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Neue Deckhengste 2011

König Turf - hier als Sieger im Jaxx-Pokal 2007 mit Torsten Mundry - deckte in der vergangenen Saison in Frankreich 79 Stuten. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 148 vom Freitag, 21.01.2011

Es gibt halbwegs ernst zu nehmende Untersuchungen, nach denen gerade einmal einer von zehn Deckhengsten als kommerziell erfolgreich anzusehen ist. Weltweit gesehen. Das ist sicher schwer nachzuvollziehen und muss auch in einem gewissen Kontext gesehen werden. Auf den ersten Blick erscheinen Unternehmen wie Coolmore oder  Darley mit, gemessen an deutschen Verhältnissen, exorbitanten Bedeckungszahlen höchst profitabel zu sein. Doch ist schon der Weg zum Deckhengst weit und so mancher teure Jährling ist auf dem Weg dorthin in der Versenkung verschwunden. Die Philosophie von Coolmore etwa ist es, aus dem Rennstall Deckhengste hervorzubringen – das gelingt zwar, aber natürlich nicht auf Knopfdruck.

Wenn es denn wirklich stimmen sollte, dass neun von zehn Deckhengsten nicht über das Mittelmaß hinauskommen, dann werden in diesem Jahr nahezu drei Dutzend neu aufgestellt, die nur geringe Spuren hinterlassen werden. Nur: Welche sind es? Und wer sind die künftigen Vererbercracks?

An die vierzig Hengste umfasst die Liste der Newcomer in Europa, viele werden es schwer haben, andere weniger, weil in Bezug auf die Stutenherden Qualität und Quantität hinter ihnen steht. Vier Hengste wurden zu einer vierstelligen Decktaxe aufgestellt, an der Spitze  Makfi (Dubawi), der von der Al Thani-Familie aus Katar gekauft und in das Tweenhills Farms and Stud von David Redvers nach England gestellt wurde. Es hat erhebliche Bemühungen gegeben, den Hengst in Frankreich zu halten, wo er von Mikel Delzangles zu zwei Gr. I-Siegen trainiert wurde, doch war das Angebot von Fahad Al Thani nicht zu schlagen. Für das bisher im mittelständischen Bereich aktive und als „independent“ angesehene Tweenhills ist Makfi ein echter Coup. Fahad al-Thani, der unter dem Decknamen Pearl Bloodstock agiert, hat sich auch stark auf dem Jährlings- und Rennpferdesektor engagiert, er ist eine mehr als willkommene Bereicherung der Szene.

Coolmore hat drei neue Hengste im Angebot, von denen Rip van Winkle (Galileo) und Starspangledbanner  (Choisir) im fünfstelligen Preisbereich decken. Rip van Winkle war dreifacher Gr. I-Sieger auf Distanzen zwischen 1600 und 2000 Meter, war zweijährig bereits Gr.-Sieger und insgesamt über drei Rennzeiten sehr beständig. Als Sohn des zurzeit besten Vererbers der Welt wird er seine Anhänger finden und er dürfte, wie es in Coolmore so üblich ist, von Beginn an umfangreiche Bücher decken. Starspangledbanner ist da schon etwas spezieller. Den ersten Teil seiner Karriere absolvierte er in Australien, dort war er zweifacher Gr. I-Sieger auf Strecken bis zur Meile. In Europa konnte er diese Leistungen durch Siege im Darley July Cup (Gr. I) und in den Golden Jubilee Stakes (Gr. I) noch steigern. Er hat ein sehr stark australisch geprägtes Pedigree, doch verstärkt Coolmore das derzeit in seinem Hengstelot signifikant, etwa durch Fastnet Rock und den aktuellen Import des australischen Star-Galoppers So You Think (High Chaparral), der aus einer neuseeländischen Mutterlinie stammt.

Der vierte „fünfstellige“ Hengst bei den Newcomern in Europa ist  Lope de Vega (Shamardal), der einen Großteil seiner Jugend auf den Wiesen des Gestüts Ammerland  verbracht hat. Der Sieger im Prix du Jockey-Club (Gr. I) und in der Poule d’Essai des Poulains (Gr. I) ist wie Makfi der französischen Zucht verloren gegangen, in Irland wird er jedoch mit Sicherheit ein starkes Buch decken. Es gibt Anteilseigner, die Ende 2010 sehr gezielt Stuten für ihn gekauft haben.

Gestüt Ammerlands Lope de Vega (Maxime Guyon) beim Sieg im Französischen Derby 2010. www.galoppfoto.de/Scherning.CHANTILLYGestüt Ammerlands Lope de Vega (Maxime Guyon) beim Sieg im Französischen Derby 2010. www.galoppfoto.de/Scherning.CHANTILLYEtwas unter 10.000 € sind die reellen Gruppe I-Pferde Paco Boy (Desert Style) und Equiano (Acclamation) angesiedelt. Bei 23 Starts war Paco Boy 20mal unter den ersten vier, zum Großteil auf Gr. I-Ebene, drei- bis fünfjährig hat er jedes Jahr ein Rennen dieser Kategorie gewonnen. Sein Vater ist jedoch nicht unbedingt modern und er hat keinen Eigner mit einer großen Stutenherde hinter sich. Das ist bei Equiano natürlich anders, denn Newsells Park wird den in zwei Gr. I-Rennen über 1000 Meter erfolgreichen Spitzenflieger mit Sicherheit entsprechend unterstützen.  Sein Vater ist ein sehr guter Vererber und auch kommerziell ein Treffer.

Darley bringt mit Alexandros (Kingmambo) in Frankreich und Vale of York (Invincible Spirit) in Irland zwei Neulinge im mittleren Preissegment auf den Markt, ähnlich angesiedelt ist der unter Shadwell-Flagge segelnde Mawatheeq (Danzig), der neben seinen Rennleistungen auch ein vorzügliches Pedigree aufweisen kann. Gleich dreimal ist Oasis Dream als Vater vertreten, wobei Approve mit gerade einmal drei Jahren eine Deckhengstbox bezieht. Nicht etwa wegen einer Verletzung, die seine Karriere beendet hat, nein, die Laufbahn des Gimcrack Stakes (Gr. II)-Siegers gilt als abgeschlossen. Ähnlich ist die Situation bei Zebedee (Invincible Spirit), der letztes Jahr bei sieben Starts sechs Rennen gewann, darunter die Flying Childers Stakes (Gr. II). Beide Hengste sind oft genug gelaufen, doch stimmt eine solch schnelle Kommerzialisierung schon bedenklich.

Die deutschen Hengste (Contat, Kamsin, Prince Flori, Sordino) hatten wir bereits in den letzten Ausgaben ausführlich vorgestellt bzw. werden das im Fall Prince Flori noch tun. Zwei Vertreter der deutschen Zucht werden in England bzw. Frankreich ihr Debut geben, doch werden sich Schiaparelli (Monsun) und  König Turf (Big Shuffle) vornehmlich im Hindernis- bzw. Randbereich tummeln. Inwieweit die neuen „Flach“-Hengste in England oder Frankreich auch deutsche Klientel anziehen, bleibt abzuwarten. Die Tendenz hierzulande geht eher zu den „proven sires“, den Hengsten, die bereits erfolgreiche Nachkommen auf der Bahn haben. Das erhöht den Preis, aber minimiert das Risiko.

Neue Deckhengste 2011 in Europa (Auswahl/Konditionen der Decktaxen unterschiedlich)

HengstStandortDecktaxe
Air Chief Marshal (2007), v. Danehill DancerHaras de la Cauviniere/FR3.000 €
Alexandros (2005), v. KingmamboHaras du Logis/FR4.000 €
Alfred Nobel (2007), v. Danehill DancerCoolmore Stud/IRL5.000 €
Approve (2008), v. Oasis DreamMorristown Lattin Stud/IRL5.000 €
Arcano (2007), v. Oasis DreamDerrinstown Stud/IRL6.000 €
Arabian Gleam (2004), v. KyllachyHedgeholme Stud/GB2.000 £
Centennial (2005), v. DalakhaniHaras de la Hetraie/FR1.500 €
Cima de Triomphe (2005), v. GalileoHaras du Thenney/FR3.000 €
Contat (2003), v. DiktatRalf Paulick/D1.000 €
Equiano (2005), v. AcclamationNewsells Park Stud/GB8.000 £
Fast Company (2005), v. Danehill DancerRathasker Stud/IRL5.000 €
Fuisse (2006), v. Green TuneHaras du Quesnay/FR4.000 €
Gladiatorus (2005), v. SilicAllevamento di Besnate/ITA4.500 €
Grand Couturier (2003), v. Grand LodgeHaras de la Croix Sonnet/FR2.500 €
Hellvelyn (2004), v. IshiguruBucklands Farm/GB2.500 £
Kamsin (2005), v. SamumGestüt Karlshof/D5.000 €
König Turf (2002), v. Big ShuffleHaras de Mirande/FR1.500 €
Le Cadre Noir (2004), v. DanetimeSweep Lane Stud/IRL2.500 €
Lope de Vega (2007), v. ShamardalBallylinch Stud/IRL15.000 €
Lord Shanakill (2006), v. SpeightstownIrish National Stud/IRL7.500 €
Makfi (2007), v. DubawiTweenhills Stud/GB25.000 £
Mawatheeq (2005), v. DanzigNunnery Stud/GB5.000 £
Midships (2005), v. Mizzen MastHaras de Saint-Arnoult3.000 €
Mullionmileanhour (2006), v. Mull of KintyreHedgeholme Stud/GB2.500 £
On Est Bien (2006), v. EnriqueHaras du Camp Bernard/FR1.200 €
Paco Boy (2005), v. Desert StyleHighclere Stud/GB8.500 £
Pounced (2007), v. RahyAllevamento di Besnate/ITA6.000 €
Prince Flori (2003), v. LandoGestüt Ohlerweiherhof/D2.500 €
Rip van Winkle (2006), v. GalileoCoolmore Stud/IRL20.000 €
Recharge (2006), v. Cape CrossShade Oak Stud/GB2.000 £
Schiaparelli (2003), v. MonsunOverbury Stud/GB3.000 £
Showcasing (2007), v. Oasis DreamWhitsbury Manor Stud/GB5.000 £
Silver Frost (2006), v. VerglasHaras de la Hetraie/FR6.000 €
Siyouni (2007), v. PivotalHaras de Bonneval/FR

7.000 €

Sordino (2006), v. SamumGestüt Martinushof/D

auf Anfrage

Spanish Moon (2004), v. El PradoHaras National/F

2.000 €

Starspangledbanner (2006), v. ChoisirCoolmore Stud/IRL

15.000 €

Stimulation (2005), v. ChoisirLlety Farms/GB

3.000 £

Vale of York (2007), v. Invincible SpiritKildangan Stud/IRL

5.000 €

Vertigineux (2004), v. Nombre PremierHaras d'Ayuemorte/FR

2.500 €

Vision d'Etat (2005), v. ChichicastenangoHaras de Grandcamp/FR

6.000 €

Youmzain (2003), v. SinndarHaras du Quesnay/FR3.000 €
Zebedee (2008), v. Invincible SpiritTally-Ho Stud/IRL5.000 €

Der neue Stallion Sordino im Gestüt Martinushof. Foto www.gestuetmartinushof.de - Rühl

Neue Deckhengste 2011 in den USA (Auswahl bis 10.000 $ Decktaxe)

HengstStandortDecktaxe
Afleet Express (2007), v. Afleet AlexGainesway10.000 $
All American (2005), v. Red Ransom DarDarby Dan10.000 $
Blame (2006), v. ArchClaiborne35.000 $
Desert Party (2006), v. Street CryDarley10.000 $
Discreetly Mine (2007), v. MineshaftLane's End15.000 $
Eskendereya (2007), v. Giant's CausewayTaylor Made30.000 $
Lookin At Lucky (2007), v. Smart StrikeAshford35.000 $
Majesticperfection (2006), v. Harlan's HolidayAirdrie10.000 $
Midshipman (2006), v. Unbridled's SongDarley15.000 $
Munnings (2006), v. SpeightstownAshford12.500 $
Quality Road (2006), v. Elusive QualityLane's End35.000 $
Summer Bird (2006), v. BirdstonePauls Mill15.000 $
Super Saver (2007), v. Maria's MonWinStar20.000 $
Tale of Ekati (2005), v. Tale of the CatDarby Dan15.000 $
Warrior's Reward (2006), v. Medaglia d'OroSpendthrift15.000 $

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