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Ein Gentleman tritt ab: Uwe Ostmann übergibt seinen Diana-Stall an Jens Hirschberger

Trainer Uwe Ostmann bei der Morgenarbeit, Mülheim 2007. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

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Pressemitteilung

Wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort: „Zeppelin“, sagt der 72-jährige Galoppertrainer Uwe Ostmann auf die Frage, welches Pferd ihm den ersten Trainersieg seiner Laufbahn beschert hatte. Das ist jetzt über 40 Jahre her. Bis heute kamen für den allseits geschätzten Gentleman unter den Trainern rund 1.500 weitere Erfolge dazu. Doch schon bald wird sich Ostmann in den Ruhestand verabschieden. Ab dem 1. Dezember übernimmt Jens Hirschberger (43), bis Anfang September beim Traditions-Gestüt Schlenderhan (Bergheim) angestellt, den Diana-Stall am Mülheimer Raffelberg.

„Das muss sich bei mir erst einmal setzen“, hat Ostmann noch keine genauen Vorstellungen vom Leben als Rentner. Fest steht, dass er die Räumlichkeiten direkt in Stallnähe, die er mehrere Jahrzehnte mit seiner Frau Ursula und auch Sohn Rolf (43/Betriebsberater in Berlin) bewohnt hat, an seinen Nachfolger übergibt. Für Jens Hirschberger ist das ein Glücksfall: „Je näher man als Trainer dran ist, desto besser.“ Ostmann wird in Mülheim wohnen bleiben. Im Stadtteil Speldorf, nicht sehr weit von der Galopprennbahn entfernt, haben Ostmann und seine Ehefrau eine Wohnung gefunden.

Stabwechsel im Diana-Stall in Mülheim: Jens Hirschberger (links) kommt zum 1. Dezember 2012 für Uwe Ostmann. Der Futtermeister Marcel Weiß - im Hintergrund zu sehen - bleibt. www.muelheim-galopp.de -  Redaktion MSPWStabwechsel im Diana-Stall in Mülheim: Jens Hirschberger (links) kommt zum 1. Dezember 2012 für Uwe Ostmann. Der Futtermeister Marcel Weiß - im Hintergrund zu sehen - bleibt. www.muelheim-galopp.de - Redaktion MSPW

Während einer Übergangsphase werden Ostmann und Hirschberger, der schon zweimal das Derby (2007 mit Adlerflug und 2009 mit Wiener Walzer) gewinnen konnte, zusammenarbeiten. „Aber auch danach ist Uwe Ostmann jederzeit am Stall willkommen“, stellt der Sohn des Leipziger Galoppertrainers Peter Hirschberger klar. „Ich habe schon vor Jahren einmal gesagt, dass Uwe Ostmann für mich einer der besten, wenn nicht der beste Trainer in Deutschland ist. Ich freue mich, dass ich seine Arbeit fortführen kann.“

Jubel nach einem der größten Erfolge: Trainer Uwe Ostmann mit Filip Minarik nach Gonbardas Sieg im IVG - Preis von Europa (Gr. I)  2005. www.galoppfoto.de - Frank SorgeJubel nach einem der größten Erfolge: Trainer Uwe Ostmann mit Filip Minarik nach Gonbardas Sieg im IVG - Preis von Europa (Gr. I) 2005. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Ostmann, geboren am 18. Juli 1940 in Lage (Kreis Lippe), hatte bereits als Kind nur Pferde im Kopf. Sein Onkel Wilhelm Ottenhausen war Reitlehrer und hatte einen eigenen Stall. Regelmäßig fanden außerdem in Lage öffentliche Rennen statt, an denen auch Vollblüter teilnahmen. Trainer-Legende Sven von Mitzlaff (sieben Siege im Deutschen Galopperderby und zehn Triumphe im Stuten-Derby/Preis der Diana) hatte bei diesen Rennen häufig Pferde am Start. Er nahm den jungen Ostmann wenig später in die Lehre.

Das Gestüt Auenquelle als größter Besitzer (fast) komplett auf dem Hamburger Geläuf: Gonbarda mit Andreas Boschert, Trainer Uwe Ostmann (Zweiter von rechts) und den Besitzern Karl-Dieter Ellerbracke (rechts) und Peter-Michael und Helga Endres (links) nach dem Sieg im Alice Cup 2005. www.galoppfoto.de - Marius SchwarzDas Gestüt Auenquelle als größter Besitzer (fast) komplett auf dem Hamburger Geläuf: Gonbarda mit Andreas Boschert, Trainer Uwe Ostmann (Zweiter von rechts) und den Besitzern Karl-Dieter Ellerbracke (rechts) und Peter-Michael und Helga Endres (links) nach dem Sieg im Alice Cup 2005. www.galoppfoto.de - Marius Schwarz

Vor allem als Hindernisreiter verdiente sich Ostmann bei von Mitzlaff und später auch bei den Trainern Artur Deschner und Heinz Jentzsch seine Sporen. Insgesamt kam Ostmann als Jockey auf rund 200 Siege, davon 30 auf der „Flachen“. Dreimal gewann er das Championat bei den Hindernisreitern. Ungefährlich war das freilich nicht: „Ich hatte einigermaßen Glück“, so Ostmann. „Sechs Schlüsselbeinbrüche und ein Beckenbruch waren die schlimmsten Verletzungen zu einer Zeit, in der an jedem Renntag mindestens zwei Hindernisrennen auf dem Programm standen.“

Anfang der 70er Jahre zeigte jedoch ein Arzt Uwe Ostmann die „Rote Karte“: „Nach einem erneuten Sturz wurde mir geraten, die Jockey-Laufbahn zu beenden.“ Den Pferden blieb er treu. Im März 1971 startete er nämlich beim Gestüt Quenhorn im ostwestfälischen Ravensberg seine Trainer-Laufbahn.

Liang Kay mit Terence Hellier und Trainer Uwe Ostmann nach dem Sieg im Union-Rennen 2008. www.galoppfoto.de - Frank SorgeLiang Kay mit Terence Hellier und Trainer Uwe Ostmann nach dem Sieg im Union-Rennen 2008. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Mitte der 80er Jahre folgte der Umzug nach Mülheim. Vor allem das Gestüt Auenquelle, das Karl-Dieter Ellerbracke (Rödinghausen) und Peter-Michael Endres (Duisburg) gehört, schickte viele Pferde in das Training am Raffelberg.

Ostmanns größter Erfolg war 1988 der Triumph im Derby auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn mit Luigi für den Verleger und Wirtschaftsanwalt Dietrich von Boetticher (München). Trotz aller Erfolge: Ostmann blieb immer mit beiden Beinen fest auf dem Boden. „Ich komme aus der Region Lippe. Da kommt eben ein ganz besonderer Schlag Mensch her.“

Hein Bollow (links) gratuliert Trainer Uwe Ostmann nach dem Sieg mit Auendon 2009 in Hoppegarten: www.galoppfoto.de - Frank SorgeHein Bollow (links) gratuliert Trainer Uwe Ostmann nach dem Sieg mit Auendon 2009 in Hoppegarten: www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Ein besonderes Gespür wird Uwe Ostmann beim Umgang mit zweijährigen Pferden nachgesagt. „Es gibt Trainer, die Zweijährigen zu früh zu viel abverlangen, so dass sie später kaum mehr zu gebrauchen sind. Ich habe versucht, genau das zu vermeiden“, betont Ostmann. Einen entscheidenden Grund für die Erfolge beim jüngsten rennfähigen Jahrgang sieht der erfahrene Trainer im Auenqueller Champion-Deckhengst Big Shuffle, dessen Nachkommen fast immer etwas frühreif waren.

Gegen den Beinamen „Gentleman-Trainer“ hat Ostmann nichts einzuwenden. „Es gibt Schlimmeres, was die Leute über einen sagen können“, schmunzelt der Trainer-Routinier.

Uwe Ostmann mit Fernglas 2010. www.galoppfoto.de - Frank SorgeUwe Ostmann mit Fernglas 2010. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Während seiner jahrzehntelangen Trainer-Laufbahn arbeitete Ostmann auch schon mit Jens Hirschberger zusammen. Mitte der 90er Jahre war Hirschberger, früher ebenfalls Hindernis-Jockey, für ein Jahr als Reise-Futtermeister am Diana-Stall tätig. Mit Ostmanns aktuellem Futtermeister Marcel Weiß (36) wird Hirschberger weiter zusammenarbeiten. Beide kennen sich ebenfalls schon lange.

Der Diana-Stall in Mülheim verdankt seinen Namen dem Preis der Diana, dem Deutschen Stutenderby, über Jahrzehnte fester Bestandteil des Raffelberger Terminkalenders. Ausgerechnet ein Sieg in diesem Rennen fehlt in Ostmanns bemerkenswerter Erfolgsbilanz. „Es ist das einzige klassische Rennen, das ich nie gewinnen konnte. Ich war zwar mehrmals Zweiter, für einen Sieg im Klassiker vor der Haustür hat es aber leider nicht gereicht.“

Jetzt heißt es Abschied nehmen: Trainer Uwe Ostmann beobachtet seine Pferde bei der Morgenarbeit, Mülheim 2007. www.galoppfoto.de - Frank SorgeJetzt heißt es Abschied nehmen: Trainer Uwe Ostmann beobachtet seine Pferde bei der Morgenarbeit, Mülheim 2007. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Jens Hirschberger wird - wie auch sein Vorgänger Uwe Ostmann - vor allem für das Gestüt Auenquelle tätig sein. Der Neu-Mülheimer legt aber Wert darauf, dass auch andere Besitzer ihre Pferde zu ihm ins Training nach Mülheim schicken können. „Es gibt bereits mehrere Anfragen. In den kommenden Tagen wird alles festgezurrt“, sagt Hirschberger.

Quelle: www.muelheim-galopp.de - Redaktion MSPW

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