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Der Kongress in Mumbai

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 403 vom Donnerstag, 04.02.2016

Asien, insbesondere Länder wie China und Südkorea, ist rennsportlich gesehen der vielleicht derzeit spannendste Kontinent. Das wurde bei er 36. Asian Racing Conference, wo in der vergangenen Woche im indischen Mumbai Delegierte und Gäste aus der ganzen Welt mehrere Tage die Probleme und Chancen des Rennsports diskutierten, mehr als deutlich. Mehr als zwei Dutzend Seminare, Vorträge und Reden beschäftigten sich ausschließlich mit der Branche, wohl keine andere Konferenz ist weltweit umfänglicher und vielfältiger.

Aus Deutschland war mit Daniel Krüger der Geschäftsführer der Besitzervereinigung nach Indien gereist. Er referierte durchaus beachtet über die Erfolge der deutschen Vollblutzucht, die trotz ihrer geringen Population auf Augenhöhe mit den führenden europäischen Zuchten steht.

Im Blickpunkt der Diskussionen standen jedoch Asien und die dortige, enorm schnelle Entwicklung. Das Conghua Training Centre auf dem chinesischen Festland, das in Zukunft einen Großteil der in Hong Kong startenden Pferde aufnehmen soll, wird im März 2018 seine Pforten öffnen.Die Entwicklung in Hong Kong war natürlich nur ein Thema. Dort werden aktuell  780 Rennen pro Jahr gelaufen. Die Wartezeit für die Genehmigung, ein Rennpferd zu kaufen, beträgt vier Jahre. Eine Expansion ist zumindest angedacht, doch  dafür muss Platz geschaffen werden, deshalb wird das Conghua Training Centre gebaut, es soll am Ende rund siebenhundert Pferde beherbergen. Das Wachstum in Hong Kong scheint ohnehin weiter anzuhalten: Ein Besuch der in der Regel an Mittwochabenden abgehaltenen Rennen in Happy Valley zählt inzwischen zu den zehn wichtigsten touristischen Zielen in der Stadt. 

Die derzeit noch ziemlich unübersichtliche Situation in China soll in den kommenden Jahren in geordnete Bahnen gelenkt werden. Nach Aussage der China Horse Industry Association (CHIA) gibt es dort rund dreißig Rennbahnen und mehr als 800 „equestrian clubs“ und Gestüte mit stark steigenden Zahlen. Was fehlt ist eine Dachorganisation, auch Rennordnungen und Zuchtbücher nach europäischen oder amerikanischen Standard gibt es noch nicht. Schätzungen zufolge existieren rund 1.200 Vollblüter, die aber auf nur etwa zehn Besitzer verteilt sind. Der Hong Kong Jockey Club betreibt schon seit geraumer Zeit eine Kooperation mit der CHIA.

Vorgestellt wurden im Rahmen der Konferenz auch zahlreiche bereits in der Praxis bewährte Ideen, neue Besitzer und Besucher zum Rennsport zu bringen. In Macau etwa sind in den vergangenen zwei Jahren 75 Prozent der neuen Pferde auf einer Auktion in Australien und Neuseeland gekauft worden – die Bieter waren aber gar nicht vor Ort, sondern in den Räumlichkeiten des Macau Jockey Clubs (MJC), wohin die Auktionen übertragen wurden. Der MJC hatte Beauftragte am Ring, die dann auch alle Formalitäten erledigt. Man will dieses System auf andere Auktionen weltweit ausdehnen.

Winfried Engelbrecht-Bresges, CEO des Hong Kong Jockey Clubs, gehörte natürlich auch zu den Rednern. In seinem Beitrag ging es in erster Linie um den illegalen Wettmarkt, der insbesondere in Asien immer größere Dimensionen annimmt. Stärker in den Fokus rücken „exchanges“ wie etwa Unternehmen namens Citybet, das enorme Summen auf Rennen in Hong Kong und Australien umsetzt. Allein Citybet würde Umsätze in Höhe von acht Prozent der gesamten Wetteinsätze in Australien generieren. Engelbrecht-Bresges stellte ein Fünf-Punkte-Programm vor, mit dem derartige Auswüchse bekämpft werden sollen. Dazu soll auch eine bessere Kundenbindung der legalen Wettanbieter gehören. 

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