Drucken Redaktion Startseite

Gordon Lord Byron eingegangen

Gordon Lord Byron (re.) gewinnt 2014 in Royal Ascot die Sprint Stakes. www.galoppfoto.de - JJ Clark

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 622 vom Freitag, 12.06.2020

Im Alter von 12 Jahren verstarb Mitte der vergangenen Woche der irische Sprinter Gordon Lord Byron (Byron). Der Wallach, nach wie vor in vollem Training, erlag einem Aortaabriß bei der Morgenarbeit. Der traurige Schlußpunkt einer einzigartigen Karriere.

„Vom Tellerwäscher zum Millionär“, „aus kleinsten Anfängen hochgearbeitet“ – Gordon Lord Byron bediente viele Klischees. Er war der Zehner im Lotto, der Traum eines jeden Besitzers. Als Fohlen wechselte er für schmale 2.000 Euro in den Besitz der Familie Cahalan, ausgesucht von der Tochter des Hauses. Als „Pinhook“ für den Wiederverkauf erworben, konnten die neuen Besitzer im folgenden Jahr jedoch kein Auktionshaus finden, welches bereit war, den unauffällig gezogenen Byron-Sohn zu akzeptieren.Bereits hier hätte der Youngster im Nirvana verschwinden können; doch etwas an dem Braunen veranlasste die Cahalans, an ihm festzuhalten.

Mit Trainer Tom Hogan, einem Altmeister seiner Profession, wurde ein Deal gefunden; bereits zweijährig kam Gordon Lord Byron an den Start. Doch wer glaubte, dass sich das Blatt nun nachdrücklich wenden würde, der irrte. „Lost Action, and was pulled up after one furlong“ notierte die Racing Post nüchtern nach dem Start am 5. Juli.2010 in Roscommon. Nach nicht einmal 200 Metern hatte sich Gordon Lord Byron am Becken verletzt.

Erst Mitte 2011 konnte der Wallach, nach einem Jahr Pause, wieder an den Start kommen. Ein letzter Platz, immerhin auf Irlands Prestige-Bahn The Curragh, ließ kaum große Träume zu, danach gab es kein Halten mehr. Bereits beim nächsten Start konnte der Wallach mit einer Platzierung sein überdurchschnittliches Talent erkennen lassen. Der erste Sieg Mitte Oktober 2011 war eine Formalität, der Rest wurde, wie man so schön sagt, Geschichte. Die nackten Zahlen zeugen von einer Karriere von einzigartiger Langlebigkeit: 16 Siege (darunter acht Gruppe-Rennen, drei Gruppe 1-Siege) und 32 Platzierungen bei 108 Starts. Er war weit jenseits des Unbesiegbaren; doch was für Rennen konnte er gewinnen!  Mehr als 1,9 Million Euro Gesamtgewinnsumme (rund eine Million nur aus Siegprämien) – „er brachte uns an Orte, an denen wir nie waren, er tat Dinge, die kein anderes irisches Pferd je getan hatte. Er war das erste irische Pferd in mehr als vierzig Jahren, der den Prix de la Forét gewann. Er ist immer noch das einzige irische Pferd, welches ein Sprintrennen in Australien gewinnen konnte", so Trainer Hogan nach dem Verlust seines Stars. 

Es hab eine Konstante im Leben des Gordon Lord Byron – „er war Teil der Familie und hat jeden Tag seines Lebens eine Fünf-Sterne-Betreuung erhalten. Er hatte einmal in der Woche Physiotherapie, wir fuhren mit ihm an den Strand.  Er war nie in der Führmaschine, die konnte er nicht leiden“ – und viele Wechsel. Diverse Besitzerkonstellationen  sind auf ihn eingetragen, darunter als Mitbesitzer zeitweise ein indischer Millionär, den man „brauchte“, um die Nachnenngebühr für den Prix de la Forét zu begleichen; ein Rennen welches er einmal gewann und in dem er zweimal Zweiter war. Die Familie Cahalan hielt immer einen Anteil, jedoch saßen insgesamt 26 unterschiedliche Jockeys im Sattel. Seine Reisen führten ihn um die gesamte Welt, er bestritt Rennen in sieben Ländern, darunter Hongkong, Dubai, Australien oder Tschechien.

Benannt nach einem der berühmtesten Dichter der englischen Literatur, George Gordon Lord Byron, gibt es leider kein Buch über den Wallach. Er war jedoch Filmstar und Gegenstand einer Dokumentation, die es unter dem Titel „Against all odds“ als DVD zu kaufen gibt. Zu seinen Ehren ist die Doku für eine Woche als Download frei empfänglich.

Klick zum Video

In den letzten Jahren wurden die Siege rar – sein letzter Sieg kam im Mai 2017 - doch er blieb ganz der Alte, im wahrsten Sinne. Sein Blick sprühte, das aufgeregte Traben im Führring stellte sich auch im hohen Alter immer wieder ein. Immer gab er sein Bestes, er konnte gar nicht anders. Tom Hogan: „Alle guten Dinge kommen zu einem Ende. Doch es war ein Privileg, mit ihm verbunden zu sein, und er hat ein sehr privilegiertes Leben geführt.“

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90