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National Hunt: Round Up der letzten Wochen

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 600 vom Freitag, 10.01.2020

Zwischen den Feiertagen gab es auf den Inseln ein Feuerwerk großer Rennen. Deutlich wurde vor allem, dass England unter einer Flaute großer Namen leidet; die Schlagzeilen wurden in Irland geschrieben. Neun Graded-Rennen (davon sechs Gr.1-Rennen) wurden alleine bei Leopardstowns Christmas Festival ausgetragen, auch Limerick bot zwei solcher Rennen an. Kemptons vier Graded Rennen klingen für ein Zwei-Tages Meeting natürlich gut, es macht aber der Ton, sprich die Besetzung, die Musik.

Kemptons King George IV Chase (Gr.1, 3m) am 2. Weihnachtstag ist ein absolutes Traditionsrennen und eines des Highlights des gesamten Rennjahres. Leider litt die aktuellste Austragung mit nur fünf Teilnehmern unter akutem Startermangel. Vorjahressieger Clan des Obeaux gewann mit verblüffender und so nicht unbedingt zu erwartender Leichtigkeit; es war Trainer Paul Nicholls 11. Erfolg in dieser Prüfung. Stalljockey Harry Cobden hatte sich für Stallgefährten Cyrname entschieden, zuletzt Bezwinger keines Geringeren als Altior und somit der höchsteingeschätzte Chaser der Insel.  Auf der weiteren Distanz kam der Wallach an das Limit seines Stehvermögens; es blieb Platz Zwei. 21 Längen Vorsprung machen aus Clan des Obeaux keinen neuen Pegasus; für den Cheltenham Gold Cup scheint er aber aktuell besser gerüstet.  2019 kam er 16 Längen hinter Al Boum Photo ein, welcher selber am Neujahrestag eine leichte Aufgabe im irischen Tramore entsprechend löste. Für beide Pferde ist es also „all systems go“ für Cheltenham.

In der zu Ehren des fünffachen King George -Siegers Kauto Star gelaufenen Gr.1 Novice Chase über 3m gewann Colin Tizzards von Robbie Power gerittener Slate House schlussendlich sicher; ob diese Form aber in Cheltenham gegen die Irischen Gegner reicht, ist zumindest fraglich.

Der Sieg der von Nicky Henderson für JP McManus trainierten, französisch gezogenen, Epatante in der Christmas Hurdle (Gr.1, 2m) war optisch beeindruckend. Ihr nun kurzer Wettkurs für die Champion Hurdle zeigt allerdings eher an, wie unklar das Bild für diese Prüfung nach wie vor ist; weder befanden sich unter den geschlagenen Pferden echte Champion Hurdle Kandidaten; noch konnte Epatante beim letztjährigen Auftritt in Cheltenham überzeugen. Allerdings konnte die Stute nicht mehr als gewinnen; auch physisch hat sich die erst 6j. No Risk at All -Tochter von der vergangenen Saison schön weiterentwickelt. Die letzte in der Champion Hurdle siegreiche Stute war Annie Power in 2016. Dies war Barry Geraghtys Sternstunde der Weihnachtszeit, danach brachten zwei weitere vielbeachtete Ritte eher blamable Ergebnisse. Mit Champ (Nicky Henderson), dessen Sieg in der renommierten Dipper Chase (Gr.2, ca. 2m5f) als reine Formalität angesehen wurde, war die Reise am vorletzten Sprung zu Ende; Pferd und Reiter standen unbeschadet auf. Der Sieg des im Norden Englands trainierten Midnight Shadow war ein willkommener Lichtblick für den Stall von Sue Smith; bei ihr läuft aktuell wenig zusammen. Ebenfalls mit einem Sturz endete dann Geraghtys Ritt auf dem 2017er Cheltenham Gold Cup Sieger Sizing John (Trainer Jessica Harrington), der aus einer zweijährigen Pause gekommen war und sich in einem Hürdenrennen in Punchestown Kondition holen sollte. So hatte sich sein Team die Rückkehr auf die Rennbahn sicher nicht vorgestellt.

Das Welsh National (Gr.3, 3m 6.5f) ist das Paraderennen der Rennbahn Chepstow, ohne Wenn und Aber. Auch wenn zuvor der Sea the Moon- Sohn Allmankind (Trainer Dan Skelton) äußerst beeindruckend ein Gr.1-Rennen über Hürden gewonnen hatte. Als eines von 28(!) Nationals, die inzwischen auf den Inseln ausgetragen werden, hat das Rennen zwar nicht das Prestige eines Grand Nationals; aber das darf man keinem Waliser sagen. Dass sich mit Trainer Christian Williams zum ersten Mal sein mehr als 50 Jahren ein Landsmann in die Siegerliste eintrug, ging somit in der lokalen Presse runter wie Öl. Williams, als Jockey u.a. am Stall von Paul Nicholls beschäftigt und mit Royal Auclair Zweiter in Aintree´s Grand National, schaffte mit Potters Corner den vorerst größten Erfolg seiner noch recht jungen Laufbahn; für eine Besitzer-Gemeinschaft, der auch ein Walisischer Rugby-Star angehört. „Sportliche Synergien“, sozusagen.

Dublins Paradebahn Leopardstown ist Sommer wie Winter Stätte großer Rennen. Solide Preisgelder in allen Klassen halten die Starter im Lande; warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah ist. Wie in jedem Jahr sind es vor allem zwei Trainer, die der irischen Saison ihren Stempel aufdrücken: Willie Mullins und Gordon Elliott. Lediglich Henry de Bromhead -unterstützt von der vorzüglichen Rachael Blackmore (ohne Erlaubnis!) im Sattel- schafft es, da Paroli zu bieten. Letzterer zeichnete vor allem für den für Deutschland so interessanten Notebook verantwortlich, dessen Pedigree an anderer Stelle beleuchtet wird. Der etwas überraschende Sieg in der Gr. 1 Racing Post Novice Chase (2m1f), in der die heiße Favoritin Laurina angehalten wurde, machte aus dem Samum- Sohn einen der Mitfavoriten für Cheltenhams Arkle Chase.

Gordon Elliott besserte mit Siegen Abacadabras  (Gr.1 Future Champion Novice Hurdle), Roaring Bull (Grade B Handicap, mit einem der kuriosesten Rennkommentare der letzten Jahre) Delta Work (Gr. 1 Savill Chase, wohlmöglich das Hauptrennen des Meetings) und Battleoverdoyen (Gr.1 Neville Hotels Novice Chase) die Stallkasse von Eigner Gigginstown House Studs auf. Emotionaler Höhepunkt des Teams zusammen mit Stalljockey Jack Kennedy war der Sieg von Apple´s Jade, die die Gr.1 Frank Ward Memorial Hurdle (ehe. Christmas Hurdle) zum dritten Mal in Folge gewann. Nach zuletzt sehr schwachen Formen zeigte die fast schwarze Saddler Maker-Tochter sich hier wieder von ihrer besten Seite; eine Sternstunde des Sports. Auf der Rennbahn von Leopardstown ist die Stute ungeschlagen. Besitzer Micheal O´Leary, dessen angekündigter Rückzug aus dem Sport Alarmglocken hatte läuten lassen, war mit Kind und Kegel zugegen; im Siegerphoto war die nun achtjährige Apple´s Jade altersmäßig also in guter Gesellschaft.

Insgesamt 14 Siege fuhr Elliott für Gigginstown über die Weihnachtstage ein, sechs Siege in Leopardstown. Sechs Siege an gleicher Stätte auch für Willie Mullins, der bei aller Freude einige unerklärlich schlechte Formen seiner Pferde verdauen musste, allen Voran die bereits erwähnte Laurina. Auch Kemboy, dessen prestigereiches Besitzersyndikat vor einigen Monaten spektakulär kollabiert war, enttäuschte bei seinem Jahresdebut hinter Delta Work doch sehr. Tatsächlich fand nur eines der Gr.1 Rennen seinen Weg gen Closutton, als am letzten Tag Sharja in der 2m Matheson Hurdle siegte; hier enttäuschte allerdings Stallgefährte und Favorit des Rennens, Klassical Dream, als Letzter hier auf ganzer Linie. Dafür raffte sich Faugheen – „the machine“ (mit dem Jahr 2020 ist der Germany-Sohn satte 12 Jahre alt) zu einer DER Leistungen der Feiertage, wenn nicht bereits der gesamten Saison, auf. In einer Gr.1 Novice Chase auf der Rennbahn von Limerick besiegte der Wallach mit Samcro einen hocheingeschätzten Gegner mit verblüffender Leichtigkeit. Eines der „feel-good“ Ergebnisse der Feiertage, neben Apple´s Jade ein wahrer „Christmas Cracker“.

Auch nach den Weihnachts-Festivals gaben einige hochklassige Pferde in Gr.1 Prüfungen ihre Visitenkarte ab: Philip Hobbs´ Thyme Hill gewann erwartungsgemäß Newburys Challow Hurdle über ca. 2m4f. Der Wallach, bei sechs Starts nun vierfacher Sieger, war beim letztjährigen Cheltenham-Festival noch im Bumper (Flachrennen für Hindernispferde) gelaufen und hier nur 2 ½ Längen hinter einem gewissen Envoi Allen eingekommen. Dieser im Besitz von Cheveley Park stehende Muhtathir-Sohn ist einer der absoluten Stars der Szene, bei sieben Rennen ungeschlagen, zuletzt am vergangenen Sonntag im irischen Naas (Gr.1 Lawlor´s of Naas Novice Hurdle 2m4f). Der von Gordon Elliott trainierte Wallach ist Novice, trotzdem liebäugelt man ein wenig mit der Champion Hurdle. Im englischen Sandown stand am vergangenen Samstag mit der Tolworth Hurdle das erste Gr.1 Rennen des Jahres 2020 an; Colin Tizzards Fiddlerontheroof war in der 2m Prüfung absolut überlegene Ware.

Ein Pferd, welches gar nicht an den Start gekommen war, hielt seine Fans trotzdem in Atem: Altior. Der Star-Chaser, dessen 20 Rennen umfassende Siegesserie Ende November 19 zu Ende gegangen war, ist seitdem immer wieder Gegenstand leider widersprüchlicher Berichte eines Trainers Nicky Henderson. Trotz Beteuerungen, der Wallach sei fit, war er nun zweimal Nichtstarter; aktuell befasst sich sogar die Renn-Aufsichtsbehörde British Horseracing Authority (BHA) mit dem Pferd, da der Altior nach wie vor für ein Rennen am morgigen Samstag genannt ob, obwohl sein Trainer ihn öffentlich zum Nichtstarter erklärt hatte.

Catrin Nack

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