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Ein halbes Dutzend im 122. Großen Preis von Berlin

Wer wird Nachfolger der großartigen Danedream? Die spätere Arc-Siegerin gewann mit Andrasch Starke den Großen Preis von Berlin. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 224 vom Donnerstag, 19.07.2012

Im Vorjahr kehrte der Große Preis von Berlin (Gruppe I, 2400m, 175.000€) mit einem Paukenschlag an seinen Ursprungsort in Hoppegarten zurück. Eine derart kopf- und qualitätsvoll besetzte Gruppe I-Prüfung jenseits von Derby und Diana hatte man schon lange nicht mehr auf einer deutschen Rennbahn mitverfolgen können. Dass die überlegene Siegerin Danedream später noch zur Arc-Triumphatorin aufsteigen würde, konnte man zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht ahnen, doch in der Rückschau wertete dies den Hoppegartener Saisonhöhepunkt nachträglich auf und verschaffte dem Rennen – auch angesichts des Zweitplatzierten Scalo und der Viertplatzierten Night Magic – ein hohes Rating von 98,63. Die Hoffnungen, dass mit der Rückkehr des ersten Jahrgangstreffens auf höchster Ebene nach Berlin eine neue erfolgreiche Ära dieser zuvor in Düsseldorf und zwischenzeitlich in Hamburg ungeliebten Steherprüfung eingeläutet würde, haben sich schon ein Jahr danach als verfrüht herausgestellt. Hier geht es zum kompletten Renntag mit allen Rennen, Pferden, Jockeys, Trainern und Infos: Klick!

Am Sonntag steht die 122. Auflage dieses Traditionsrennens auf dem Programm, leider kann sie der letztjährigen nicht das Wasser reichen. Einer der sechs Starter war auch im vergangenen Jahr mit von der Partie, doch ist dies zum Leidwesen des Veranstalters weder die Titelverteidigerin Danedream, die einen Start in Ascot vorzieht, noch der Vorjahreszweite Scalo, der noch nicht wieder den alten Schwung hat, sondern „nur“ der aus Norwegen anreisende Sir Lando (Fredrik Johansson). Der von Wido Neuroth trainierte 5jährige Lando-Sohn ist ohne Zweifel der Steher-Crack Skandinaviens, wie seine letzten beiden Starts in Schweden und Norwegen, die er jeweils zu einem Erfolg auf Gruppe III-Ebene gestaltete, eindeutig belegen, doch als Sieger in einem deutschen Gruppe I-Rennen ist er nur schwer vorstellbar. Seinen 6. Rang aus dem Vorjahr sollte er angesichts des kleinen Starterfeldes in diesem Jahr steigern können, doch selbst ein Platz unter den ersten Drei wäre schon ein großer Erfolg für ihn.

Getaway gewann den Deutschlandpreis 2009 für Trainer Jens Hirschberger in Düsseldorf: Erst kurz vorher hatte er sein französische Trainingsquartier von Andre Fabre verlasssen. www.galoppfoto.de - Sandra ScherningGetaway gewann den Deutschlandpreis 2009 für Trainer Jens Hirschberger in Düsseldorf: Erst kurz vorher hatte er sein französische Trainingsquartier von Andre Fabre verlasssen. www.galoppfoto.de - Sandra ScherningFür einen Platz unter den ersten Drei fest gebucht und vermutlich als Favorit ins Rennen gehend ist hingegen der französische Gast Méandre (Maxime Guyon). Der von Andre Fabre trainierte 4jährige Slickly-Sohnn ist zweifacher Gruppe I-Sieger und ließ beim letzten Start im Grand Prix de Saint-Cloud die enttäuschende Danedream in der Endphase einfach stehen. Der im Besitz der Familie Rothschild stehende Hengst läuft allerdings sehr unterschiedlich, so dass seine Favoritenstellung nicht unangefochten ist.

In Frankreich trainierte Sieger in dieser Prüfung sind bislang Mangelware. Vor 25 Jahren war der in Münchener Besitz stehende Le Glorieux der letzte Franzose, dem die Siegerschleife umgebunden wurde. Der damals 3jährige Hengst war einer von vier Franzosen, die sich – alle dreijährig – während der Nachkriegszeit in den Annalen dieser Prüfung als Sieger verewigten. Mit Tasmin (1953) und Gombar (1956) entstammen zwei dieser siegreichen Franzosen bereits den 50er Jahren, wo das damals moderat dotierte Rennen noch über 2600 Meter führte und das europäische Gruppe-System noch in weiter Ferne lag, so dass eine direkte Vergleichbarkeit nicht gegeben ist. Neben Le Glorieux verbleibt damit nur der von Christiane Head vorbereitete Lydian, der 1981 für einen französischen Triumph sorgte, als er keinen Geringeren als den Zoppenbroicher Königsstuhl bezwang. Für den französischen Abonnementchampion Andre Fabre wäre es folglich der erste Sieg in dieser deutschen Gruppe I-Prüfung. Sein letzter Versuch datiert aus dem Jahr 2006, als er mit dem Schlenderhaner Salutino Dritter wurde. Als der ursprünglich von ihm trainierte Getaway 2009 dieses Rennen gewann, stand er bereits auf der Trainingsliste von Jens Hirschberger, so dass Fabre dieser Erfolg nicht mehr zuzurechnen ist.

Einen französischen Sieg in diesem Jahr zu verhindern, ist die Aufgabe des Wöhler-Schützlings Earl Of Tinsdal (Andrasch Starke). Der wie Meandre bereits zweimal auf Gruppe I-Ebene siegreiche Black Sam Bellamy-Sohn konnte zuletzt im Gran Premio di Milano gegen internationale Konkurrenz überzeugen. Sein Quartier ist aktuell eher auf Platzierungen denn auf Siege abonniert, doch hofft man in Gütersloh, dass an diesem Wochenende der Knoten wieder platzt. Die Verpflichtung des aktuell in exzellenter Form agierenden Andrasch Starke für den Ritt, die aufgrund der noch gültigen Sperre für Stalljockey Eduardo Pedroza notwendig geworden war, könnte hier hilfreich sein, um die Stallform wieder aufzupolieren.

Ein illustres Feld kam 2011 beim Großen Preis von Berlin, Gr. I, zusammen: Zweite von links ist die Siegerin Danedream. www.galoppfoto.de - Frank SorgeEin illustres Feld kam 2011 beim Großen Preis von Berlin, Gr. I, zusammen: Zweite von links ist die Siegerin Danedream. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

In das erwartete Duell Meandre kontra Earl of Tinsdal könnte sich am ehesten die Stute Ovambo Queen (Adrie de Vries) einmischen. Die 5jährige Kalatos-Tochter aus dem Quartier von Dr. Andreas Bolte im westfälischen Lengerich schaffte im IDEE Hansa-Preis beim Derby-Meeting erstmals einen Gruppe II-Treffer gegen höher eingeschätzte Hengste. Kann die Stute diese Form nur drei Wochen später erneut abrufen, so liegt ein erneuter Stutensieg im Jahr nach Danedream im Bereich des Möglichen.

Kaum vorstellbar ist hingegen ein Sieg eines der beiden weiteren Hoppegartener Starter. Weder der von Miltcho Mintchev ins Rennen geschickte 5jährige Hengst Baschar (Alexander Pietsch) noch der ein Jahr jüngere einstige „Winterfavorit“ Silvaner (Filip Minarik) aus dem Kölner Schiergen-Stall sind als Sieger denkbar. Beide mussten zuletzt im Hansa-Preis als Vierter und Sechster bereits Ovambo Queen weit vor sich dulden und konnten auch zuvor in ihrer Rennkarriere noch keine Leistungen vollbringen, die sie in Hoppegarten zu ernsthaften Siegkandidaten machen. Da es im Großen Preis von Berlin diesmal allerdings sechs Preisgelder gibt, wird angesichts des nur sechs Starter umfassenden Aufgebots jeder Mitlaufende auch finanziell entlohnt. Selbst um den vorletzten Platz muss daher diesmal nach den Bestimmungen der deutschen Rennordnung ein Pferd ausgeritten werden, auch wenn dies mehrere hundert Meter hinter dem Sieger stattfinden sollte.

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