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Lange Sperre für Robbie Dunne

Bryony Frost. www.galoppfoto.de - Petr Guth

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 698 vom Freitag, 10.12.2021

Zu einer Sperre von 18 Monaten hat der englische Galopper-Dachverband den Hindernisjockey Robbie Dunne verurteilt. Die Sportgerichtsbarkeit sah es als erwiesen an, dass Dunne seine Kollegin Bryony Frost über Monate beleidigt und schikaniert hatte. Was Frost, 26, in Interviews schon am Anfang des Jahres ohne Namensnennung und Details nur andeutete, hatte in der Presse schnell die Runde gemacht. Sie hatte ihren Kollegen wegen seines Verhaltens in der Jockeystube bei der British Horseracing Authority (BHA), gemeldet, woraufhin die BHA eine Untersuchung einleitete. Auch wenn Frost sich nicht in der Öffentlichkeit zu dem Thema äußerte, sickerten schnell Details durch und wurden in den Medien verbreitet.

Der Höhepunkt der Durchstecherei war im Herbst erreicht, als die Sunday Times aus dem internen 120 Seiten umfassenden BHA-Untersuchungsbericht zitierte und ihren Lesern in wöchentlichen Häppchen berichtete, welchen Schikanen und Drohungen junge Frauen in den Jockeystuben der englischen Hindernisrennbahnen ausgesetzt sind. Die BHA kommentierte die Berichterstattung in den Medien nicht, kündigte jedoch ein baldiges Verfahren gegen Dunne vor dem BHA-Disziplinarausschuss an.

Seit Beginn der Corona-Zeit wurden die Anhörungen vor dem BHA-Disziplinarausschuss per digitaler Videokonferenz durchgeführt, doch bei diesem brisanten Fall fanden die Befragungen der Beteiligten und der von ihnen benannten Zeugen erstmals wieder in Präsenz statt. An sechs Verhandlungstagen in dieser und der Vorwoche erläuterte Louis Weston für die BHA den Untersuchungsbericht der Vorfälle, gab Bryony Frost ihre Schilderung der verbalen Bedrohungen, sexuellen Anzüglichkeiten und des fortgesetzten Mobbings durch ihren Kollegen und widersprach Robbie Dunne diesen Vorwürfen, tat dabei auch die von Frost als Bedrohung empfundene Aussage, dass er sie beim nächsten Rennen in ein Hindernis drängen würde, als nicht ernst gemeinte Redewendung ab, an den Gebrauch von Begriffen wie „Hure“, „Schlampe“, „Fotze“, die er Frost regelmäßig an den Kopf geworfen haben soll, konnte er sich nicht erinnern, auch nicht daran, nackt vor ihr posiert und sie mit Anzüglichkeiten drangsaliert zu haben.

Einige von der Verteidigung benannte Zeugen (u.a. Richard Johnson, Tom Scudamore, Nico de Boinville) bestätigten, dass es in der Jockeystube etwas derb und rau zugeht, sahen darin jedoch keine Bedrohung und Schikane für Frost. Bereits in ihrer Aussage hatte Bryony Frost angegeben, dass an den Vorfällen niemand in der Jockeystube Anstoß genommen hatte, auch die Jockeydiener hätten wegschaut. Nachdem ihre Aussage in den Medien veröffentlicht wurde, weigerten sich die Jockeydiener bei der Rennveranstaltung in Fontwell am Dienstag für sie zu arbeiten, die von ihr selbst formulierte Einschätzung, dass sie mit ihrer Aussage zur Außenseiterin in der Jockeystube würde, schien sich zu bestätigen.

Doch am Donnerstag gab der BHA-Disziplinarausschuss seine Entscheidung bekannt, die aus der Außenseiterin die Siegerin des Verfahrens macht. Robbie Dunne wurde in vier Anklagepunkten, in denen er Frost schikaniert und belästigt hatte, schuldig gesprochen. In der Urteilsbegründung macht das Disziplinargremium unmissverständlich deutlich, dass es die Ausführungen von Frost als glaubwürdig und wahrheitsgemäß empfunden hat, die zusammen mit weiteren Details des Untersuchungsberichts ein nicht hinzunehmendes Bild einer Kultur der Belästigung und Schikane in der Jockeystube ergeben habe. Tenor und Art der Sprache von Dunne gegenüber von Bryony Frost seien völlig inakzeptabel und können nicht hingenommen werden. Anfeindungen, vorsätzliche Belästigungen bis hin zu gefährlichem Mobbing müssten geahndet werden, da andernfalls der Ruf des Rennsports als Ganzes beeinträchtigt würde.

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