TurfTimes:
Ausgabe 845 vom Freitag, 29.11.2024
Es war schon vor dem Großen Preis von Bayern vor einigen Wochen in München klar, dass es das letzte Rennen in der Karriere von Assistent werden würde. Es hatte bereits Verhandlungen bezüglich eines Platzes als Deckhengst gegeben, wobei dem Vernehmen nach auch ausländische Gestüte involviert waren, es gab durchaus Interessenten. Doch der Sieg in dem Gruppe I-Rennen änderte die Sachlage. “Wir müssen das jetzt neu überdenken”, meinte Besitzer Eckhard Sauren, als er an jenem Sonntag das Gelände in Riem verließ. Ob das Gestüt Röttgen vor München schon ein Thema war, können wir nicht beurteilen, doch ist es jetzt eine mehr als prominente Adresse, die für den nächsten Karriereschritt von Assistent ausgesucht wurde. Und eine Rückkehr an die Wurzeln, schließlich ist Röttgen der Züchter des Hengstes.
München war natürlich die beste Leistung seiner Karriere, die der Handicapper mit 98,5kg einstufte, seiner bislang höchsten überhaupt. Seit seinem vierten Platz im Derby 2022 hat er regelmäßig Leistungen von 95kg und mehr gebracht. Bei 23 Starts hatte er nur zweimal kein Geld verdient.
Das Derby war damals erst sein vierter Start. Es hatte mit zwei zweiten Plätzen begonnen, es folgte der Sieg in dem seit diesem Jahr nicht mehr als Listenrennen ausgewiesenen Derby-Trial in Hannover. In Hamburg war er unter Cieren Fallon Vierter, wobei der Jahrgang 2019 bei allem Respekt nicht unbedingt der stärkste der letzten Jahrzehnte ist. Doch Assistent ist in Bezug auf das höchste Rating der Jahrgangsbeste, denn der damalige Derbysieger Sammarco (Camelot), der nach Hamburg den Großen Dallmayr-Preis (Gr. I) gewann, erreichte in der Spitze 97,5kg.
Dreijährig blieb er bei vier weiteren Starts sieglos, doch ging es vierjährig deutlich besser los. Nach einem Listensieg in Düsseldorf gewann er in Köln den Carl Jaspers-Preis (Gr. II), später noch den Großen Hansa-Preis (Gr. II), war zudem in den Gr. I-Rennen in Berlin-Hoppegarten und München platziert. In dieser Saison startete er mit einem erneuten Sieg im Grand Prix-Aufgalopp (LR), der diesmal in Köln ausgetragen wurde, gefolgt von einer Reihe von Platzierungen in Gruppe-Rennen, einem souveränen Erfolg im Oktober in Baden-Baden auf Gr. III-Ebene und jetzt der eindrucksvolle Sieg in München.
Der Sea The Moon-Sohn, ein 58.000 Euro-Kauf bei der BBAG, damals von Liberty Racing, stammt aus der Röttgener Anna Paola-Familie, wobei er nicht direkt auf sie zurückgeht, sondern auf deren Schwester Anständige (Star Appeal). Die Mutter Anna Kalla (Kallisto) ist nicht an den Ablauf gekommen, sie hatte als weitere Siegerin Anna Jolie (Jukebox Jury) auf der Bahn. Diese wurde in die eigene Zucht genommen, hat eine Jährlingsstute von Millowitsch und ein Hengstfohlen von Sea the Moon, dieses Jahr war sie bei Iquitos. Anna Protecta (Protectonist), die nicht gelaufen ist, wurde ebenfalls eingestellt und ist im Oktober bei der BBAG tragend von Rubaiyat verkauft worden. Die nachfolgenden vier Fohlen gehen auf das Zuchtkonto von Ursula Rosendahl. Aturana (Tai Chi) hat vor einigen Wochen in Iffezheim ihr zweites Rennen gewonnen, die zwei Jahre alte Allemol (Best Solution) hat Holger Renz gekauft, bei drei Starts hat sie schon Geld verdient. Weitere Nachkommen haben ebenfalls Best Solution als Vater, ein Jährlingshenst steht für Ursula Rosendahl bereits bei Markus Klug.
Anna Kalla ist Schwester von zwei Gr. III-Siegern, Adrian (Reliable Man) und Anna Katharina (Kallisto), Mutter der Listensiegerin Ankunft (New Approach) und des Union-Rennen (Gr. II)-Dritten Anspruch (New Bay). Weitere Geschwister sind die Listensiegerin Attica (Tai Chi) und Akaba (Kallisto), klassischer Sieger und Deckhengst in Ungarn.
Deckhengste gibt es in der Familie noch ein paar mit etwas größerer Prominenz. Der Epsom Derby (Gr. I)-Sieger Adayar (Frankel) ist zu nennen, der früh eingegangene National Defense (Invincible Spirit), Helmet (Exceed and Excel), dessen Bruder Epaulette (Commands), wenn man etwas weiter zurückschaut auch Aspros (Sparkler), der ebenfalls in Röttgen stand. Und neben zahlreichen erstklassigen Stuten zählt die Ausnahmehürdlerin Annie Power (Shirocco) zur Familie.
Für den Vater Sea The Moon ist Assistent einer von fünf Gr.-I-Siegern. Er steht im kommenden Jahr für 22.500 Pfund im Lanwades Stud nahe Newmarket, wohin sich in diesem Jahr wieder viele deutsche Stuten aufgemacht hatten. Röttgen hat aus der Anna Paola-Familie Alaskasonne zu ihm geschickt. Dem Vernehmen nach waren es rund drei Dutzend, auch ein Grund für die für 2025 gesenkte Decktaxe, der nicht ganz preiswerte Trip nach England soll finanziell abgefedert werden.
Mit Fantastic Moon wird ein weiterer Sohn von Sea The Moon im kommenden Jahr in Deutschland aufgestellt. Mit Pretty Tiger und Wonderful Moon stehen bereits zwei Gr. II-Sieger von ihm in Frankreich, wobei das Augenmerk vornehmlich in der Zucht von Hindernispferden liegt. Pretty Tiger hat in seinem ersten Jahr im Gestüt 37 Stuten gedeckt, Wonderful Moon in diesem Frühjahr immerhin 56, er geht in seine vierte Saison im Gestüt.
Es wird interessant zu beobachten sein, wie sich die Züchter in Deutschland entscheiden, wenn gleich zwei Gr. I-Sieger über 2400 Meter von Sea The Moon im Gestüt sind. Eckhard Sauren, der Besitzer von Assistent, ist bisher nur in sehr übersichtlichem Rahmen als Züchter aufgetreten. Röttgen hat allerdings die vor Ort tätigen Hengste stets prominent unterstützt. Das wird sicher weiterhin der Fall sein.