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Das Jiri Palik-Derby

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 474 vom Donnerstag, 29.06.2017

Wenn Jirí Palík das Derby in seinem Heimatland gewinnt, ist es immer ein Rennen, über das man Tage lang spricht. Der früher in Deutschland tätige und nach Anzahl von Siegen dritte erfolgreichste Tscheche im Rennsattel ist eben ein Mann für ganz besondere Fälle. Als er 2005 mit der tschechisch gezogenen Ready For Life erfolgreich war, war es mit 120:10 ein dicke Überraschung auf Kosten von importierten Favoriten. Dieses Jahr konnte Palík diese Leistung noch einmal toppen – nach großem Kampf gewann er das 97. Ceské derby (2400 m, 95 000 Euro) mit dem 500:10 Außenseiter Joseph (Lando) aus der eigenen Zucht des Präsidenten des Jockey Clubs Jirí Charvát, der auch die Mutter des Siegers gezogen hat. Um einen kurzen Kopf zweiter wurde der im Gestüt Hofgut Mappen geborene Felix (Jukebox Jury), der schon fast wie der Sieger aussah, vor George Boole (Art Connoisseur) und dem klassischen Sieger Sir Sun (Power). Auf schnellem Boden wurde mit 2:29,19 nur knapp der Zeitrekord des Rennens verpasst.

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„Nach so vielen Versuchen mit teuren Hengsten aus dem Ausland ist es schon etwas verblüffend, dass wir am Ende das Derby mit einem selbstgezogenen Pferd gewonnen haben, das sozusagen im Hof unserer Firma geboren wurde" freute sich Charvát, noch immer einer der größten Investoren im tschechischen Rennsport. Die zweite Mutter von Joseph – die listenplatzierte Jeanmaire (Dansili) – wurde für ihn von Chris Richner für 56.000 Euro in Deauville ersteigert. Die Stute zeigte sich aber in der Zucht zunächst als eine Enttäuschung und der erste große Erfolg kommt somit erst in der nächsten Generation. Charvát züchtet heute mit ihrer Tochter Josselin (Muhtathir). Joseph ist ihr erstes Fohlen, das zweite ist eine Jährlingsstute von Soldier Hollow.

Dem späten Joseph wurde lange nichts Größeres zugetraut. Zweijährig gewann er bei seinem Debüt Ende Oktober in Most gegen mäßige Gegner. Im April war er Dritter in einem Ausgleich III und gewann danach im kleinen Feld ein Vorbereitungsrennen über 2000 Meter in Most. Seitdem hat er sich zuhause für das Derby vorbereitet, galt allerdings als sehr spät und man war sich nicht sicher, ob das Rennen nicht zu früh für ihn kommt. Trainer Pavel Tuma hatte da seine Bedenken, wurde aber von Jirí Palík überredet, der den Hengst bereits in Most geritten hatte und großes Potential in ihm gesehen hatte. „Er hatte alles genau studiert und alle seine Hausaufgaben gemacht. Er wusste alles über die Gegner und stets gemeint, dass Joseph genau so ein Rennen braucht, das sein Vater Lando 1993 in Hamburg bekommen hatte", sagte Tuma.

Als Favorit ging der ungeschlagene Black Canyon (Manduro) ins Rennen, viel wurde auch über Nagano Gold (Sixties Icon gesprochen). Das Unheil für die Favoriten nahm aber gleich nach dem Start seinen Lauf. Bereits im ersten Bogen war das Rennen extrem schnell und alle, die an diesem Tempo teilgenommen haben, waren früh geschlagen. Das gilt vor allem für Nagano Gold, auf dem es Bauyrzhan Murzabayev nicht gelungen war, ihn zu halten. Er hatte sich mit dem Stallgefährten des späteren Siegers Fighting Lips (Mamool) ein unnötiges Duell auf der Spitze geliefert, Black Canyon machte die schnelle Fahrt auf der dritten Position mit. Alle, die später um die vorderen Ränge gekämpft haben, waren zu dieser Zeit weit hinten, teilweise sogar 25 Längen hinter Nagano Gold. In der Zielgerade wurde dann um den Sieg auf der Außenspur gekämpft. Die zwei ältesten Jockeys im Feld Palík und Jan Rája belegten die ersten zwei Plätze, ritten aber in diesem Derby quasi umsonst, denn beide haben hohe Strafen wegen dem zu heftigen Peitscheneinsatz bekommen. Palík 50 000 Kronen (1900 Euro) und 1 Tag Lizenzentzug für 7 Schläge, Rája 27 500 Kronen (1000 Euro) und 2 Tage ohne Lizenz für 9 Schläge.

Im Prager Rahmenprogramm setzten sich der im Gestüt Küssaburg geborene Hello Hobby (Intense Focus) im Sprintrennen und der ehemalige Schützling von Yasminn Almenräder Phu Hai (Elusive City) überraschend auf der Meile gegen Aldar (New Approach) und dem Pferd des Jahres Dally Hit (Ad Valorem) durch. Im Zlatý pohár (2400 m, 5700 Euro) gab der einstige Derbysieger Touch Of Genius (Galileo) sein Comeback nach 11 Monaten und belegte den vierten Platz, der Sieg ging nach einem Meisterritt der Amazone Zuzana Vokálková an Allways On Sunday (Sunday Break).

Im Hindernismetier erleben große Tage der Jockey Jaroslav Myska und seine Ehefrau Stepánka als Trainerin. Letzte Woche holten sie sich mit dem Wallach Capferret (Day Flight) aus dem Stall Meridian bereits einen dritten Sieg in Frankreich, diesmal allerdings im Prix Rigoletto (4400 m, 115 000 Euro) auf Listenebene in Auteuil. Einen Tag später siegte Myska auch in der zweiten Qualifikation für die Große Pardubitzer mit dem Favoriten Goscater (Scater). Der von Walter Häcker gezüchtete Wild Danger (Königstiger) bestätigte seine großen Steigerung mit dem dritten Platz, allerdings sehr weit vom Sieger entfernt.

Martin Cáp, Prag

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