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Im Blickpunkt: Counterattack und andere

Die Sioux Nation-Tochter Matilda Picotte gewinnt beim Debüt. Foto: courtesy by Coolmore

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 717 vom Freitag, 06.05.2022

Wenn Deckhengste von Australien nach Europa kommen, ob dauerhaft oder als Shuttlehengste, ist das nicht immer eine Erfolgsgeschichte. In der Historie ragt natürlich Danehill (Danzig) heraus, aus der jüngeren Zeit ist insbesondere Exceed and Excel (Danehill) zu nennen. Doch Redoute’s Choice (Danehill), ein Star in Australien, war in den zwei Jahren, in denen er im Gestüt des Aga Khan in Frankreich stand, schon nicht so durchschlagend, das gilt auch für Fastnet Rock (Danehill), So You Think (High Chaparral) etwa bleibt derzeit ständig in Australien. Darley hat vor einigen Jahren mehrfach australische Hengste geholt, die Ausbeute war sehr übersichtlich.

Counterattack (Redoute’s Choice), der zu einer aktuellen Decktaxe von 5.000 Euro im Gestüt Karlshof steht, war zumindest für die deutsche Zucht eine neue Erfahrung. Er war ein typischer australischer Flieger, hart geprüft, hat Gr. III-Rennen gewonnen, war auf Gr. I-Ebene platziert. In den letzten Jahren ist er nicht mehr geshuttelt, wird dauerhaft hierbleiben. Seine Bedeckungszahlen lagen bislang für deutsche Verhältnisse im mittleren Bereich, 57, 49, 27 und 31 waren es von 2018 bis 2021, wobei Karlshof, wichtig genug, von Beginn an hinter ihm stand.

Da er selbst ein guter Zweijähriger war, in diesem Alter zwei vierte Plätze in Gr. II-Rennen verbuchen konnte, war von seinem ersten Jahrgang im vergangenen Jahr schon etwas erwartet worden. Doch der Durchbruch gelang erst in den letzten Wochen. See Hector war klassischer Sieger in Italien, Pirouz dort Listensieger, Open Skies und Zandjan siegten in wohl besser besetzten Maidenrennen. Von neun hierzulande gelaufenen Nachkommen haben sechs gewonnen, in der Türkei gibt es mit Subutai einen mehrfachen Sieger. Wie an dieser Stelle schon einmal ausgeführt, scheinen einige seiner Söhne auch mit weiten Distanzen kein Problem zu haben, was angesichts der Rennleistung des Vaters etwas überraschend ist. Anpaarungen mit mütterlichen Steherlinien waren hier möglicherweise entscheidend. Sein Vater Redoute’s Choice war selbst Meiler, hat aber selbst einige Steher gebracht und vor allem eine Reihe von guten Deckhengsten, an der Spitze der Champion Snitzel.

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Das National Stud in Newmarket liegt nur wenige Meilen vom Ortskern entfernt, doch zieht es in der Regel nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich wie andere Gestüte in der Region, Dalham Hall etwa, Cheveley Park, Lanwades oder Banstead Manor. Es steht unter dem Regiment des Jockey Clubs und beherbergt eine bunte Mischung von Deckhengsten wie etwa den gerade sehr modernen Time Test (Dubawi) oder den eher unauffälligen Rajasinghe (Choisir).

Seit 2018 steht dort auch Aclaim (Acclamation), der in der Obhut von Martyn Meade eine mehr als solide Rennkarriere hingelegt hat, bei 15 Starts sieben Rennen gewinnen konnte, darunter dreijährig die Challenge Stakes (Gr. II), vierjährig die Park Stakes (Gr. II) und zum Finale den Prix de la Foret (Gr. I) über 1400 Meter. Mit einer Decktaxe von 12.500 Pfund ging er 2018 auf den Markt, er gehört einer Besitzergemeinschaft, wobei ihm natürlich die Unterstützung einer großen Zucht fehlt. Er muss „sich selber machen“, was etwa seinem Boxennachbarn Time Test sehr gut gelungen ist.

Im Moment ist die Lage noch etwas unübersichtlich, denn Cachet, die Siegerin in den 1000 Guineas (Gr. I), ist seine bislang einzige Blacktype-Siegerin. Drei andere Nachkommen waren Blacktype-platziert, allerdings sämtlich in Italien. In Deutschland taucht Aclaim bisher überhaupt nicht auf. Vergangenes Jahr deckte er 64 Stuten. Anzumerken ist, dass sein Vater Acclamation ein sehr guter Deckhengst-Vererber ist, Dark Angel und Mehmas stehen heraus, dazu sind u.a. Equiano, Expert Eye, Attendu und Johnny Barnes aktuell im Gestüt.

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Das erste Zweijährigen-Rennen in Deutschland wird, wenn er denn zustande kommt, der Badener Jugendpreis am 29. Mai in Iffezheim sein. Dann folgt vier Wochen lang nicht, erst Hamburg bietet wieder Rennen für den Nachwuchs an. In Großbritannien und Irland ist die Saison für Zweijährige bereits in vollem Gange. Auf dem Curragh in Irland wurde am Montag bereits das erste Blacktype-Rennen gelaufen, es gewann der im Besitz von Coolmore und Partnern stehende Blackbeard (No Nay Never) bei seinem bereits zweiten Start, es war ein 270.000gns.-Fohlen.

Bei den Deckhengsten hat nicht unerwartet Sioux Nation (Scat Daddy) einen Blitzstart hingelegt. 162 Nachkommen hat der zweijährig in dem Phoenix Stakes (Gr. I) erfolgreiche Hengst in seinem ersten Jahrgang, vier haben bereits gewonnen, am Montag auf dem Curragh die Stute Matilda Picotte, die nach einer Aktivistin des Sioux-Stammes benannt wurde, die zwischen diesem und dem amerikanischen Staat vermittelte.

Sioux Nation, dessen Decktaxe in diesem Jahr 10.000 Euro betrug und der im vergangenen Jahr mit 61 Bedeckungen für irische Verhältnisse nicht ganz so populär war, war von Beginn an bei den Buchmachern klarer Favorit auf den Titel des Champions bei den „freshman sires“. In der einschlägigen Statistik liegt sein Boxennachbar U S Navy Flag (War Front) mit bisher drei Zweijährigen-Siegern hinter ihm. Im Jahrgang 2020 sind von ihm 71 Nachkommen registriert.

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