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Gelungene Premiere im Kensington Palast

Crystal Gaze mit dem Frankel-Fohlen - der erste Nachkomme seines berühmten Vaters, der öffentlich verkauft wurde. Foto: Bea Grewe

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 321 vom Donnerstag, 19.06.2014

Das irische Auktionshaus Goffs hat mit seiner am Montag am Vorabend von Royal Ascot erstmals durchgeführten "London Sale" in der Orangerie des Kensington Palace fraglos Ausrufezeichen gesetzt. Zweimal fiel der Hammer in siebenstelligen Pfund-Regionen, 41 der 53 zum Verkauf stehenden Lots fanden für knapp acht Millionen Pfund neue Besitzer. Dabei waren die Pferde, bis auf zwei, nicht einmal vor Ort, sie standen auf der Rennbahn in Kempton, womit es sich bei der ersten Hauptstadt-Auktion in Europa um eine mehr virtuelle Veranstaltung handelte.

Eine wesentliche Unterstützung erhielt die Auktion zudem durch Scheich Fahad Al Thani und seine Entourage. Der Investor aus Katar hatte Goffs bei der Entscheidung des Standortes bestärkt und gehörte dann auch zu den wichtigsten Käufern. Qipco, das Unternehmen aus Katar, das inzwischen der größte Sponsor des englischen Rennsports ist, trat auch als Partner der Aktion auf.

Scheich Fahad zahlte denn auch den Höchstpreis der Auktion, als er für 1,3 Millionen Pfund den zu diesem Zeitpunkt noch ungeschlagenen Cappella Sansevero (Showcasing) ersteigerte. Der zwei Jahre alte Hengst aus dem Stall des irischen Trainers Ger Lyons kam mit der Empfehlung eines Listensieges auf dem Curragh in den Ring, er hatte zuvor schon in Dundalk und Naas gewonnen. Für den bisherigen Besitzer Sean Jones bedeutete der Verkauf einen enormen Profit, denn er hatte den jungen Hengst im letzten Oktober bei Tattersalls für gerade einmal 25.000gns. erworben. Tags darauf gab es für Scheich Fahad erste Amortisation, denn Cappella Sansevero belegte in den Coventry Stakes (Gr. II) Rang zwei.

Noch einmal wurde es siebenstellig, als die 13 Jahre alte Mutterstute Crystal Gaze (Rainbow Quest) in den Ring kam. Leibhaftig, denn sie war zusammen mit ihrem Hengstfohlen von Frankel der einzige Vollblüter, der in London zu sehen war. Sie wurde von der Tweenhills Farm auch noch tragend von Frankel angeboten, war erst vor wenigen Tagen in den Auktionskatalog genommen worden, was natürlich ein besonderer Coup war - der erst vor wenigen Wochen geborene Frankel-Hengst war der erste Nachkomme seines Vaters, der öffentlich verkauft wurde. Damit hatte man den Japanern die Show gestohlen, denn eigentlich sollte das erste Frankel-Fohlen, eine Stute, am 15. Juli bei der JRHA Select Sale in den Ring kommen. Bei 1,15 Mio Pfund fiel bei Crystal Gaze der Hammer, die Mutter u.a. des Gr.-Siegers Spirit Quartz (Invincible Spirit) ging an Coolmore in Gestalt von M. V. Magnier.

Im Segment der zweijährigen Pferde, die ihr Breezing am Samstag in Kempton absolvierten, erzielte eine aus den USA gekommene Tochter von Distorted Humor den Höchstpreis. Angeboten vom irischen Pinhooker Willie Mullins, der sie im Auftrag eines kanadischen Klienten zum Verkauf gebracht hatte, ging sie für 600.000 Pfund an den Agenten Stephen Hillen. Die Stute, die aus einer rechten Schwester des Gr. I-Siegers Perfect Soul (Sadler's Wells) stammt, wird für amerikanische Klientel mutmaßlich in Europa bleiben. Die russischern Investoren Volga Racing zahlten 400.000 Pfund für einen Giant's Causeway-Sohn aus einer Deputy Minister-Stute mit einem rein amerikanischen Pedigree. Aus der Zucht des Gestüts Ammerland kommt ein Lope de Vega-Sohn aus der Hold Off (Bering), einer Schwester von Hurricane Run (Montjeu). Der junge Hengst, vergangenes Jahr bei Tattersalls für 35.000gns. verkauft, verzeichnete einen erheblichen Kursanstieg, er wurde für 135.000 Pfund an die Agentur Sackville/Donald abgegeben.

Neben Cappella Sansevero kamen weitere potenzielle Royal Ascot-Teilnehmer zur Versteigerung. Der vier Jahre alte Wallach Cafe Society (Motivator) entsprach dem Anforderungsprofil der australischen Trainerin Gai Waterhouse, die für den bisher von David Simcock trainierten Handicapper 330.000 Pfund anlegte. Vor seiner Reise nach Australien wird er an diesem Wochenende noch einmal auf Handicap-Ebene in Royal Ascot antreten. Goffs sah die Premiere dieses Auktionsformates als gelungen und noch ausbaufähig an, was mit einem finanzkräftigen Partner wie Scheich Fahad an der Seite auch möglich sein sollte. 

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