Die Zeiten einer Winterpause im deutschen Galoppsport sind schon lange Vergangenheit. Die Sandbahnen in Neuss und Dortmund sorgen seit drei Jahrzehnten dafür, dass, sofern der Winter nicht extrem zuschlägt, ganzjährig Galopprennen veranstaltet werden können. Der Sandbahnsport der Wintermonate hat allerdings in den vergangenen Jahren einen sportlichen Niedergang erlebt. Die Zeiten, in denen Handicaps der höchsten sportlichen Kategorie und Prüfungen im Status eines Listenrennens auf Sand ausgetragen wurden, scheinen angesichts des allgemeinen finanziellen Niedergangs im deutschen Turf vorbei zu sein. Aus den Totalisatorumsätzen der Winterrenntage, die sich mittlerweile in Regionen bewegen, die sich noch vor wenigen Jahren selbst Pessimisten nicht vorstellen konnten, lassen sich Rennpreise für sportliche Highlights nicht generieren.
Beim Neusser Renntag am Sonntag steht zwar ein Rennen mit dem vielversprechenden Titel „Preis der Stadt Neuss" im Mittelpunkt des nur sieben Rennen umfassenden Programms, doch verbirgt sich hinter dem klangvollen Renntitel nur ein Handicap der mittleren Kategorie über Steherdistanz. Die acht Kandidaten konkurrieren um bescheidene Rennpreise von insgesamt gerade einmal 4500 Euro, bezeichnend für die derzeitig alles andere als rosige Situation des deutschen Turfs.
Favorisiert ist mit Danon Attacker ein Vertreter des alten und neuen Championtrainers Christian von der Recke. Der 5jährige Hengst wird von Andreas Suborics geritten, der an seine Dreierserie vom letzten Sonntag anknüpfen will. Für den erfolgshungrigen Sattelrückkehrer wird es am Sonntag allerdings schon der vorläufig letzte heimische Sandbahnrenntag sein, Suborics reist in der nächsten Woche nach Cagnes-sur-Mer, um beim französischen Riveria-Meeting auch wieder international auf sich aufmerksam zu machen. Den Sieg im Neusser Verlegenheits-Highlight streitig machen könnte ihm Gestüt Erftlands Christoph Columbus (Alexander Pietsch), der am Silvesterrenntag überraschend gewann und seine aufsteigende Form bestätigen will.