu Iquitos (Adlerflug) im Münchener Dallmayr-Preis (Gr. I), schloss die Saison mit einem Sieg in den St. Simon Stakes (Gr. III) über 2400 Meter in Newmarket ab.

2018 wurde er wieder nach Meydan geschickt, lief jetzt aber auf Gras. Er kam deutlich besser zurecht, gewann ein Handicap über 2400 Meter und war Fünfter im Dubai Sheema Classic (Gr. I). Zurück nach Europa gewann er drei Rennen in Folge, die Princess of Wales’s Stakes (Gr. II) in Newmarket sowie die Großen Preise in Berlin-Hoppegarten und Baden-Baden. Es waren keine souveränen Siege, aber durchaus starke kämpferische Leistungen.

Diese Tugend zeigte er auch bei seinem anschließenden Sieg, dem im Caulfield Cup (Gr. I) im australischen Caulfield. Mit Pat Cosgrave, der ihn ab dreijährig eigentlich immer ritt, gewann er nach einem erstaunlich frühen Vorstoß als 11:1-Chance gegen 17 Gegner, es war die sicher beste Vorstellung seiner Karriere, zumindest brachte sie ihm sein höchstes Rating ein.

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https://www.youtube.com/watch?v=jWcvZHC2QKM

Auch im anschließenden Melbourne Cup (Gr. I) verkaufte er sich als Achter im 24köpfigen Feld durchaus ordentlich, Godolphin gewann damals das Rennen mit Cross Counter (Teofilo).

Best Solution lief dieses Jahr noch zweimal, doch blieb er im Herbst in Kempton auf dem von ihm keineswegs bevorzugten Sand und auch im Preis von Europa (Gr. I) in Köln ohne bessere Chancen.

2014 kostete er als Fohlen 32.000gns, war dann 2015 ein 90.000-gns-Jährling, der bei Tattersalls an John Ferguson ging. Die Mutter Al Andalya war aber nur ein durchschnittliches Rennpferd, verdiente in ihrer Karriere bei fünf Starts gerade einmal 245 Pfund. Best Solution ist ihr zweiter Nachkomme und der bisher einzige Sieger. Ein zwei Jahre alter Gutaifan-Sohn ist im Training, ein rechter Bruder von Best Solution ist Jährling, er brachte im Oktober bei Tattersalls 200.000gns.

Al Andalya (Kingmambo) ist eine Schwester von Kosmische (Fastnet Rock), Listensiegerin vor einigen Jahren für Andreas Wöhler, sowie vom Prix Hocquart (Gr. II)-Zweiten Cape Clear Island (Fastnet Rock), später in Hong Kong ein guter Verdiener. Ein weiterer Bruder ist der listenplatziert gelaufene Squire Osbaldeston (Mr. Greeley). Al Andalya vertritt den höchst erfolgreichen Kingmambo/Sadler’s Wells-Cross, aus dem sieben Gr. I-Sieger stammen.

Die nächste Mutter, die listenplaziert gelaufene Kushnarenkovo (Sadler’s Wells) ist Schwester von drei Gr.-Siegern, Brian Boru (Sadler’s Wells), Sea Moon (Beat Hollow) und Moon Search (Rainbow Quest) sowie der Mutter des Epsom Derby (Gr. I) und Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I)-Siegers Workforce (King’s Best). Brian Boru hat das Doncaster St. Leger (Gr. I) und die Racing Post Trophy (Gr. I) gewonnen, er steht als National Hunt-Deckhengst im Longford House Stud in Irland. Daher kommt das Stehvermögen von Best Solution, denn ein echtes 2400-Meter-Pferd von Kodiac (Danehill) findet man eigentlich eher selten. Die Reputation des Hengstes, der zu einer Decktaxe von 65.000 Euro im Tally Ho Stud in Irland steht, gründet sich vor allem auf frühe und schnelle Pferde. Er ist Vater von bisher 25 Gr.-Siegern, auf höchster Ebene haben neben Best Solution noch Fairyland, Hello Youmzain – beide 2020 – und Tiggy Wiggy gewonnen. Von seinen Söhnen sind bisher Adaay, Ardad, Coulsty, Kessaar, Kodi Bear, Koropick und Prince of Lir im Gestüt, nächstes Jahr kommt Sporting Chance hinzu. Hello Youmzain, Sieger im Betfair Sprint Cup (Gr. I), ist an ein französisch-australisches Konsortium verkauft worden und wird 2021 aufgestellt. Die durchschnittliche Siegdistanz der Nachkommen von Kodiac liegt bei 1440 Meter. Das muss etwas überraschen, zumal seine Mutter Rafha (Kris) den Prix de Diane (Gr. I) gewinnen konnte.

Kodiac hat als Deckhengst eine echte Tellerwäscher-Karriere hingelegt. Der Bruder von Invincible Spirit (Green Desert) hat nicht einmal ein Gruppe-Rennen gewonnen, war auf dieser Ebene mehrfach platziert. In den Jahren 2009 und 2010 hatte er eine Decktaxe von gerade einmal 4.000 Euro, doch stieg diese in den nächsten Jahren nach den Erfolgen rasant an.

Best Solution wird beim Züchtertreff im Januar in Röttgen vorgestellt. 

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