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Hans-Heinrich von Loeper im Alter von 96 Jahren verstorben

Hans-Heinrich von Loeper 2022 am Tag des Union-Rennens in Köln. Foto: Dequia

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 766 vom Freitag, 05.05.2023

FC-Renntag vor einigen Wochen in Köln, Saisoneröffnung. Hinter dem Gebäude des Rennverein parkt ein Wagen ein, heraus steigt Hans-Heinrich von Loeper. Nein, am Steuer hat er dann doch nicht mehr gesessen, aber einen Kölner Renntag, den hat er eigentlich nie ausgelassen, natürlich auch diesen nicht. Die Beweglichkeit ist mit den Jahren eingeschränkter geworden, das Interesse am Sport, die geistige Form nicht. Immer noch ein scharfer Beobachter der Szene, wie immer auch an diesem Tag für ein Gespräch offen, eines von unzähligen in den letzten Jahren. Und wie immer war er an diesem Ostermontag nicht nur der mutmaßlich älteste Besucher im Weidenpescher Park, er war auch in seinem typisch englischen Stil gewandet, ein Gentleman. 

Ein Leben für die Pferde. Schon als 13jähriger half er in den Rennställen, eine Amateurlizenz hatte er seit 1948, ritt dann auf allen Bahnen in Deutschland zwischen Castrop-Rauxel und Baden-Baden, fünf Siege in A-Rennen stehen in seinem Rekord. Besonders stolz war er auf den Sieg auf Gundekar 1953 in Hamburg, das Rennen wurde unmittelbar vor dem Derby gelaufen, das Fernsehen war dabei, dreissig Minuten später gewann Allasch mit Hein Bollow das “Blaue Band”. Geritten hat er dann noch sein Leben lang, viele Jahre in der Morgenarbeit bei eben jenem Hein Bollow in Köln. 

Das war dann insbesondere in der Zeit, in der der ehemalige Berufssoldat in das Blickfeld der rennsportlichen Öffentlichkeit kam. 1974 wurde er Generalsekretär des Dachverbandes, des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen, 17 Jahre sollte er diesen Posten ausüben. Und er hatte Glück: Denn in jenen Jahren erlebte der Galopprennsport in Deutschland einen enormen Aufschwung, an dem er keinen geringen Anteil hatte. Er war verantwortlich für den Sprung in eine neue Ära; Elektronentoto, TV-Serien wie “Rivalen der Rennbahn”, die Öffnung der Rennen für ausländische Pferde, Einführung von Gruppe-Rennen, das Rennquintett - nur ein paar Stichworte zu jenen Jahren, die zudem von einer progressiven Medienarbeit begleitet wurden. An den Vorabenden der Rennen in Baden-Baden traf sich von Loeper regelmäßig zu Hintergrundgesprächen mit der Turf-Journaille, Jahrespressekonferenzen glichen fast schon Hochämtern. Wobei in der Regel auch nur Positives zu berichten war. Er war zudem das kongeniale Backup für den ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel, der von 1982 bis 1991 Präsident des Direktoriums war. Wenn beide auf der Rennbahn auftraten, glich das fast schon Staatsbesuchen. 

Nachdem er das Haus in der Rennbahnstraße verlassen hatte, stürzte er sich in neue Aufgaben, die insbesondere im Osten des Landes lagen. Als Beauftragter für die dortigen Bahnen war er mit dafür verantwortlich, dass es dort heute wirtschaftlich teilweise deutlich besser läuft als im Westen. Besonders Bad Doberan lag ihm besonders am Herzen und es hat ihn sehr getroffen, dass es dort wohl keine Zukunft mehr gibt. Streitbar war er bis ins hohe Alter, gab stets seine dezidierte Meinung ab, insbesondere über die Verhältnisse im Verband. Er machte keinen Hehl daraus, dass er über manchen seiner Nachfolger, deren Namen zum Teil zu Recht vergessen sind, keineswegs glücklich war. 

Einhundert Jahre alt wollte er gerne werden, das hat er immer gesagt und mit der Frage kokettiert, ob man denn schon seinen Nachruf geschrieben habe. Das haben wir natürlich nicht, weil wir bei ihm wirklich nicht daran gedacht haben, dass er den runden Geburtstag nicht mehr erlebt. Doch den jüngsten Kölner Renntag musste er schon auslassen. Am 1. Mai ist Hans-Heinrich von Loeper nach einem spannenden und langen Leben im Alter von 96 Jahren gestorben. Sein Name wird jedoch auch weiterhin im Galopprennsport eine Rolle spielen, denn die Begeisterung für die Pferde hat er an seinen Sohn Philipp und seinen Enkel Moritz vererbt, die sich im letzten Jahr als Besitzer über schöne Erfolge von Navratilova freuen durften. Mit Hans-Heinrich von Loeper aber geht eine Ära zu Ende, die man als die guten Zeiten des Galopprennsports in Erinnerung behalten wird.

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