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Lucky Lion (High Chaparall) Gr. II-Sieger im Mehl-Mülhens-Rennen in Köln

Alle Hände voll zu tun hatte Ioritz Mendizabal mit Lucky Lion, der beiden Sauren-Pferden Nordico und Stillman dennoch erneut seine Hinterhufe zeigte. Foto: Dr. Jens Fuchs

Autor: 

Daniel Delius

Nein, ein Pferd für schwache Nerven ist dieser Lucky Lion sicher nicht. Vom Führring angefangen, über den Aufgalopp bis zum Rennen selbst, es besteht immer die Gefahr, dass etwas Unerwartetes, Ungewöhnliches passiert. Am Sonntag war er selbst bei der Entnahme der Dopingprobrobe weit nach dem Rennen wenig gut drauf, die daran Beteiligten hatten nur geringen Spaß mit ihm. Aber es ist ein hervorragendes Rennpferd, wie man nicht erst im Mehl Mülhens-Rennen sehen konnte.

Es war für Ioritz Mendizabal in der Zielgeraden schon ein Ritt auf der Rasierklinge, denn er war eingangs der Zielgeraden, rund 600 Meter vor dem Pfosten, bereits an der Spitze. Ungewollt, denn dadurch, dass Cordite nicht richtig um die letzte Ecke kam und Nadelwald sowie besonders Andoyas nach außen nahm, waren die zunächst führenden Pferde plötzlich im Hintertreffen zu finden. Lucky Lion fühlte sich in Front ersichtlich unwohl, er begann zu suchen, driftete etwas nach außen, stand aber bequem durch, ohne größere Hilfen des Reiters. Bei seinen beiden Zweijährigen-Starts war er im Übrigen mit Scheuklappen angetreten.

Der Handicapper hat die Leistung von Lucky Lion mit einem GAG von 97,5 kg bewertet, damit steht er im Moment deutlich an der Spitze der Dreijährigen im Lande. Der Frankfurter Sieger Sea The Moon wurde mit 95 kg eingestuft. Es ist nicht unmöglich, dass sie im Oppenheim-Union-Rennen (Gr. II) aufeinandertreffen. Es ist in jedem Fall das Ziel des Görlsdorfers und Andreas Löwe deutete an, dass dieses Rennen auch für Lucky Lion in Betracht kommt. Nach dem bisherigen Stand der Dinge dürften von den im Mehl Mülhens-Rennen gelaufenen Pferden dort auch der Zweitplatzierte Nordico und der Vierte Andoyas laufen, aus dem Schlenderhaner Lot wohl der am Sonntag erfolgreiche Ito, der eine oder andere natürlich noch mehr. Der Vorschlag von Ioritz Mendizabal, Lucky Lion für den Prix du Jockey-Club (Gr. I) nachzunennen, hat sicherlich Charme, doch käme ein solches Rennen, in dem mit Sicherheit eine enorme Starterzahl zu verzeichnen sein wird, zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht etwas zu früh für den eben nicht so einfach zu handelnden Winterhauch-Hengst.

In jedem Fall wird man nach dem nächsten Start des klassischen Siegers etwas klarer bezüglich des Stehvermögens sehen. Wir hatten sein Pedigree nach dem Sieg im Dr. Busch-Memorial (Gr. III) schon unter diesem Blickwinkel genauer unter die Lupe genommen und Zweifel geäußert.

Die Mutter Lips Arrow hat Listenrennen in Hannover und München über kurze Distanzen gewonnen, war Zweite u.a. in der Lotto Hamburg-Trophy (Gr. III) und im Premio Carlo Chiesa (Gr. III). Lucky Lion ist ihr Erstling, ein Jährlingshengst stammt von Mamool, ebenso ein Hengstfohlen, das im März zur Welt gekommen ist. In diesem Jahr hat Züchter Hans-Dieter Lindemeyer, der seine züchterischen Aktivitäten unter dem Namen Stall Parthenaue betreibt, Reliable Man für Lips Arrow gebucht.

Lips Plane war zweijährig Dritte im Premio Dormello (Gr. III) über die Meile, dreijährig lief sie nur noch einmal. Neben Lips Arrow hat sie vier andere Sieger gebracht, in erster Linie Lips Poison (Mamool), Siegerin in den 1000 Guineas (Gr. II), sie wurde nach Japan verkauft. Eine Jährlingsstute stammt von Mamool. Lips Plane ist Halbschwester von Beacon Lodge (Clodovil), der zwei Gr.-Rennen bis zur Meile gewonnen hat. Zumindest auf de mütterlichen Seite ist das nicht unbedingt ein Pedigree, bei dem man ein Derbypferd vermuten kann. Lucky Lion ist jedoch bezüglich der Taktik sehr kompatibel. In Krefeld hat er vom letzten Platz kommend gewonnen, in Köln ging er 600 Meter vor dem Ziel, wenn auch ungewollt, an die Spitze.

Sein Züchter Hans-Dieter Lindemeyer, der aus der Familie jetzt schon den zweiten klassischen Sieger gezogen hat, war in Köln vor Ort. "Ich wollte bei der BBAG 75.000 Euro für Lucky Lion haben", erinnert er sich, "80.000 Euro habe ich bekommen, damit war ich zufrieden. Und dass das Pferd in Deutschland geblieben ist, war ein zusätzliches Plus." Der damals noch namenlose Hengst war natürlich besonders im Visier von Andreas Löwe gewesen, schließlich trainiert er die Familie schon seit Jahren. "Der Trainer ist zu mir gekommen und hat gesagt, den will ich unbedingt haben", so Gerd Mosca vom Gestüt Winterhauch, "und dann ist es eben so gekommen." Dass die Pferde noch unter dem Namen "Gestüt" laufen, ist eigentlich nicht ganz korrekt, das erfordert eine größere Stutenzahl, doch gezüchtet wird nur noch mit einer einzigen Stute. "Aus der Historie heraus hat das Direktorium das genehmigt", sagt Mosca.

Der jüngere Bruder (zum Profil: Klick!) von Lucky Lion wird in einigen Monaten im Blickpunkt stehen: Der Mamool-Hengst soll bei der BBAG-Jährlingsauktion 2014 in den Ring kommen.

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