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Kentucky Derby: Der Triumph der Nobodys

Rich Strike schafft im Kentucky Derby eine Sensation. Foto: courtesy by Churchill Downs

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 718 vom Freitag, 13.05.2022

„Es ist eine Geschichte für Hollywood“ – das war der allgemeine Tenor nach einer der größten Sensationen in der Geschichte des Kentucky Derbys (Gr. I). Rich Strike (Keen Ice) hieß am Samstag in Churchill Downs der Sieger des größten Spektakels des nordamerikanischen Rennsports, ein 80:1-Außenseiter, trainiert von Eric Reed, geritten von Sonny Leon, bislang ziemlich unbekannten Größen in der Szene. Ein Hengst, der eigentlich gar nicht im Feld war, er war der erste Ersatzstarter und durfte nur laufen, weil Ethereal Road (Quality Road) kurzfristig wurde.

Dem Kentucky Derby geht seit einigen Jahren ein striktes Auswahlverfahren voraus, man muss sich über bestimmte Rennen qualifizieren, es gibt ein Punktesystem. Rich Strike, der seinen achten Start absolvierte, hatte zuvor erst ein einziges Rennen gewonnen, einen Maiden-Claimer im vergangenen September in Churchill Downs noch für einen anderen Trainer, Joe Sharp. Für 30.000 Dollar wechselte er danach in den Besitz von Richard Dawson. Auf Blacktype-Ebene hatte es zuvor gerade einmal einen dritten Platz gegeben, in den Jeff Ruby Stakes (Gr. III) Anfang April in Turfway Park, das reichte, um die Position 21 in der Liste zu sein. Und am entscheidenden Tag hatte der absolut letzte Außenseiter im 20köpfigen Feld das beste Ende, mit einer knappen Länge Vorsprung auf den Favoriten Epicenter (Not This Time) sowie Zandon (Upstart): Klick zum Video!

Von oben ist genauer zu sehen, wie deutlich der Favorit Epicenter bereits in Front war und auf welchen Wegen Sonny Leon von der ursprünglichen Startposition 20 sein Pferd doch noch zum Sieg in dem Drei-Millionen-Dollar-Rennen führte. Für den 32jährigen, gebürtig in Venezuela, war es der erste Gr.-Erfolg überhaupt. Er ist auf den Rennbahnen in Ohio zuhause, reitet in der Regel auf weniger bekannten Hippodromen wie Mahoning Valley und Belterra Park: Klick zum Video!

Es war der größte Außenseitersieg in diesem Rennen seit 1913, damals gewann Donerail für 91:1. Trainer Eric Reed, dessen Stall in Lexington 2016 durch eine Brandkatastrophe mit 23 toten Pferden schwer getroffen wurde, hatte in seiner 35 Jahre umfassenden Karriere erst ein Gr.-Rennen gewonnen, 2009 eine Gr. II-Prüfung. Für Besitzer Richard Dawson hatte es noch nicht einmal zu einem Sieg in einem Altersgewichtsrennen gereicht, auch wenn er schon den einen oder anderen Galopper in seinem Besitz hatte.

Rich Strike stammt aus dem ersten Jahrgang von Keen Ice (Curlin), Sieger u.a. in den Travers Stakes (Gr. I), er steht für 7.500 Dollar auf der Calumet Farm in Kentucky. Bisher hat er immerhin 30 individuelle Sieger unter den jetzt Dreijährigen, aber nur einen Blacktype-Sieger und den auch noch in Puerto Rico. Rich Strike ist 3:2 ingezogen auf den Top-Vererber Smart Strike (Mr. Prospector), der Vater von Curlin aber auch von Gold Strike, der Mutter des aktuellen Derbysiegers. Er war zweimal der führende Deckhengst in Nordamerika, ist aber auch ein exzellenter Mutterstutenvererber mit jetzt schon 144 Black Type-Sieger. Mine That Bird (Birdstone), Außenseitersieger im Kentucky Derby 2009, stammt aus einer Smart Strike-Stute.

Gold Strike, inzwischen 20 Jahre alt, war ein sehr gutes Rennpferd. Dreijährig war sie Championstute in Kanada, damals gewann sie die Selene Stakes (Gr. III) und die Woodbine Oaks. Drei weitere Sieger hatte sie auf der Bahn, darunter Llanarmon (Sky Mesa), Siegerin in den Natalma Stakes (Gr. II). Kurz danach erwarb sie die Calumet Farm für 230.000 Dollar, ihre weiteren Nachkommen hatten aber dann zunächst nur begrenztes Können. 2019, im Jahr der Geburt von Rich Strike kam sie erneut in Keeneland in den Ring und wurde, gedeckt von Ransom the Moon, von der Calumet Farm für 1.700 Dollar an Tommy Wente verkauft. Von einem weiteren Fohlen ist nichts bekannt.  

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