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Massenandrang im Düsseldorfer Stuten-Derby

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 276 vom Donnerstag, 01.08.2013

Die Nummer 1 im 155. Henkel-Preis der Diana: Qatar Racing Ltd. und Newsells Park Studs Secret Gesture mit Jamie Spencer - hier in Epsom mit Jim Crowley. www.galoppfoto.de - Petr GuthDie Nummer 1 im 155. Henkel-Preis der Diana: Qatar Racing Ltd. und Newsells Park Studs Secret Gesture mit Jamie Spencer - hier in Epsom mit Jim Crowley. www.galoppfoto.de - Petr GuthEine volle Startmaschine in einem Gruppe I-Rennen, das ist der Traum eines jeden Veranstalters von Galopprennen. Nur selten wird der Traum wahr, nicht nur in Deutschland, auch in den Nachbarländern kommen in vielen Prüfungen der höchsten Kategorie nur kleine Starterfelder an den Ablauf. Die ersten beiden Jahrgangsvergleiche des deutschen Turfs auf Top-Level  in den letzten Wochen, der Große Preis von Berlin und der Große Dallmayr-Preis, waren in dieser Hinsicht typisch: Jeweils nur ein kleines Sechserfeld konkurrierte um Gruppe-Lorbeeren.

Die regelmäßigen Ausnahmen von dieser Regel sind hierzulande die beiden klassischen Prüfungen für den Derby-Jahrgang mit Gruppe I-Status. In diesem Jahr versuchten es 19 Dreijährige im Deutschen Derby in Hamburg. Der Andrang im Pendant für die Stuten, dem 155. Henkel-Preis der Diana - Deutsches Stuten-Derby (Gruppe I, 2200m, 400.000€), auf dem Düsseldorfer Grafenberg ist diesmal sogar noch größer und zwingt den Veranstalter zur Ausscheidung. Maximal 16 dreijährige Stuten können angesichts der begrenzten Breite der Bahn am Sonntag auf die Reise gehen, 23 Stuten begehrten einen Platz in der Startmaschine. Das Reglement sieht in solchen Fällen vor, dass eine Ausscheidung derjenigen Stuten, die zum Zeitpunkt der Starterangabe über das niedrigste GAG verfügen, erfolgt. Für die fünf Stuten Nausica Time, Magic Art, True Girl, Antonella und Not Expected war der Traum vom klassischen Sieg daher schon am Tag der Starterangabe ausgeträumt. Zwei weitere Stuten, die Görlsdorferin Hey little Görl und die Gröschel-Vertreterin Waletta, werden als Ersatzstarterinnen im Starterfeld gelistet, bekommen aber nur dann die Chance der Bewährung, wenn es bis zum Sonntag zu kurzfristigen Abmeldungen unter den restlichen Starterinnen kommt.

Ein Grund für den Starterandrang ist sicherlich auch die für deutsche Verhältnisse exorbitante Dotierung des Rennens, die sogar international konkurrenzfähig ist. So treten mit den beiden Britinnen Secret Gesture (Jamie Spencer) und Miss You Too (Martin Lane) sowie der Französin Orion Love (Andreas Suborics) drei Gaststuten aus ausländischen Quartieren auf dem Grafenberg an. Die beiden Britinnen liefen vor zwei Monaten beide im Stuten-Derby ihrer Heimat. Secret Gesture, als Mitavoritin gestartet, musste sich dabei nur ihrer Trainingsgefährtin Talent geschlagen geben, zeigte bei ihrem 2. Platz allerdings eine starke Leistung, die ihr die Favoritenrolle in Düsseldorf verschaffen wird, sofern sie ihre Startbox tatsächlich bezieht (noch ist nicht letztendlich entschieden, ob sie die Reise nach Düsseldorf antritt oder eine Startmöglichkeit am Samstag in den Nassau Stakes in Goodwood wahrnimmt). Die bislang nur viermal gelaufene Galileo-Tochter wird von Ralph Beckett trainiert, der im Vorjahr mit Electrelane bereits einen deutschen Stutenklassiker auf dem Grafenberg gewann.

Die zweite Britin Miss You Too kam in den britischen Oaks nicht über einen 6. Platz hinaus. Danach lief sie noch einmal auf Listenebene in Frankreich und musste dabei mit Platz 3 vorliebnehmen. Ihre beste Leistung stammt aus dem Vorjahr, als sie sich zum Saisonschluss auf Gruppe I-Ebene in Frankreich platzieren konnte.

Die Französin Orion Love kann auch noch nicht auf einen Gruppe-Sieg in ihrem Rennrekord verweisen. Immerhin platzierte sich die Zamindar-Tochter bei ihren letzten beiden Starts in französischen Gruppe-Prüfungen. Nach den Erfahrungen aus dem Deutschen Derby, in dem der wie Orion Love von Henri-Alex Pantall trainierte Tres Blue mit einem ähnlichen Formenspiegel auf den 2. Platz vorstieß, dürfte die im Besitz von Horst Rapp stehende Stute nicht zu unterschätzen sein.

Gestüt Haus Ittlingens Daytona Bay - hier bei ihrem Hamburger Sieg im Almased-Cup - startet mit Lennart Hammer-Hansen aus der Außenbox. www.galoppfoto.de - Frank SorgeGestüt Haus Ittlingens Daytona Bay - hier bei ihrem Hamburger Sieg im Almased-Cup - startet mit Lennart Hammer-Hansen aus der Außenbox. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Das deutsche Kontingent wird von zwei Warendorfer Stuten aus dem Quartier des Besitzertrainers Ferdinand Leve angeführt. Gestüt Haus Ittlingens Daytona Beach (Lennart Hammer-Hansen) und ihre Stallgefährtin Calyxa (Robert Havlin) sollen die schier unglaubliche Erfolgsgeschichte des westfälischen Quartiers in dieser Saison fortsetzen. Die Motivator-Tochter Daytona Beach ist unter den deutschen Diana-Aspirantinnen die logische Favoritin, hat sie doch in Hamburg auf Gruppe III-Parkett auf derselben Distanz etliche ihrer neuerlichen Konkurrentinnen bereits klar hinter sich gelassen. Einen störungsfreien Rennverlauf vorausgesetzt, sollte sie erste Chancen haben. Die Furcht vor Störungen in einer frühen Rennphase veranlasste Ferdinand Leve auch dazu, für Daytona Beach die Außenbox zu beantragen.

Bei Calyxa ist es ein erster Test über Steherdistanz, zuvor war die Pivotal–Tochter nur bis zur Meile engagiert und hatte auf dem Grafenberg in den 1000 Guineas den ersten klassischen Erfolg bereits zum Greifen nahe, doch wies das Zielfoto die keinen Versuch in der Diana startende Brümmerhoferin Akua'da bekanntlich als Glücklichere aus.

Erstaunlich stark bei den Buchmachern wird im Vorfeld der Diana die Mintchev-Stute Penelopa (Eduardo Pedroza) nachgefragt. Auch sie musste Daytona Beach in einem Grafenberger Listenrennen bereits vor sich dulden. Ihr Versuch zuvor als Saisondebütantin in den 1000 Guineas endete als am Totalisator durchaus stärker beachtete Kandidatin mit Rang 8 ernüchternd, so dass nicht allzu viel für die Giant‘s Causeway-Tochter spricht.

Aus dem großen Kreis der Platzgeldkandidatinnen ist Gestüt Fährhofs Quilita(Andrasch Starke) allein schon wegen der überragenden Stallform zu nennen. Die Lomitas-Tochter, zuletzt Zweite hinter Daytona Beach in Hamburg, ist neben der Wittekindshoferin Next Green (Dennis Schiergen) eine von zwei Stuten, die Peter Schiergen ins Rennen schickt. Der Kölner Trainer gewann bislang alle drei deutschen Gruppe I-Prüfungen dieser Saison. Dass diese Serie am Sonntag Bestand hat, erscheint jedoch fraglich.

Die Vorjahressiegerin Salomina nach dem 154. Henkel-Rennen: Jetzt sitzt ihr Reiter Filip Minarik im Sattel von Gestüt Auenquelles Oriental Lady. www.galoppfoto.de - Sandra ScherningDie Vorjahressiegerin Salomina nach dem 154. Henkel-Rennen: Jetzt sitzt ihr Reiter Filip Minarik im Sattel von Gestüt Auenquelles Oriental Lady. www.galoppfoto.de - Sandra ScherningNicht ganz übersehen darf man auch das Auenqueller Paar aus dem Mülheimer Stall von Jens Hirschberger. Die aktuellen Leistungen von Oriental Lady (Filip Minarik) und Viletta (Koen Clijmans) sind zwar wenig berauschend, doch haben beide Stuten in der Vergangenheit auf Gruppe-Ebene schon Platzierungen errungen. Für die offensichtlich nicht einfach zu reitenden Oriental Lady hat man diesmal Filip Minarik verpflichtet, der noch im Vorjahr Gestüt Bonas Salomina hier zu einem Erfolg ritt.

Mit einem Gruppe-Sieg im Hoppegartener Diana-Trial und einem 3. Rang in Hamburg hinter Daytona Beach und Quilita im Gepäck reist Stall Salzburgs Ars nova (Andrea Atzeni) aus dem Münchener Quartier von Wolfgang Figge nach Düsseldorf. Die Soldier Hollow-Tochter besticht durch Formkonstanz und wäre keineswegs eine Sensationssiegerin in der Diana.

In diese Kategorie eher einzusortieren, ist das Trio aus dem Kölner Quartier von Andreas Löwe. Weder Stall Lintecs Red Lips (Daniele Porcu) noch Gestüt Winterhauchs Lady Liberty (Cristian Demuro) und Stall Waldecker Sterns Adoya (Fabien Lefebvre) haben in dieser Saison Leistungen gezeigt, die ihnen realistische Chancen auf einen Sieg im Stuten-Derby einräumen. Dennoch darf man gerade dieses Trio auch nicht völlig abschreiben, ist Andreas Löwe doch in der Vergangenheit schon mehrfach der Mann für die „big points“ mit Außenseiterinnen in Stutenrennen gewesen. Vor zwölf Jahren gewann für ihn Silvester Lady als 203:10 Außenseiterin die Diana, in den Jahren 2002 und 2004 waren es Portella (126:10) und Shapira (524:10), die einen Überraschungscoup im anderen Grafenberger Stutenklassiker schaffte.

Unerwähnt geblieben sind bislang Gestüt Röttgens Wild Silva (Frederik Tylicki) aus dem Heumarer Stall von Markus Klug und Thunderstruck (Alexander Pietsch) aus dem Hoppegartener Championquartier von Roland Dzubasz. Beide Stuten liefen zuletzt im schon mehrfach erwähnten Hamburger Gruppe III-Rennen und landeten dort auf Rang 4 (Wild Silva) bzw. 7 (Thunderstruck). Mehr als eine Außenseiterrolle dürften sie am Sonntag nicht spielen, wobei die Silvano-Tochter Wild Silva allerdings verpflichtende Vorbilder hat. Das Röttgener Traditionsgestüt stellte bereits fünfmal die Diana-Siegerin, zuletzt 2009 durch die Noverre-Tochter Enora.

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