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Gastkommentar: Was bleibt, wenn ein Rennpferd in Rente geht .... ?

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 266 vom Donnerstag, 23.05.2013

Ein kleiner Sieg für die Galoppsportwelt, ein großer Sieg für seine Besitzer: Bonfire Night nach seinem ersten Erfolg mit Filip Minarik in Hamburg. www.galoppfoto.de - Frank SorgeEin kleiner Sieg für die Galoppsportwelt, ein großer Sieg für seine Besitzer: Bonfire Night nach seinem ersten Erfolg mit Filip Minarik in Hamburg. www.galoppfoto.de - Frank SorgeFünf Siege - immerhin ! - eine Gewinnsumme von €33.050 in fünf Rennjahren - besser keine wirtschaftliche Bilanz ziehen ! - das sind die nackten Zahlen, die bleiben, wenn ein Rennpferd wie Bonfire Night (Kondor - Belle Fee) in Rente geht. Aber der mittlerweile sieben Jahre alte Wallach hat nicht nur die Herzen seiner vielköpfigen Besitzergemeinschaft vom Rennstall Power Flame bewegt, sondern auch die seiner vielen Freunde in einer eigens gegründeten Facebook-Gruppe. Es sind am Ende nicht die nackten Zahlen, die zählen, sondern die vielen Erinnerungen, die seine Züchterin Catrin Nack hier für uns aufgeschrieben hat.

Danke, Bonfire Night!

Aus. Vorbei. Bonfire Night ist kein Rennpferd mehr. Keine große Nachricht im deutschen Rennsport; nein, gar keine Nachricht im deutschen Rennsport. Und doch, für uns das Ende einer aufregenden Reise, und durchaus ein trauriger Tag. Bonfire war unser allererstes selbstgezogenes Pferd, ein Fohlen mit obskuren -"billigen"-  Eltern, sicher nicht das ultimative Zuchtziel, und wenn sich auch manch eine Augenbraue hebt, für uns war er es sehr wohl: er war treu, ehrlich und hart, gab, was er konnte, gewann bei 31 Starts fünf Rennen für uns - und Dortmund, Hamburg, Hoppegarten, Dresden und , ja,  Baden-Baden sprechen durchaus ihre eigene Sprache; nun schlug, in seiner siebten Saison im Training, der Verletzungsteufel zu.

Belle Fee mit ihrem Kondor-Fohlen ... Foto: Silvia GöldnerBelle Fee mit ihrem Kondor-Fohlen ... Foto: Silvia GöldnerEs begann, wie es nicht beginnen sollte. Belle Fee, vielversprechend aber letztendlich sieglos und mit niedrigen GAG, besucht einen Hengst, der zwar ein großes Rennpferd, aber ein unglücklicher - schlechter- Vererber; wir, die wir jedoch mit einem seiner besten Söhne Spontano so wunderbare Tage hatten, sahen mehr in Kondor . Und so brachte Belle am 16.03.2006 einen kleinen Fuchs-Hengst zur Welt, bei Uwe Grüning, den wir noch in dieser Nacht - kaum zwei Stunden stand Bonfire auf seinen noch krummen, wackeligen Beinen - aufgeregt besuchten. Wenig lief gut in Bonfires Kinderstube: er war kaum fünf Monate alt, als seine Mutter eines Nachts in Panik den Koppelzaun durchbrach und stundenlang verschwunden blieb, mit schwersten Verletzungen wurde sie am nächsten Morgen einige Kilometer entfernt aufgefunden. Dies bedeutete mehr als sieben Wochen Klinik für die Stute, und wenn auch Bonfire einige Wochen bei ihr bleiben musste - "die Stute muss wissen, wofür sie kämpft" - so wurde es auf Dauer zu gefährlich. Grünings hatten keine Möglichkeit, den kleinen Halb-"Waisen" aufzunehmen, so begann Bonfires kleine Odyssee durch einige Ställe - nie werde ich den Anblick des kleinen Kerls in dieser riesigen Box vergessen; man wollte alles richtig machen und es war doch so schwer, ohne eignes Land und eigenes Gestüt.

Bonfire Night mit seiner Züchterin Catrin Nack. Foto: Silvia GöldnerBonfire Night mit seiner Züchterin Catrin Nack. Foto: Silvia GöldnerBonfire Night jedoch zeigte bereits in diesen frühen Tage den Charakter, der ihn später so auszeichnen sollte, unerschütterlich Ruhe und ein festes Selbstbewusstsein. Ein kleiner Kämpfer vom ersten Tag an. Bei Jens und Indra Markmann, damals noch in der Lüneburger Heide, entwickelte sich Bonfire dann zu einem knackigen Zweijährigen, der Mitte Mai 2008 - in guter Spontano-Tradition - seine Box in Rennstall Christian Sprengel bezog. Jeder Mensch, der auch nur einen Cent auf Pferde wettet, sollte einmal im Leben - und sei es einen noch so kleinen -  Anteil an einem Rennpferd besitzen. Es öffnet die Augen und nur so kann man all die Hoffnungen, Träume, Rückschläge, Katastrophen, Auf- und Abs' - ganz zu schweigen von Siegen und Niederlagen - nachvollziehen, die hinter jedem einzelnen Starter in jedem einzelnen Rennen stehen. "Große" Besitzer mögen viele Eisen im Feuer haben, wir hatten Bonfire Night.

Erster Start, dritter Platz für Bonfire Night. Foto: John James ClarkErster Start, dritter Platz für Bonfire Night. Foto: John James Clark

Christian begann, recht positiv zu klingen, und auch wenn es dann nicht zu eine Start im ersten Jahr reichte, so konnte Bonfire Night - Besitzer Rennstall Power Flame , am 09.05.2009 sein Rennbahn-Debut in Hoppegarten geben. Auch heute noch, nach all den Starts und Siegen, war dies wohl der aufregendste Tag, und erneut war Bonfire der ruhigste von uns allen, unbelastet von dem, was kommen sollte, schritt er gelassen durch den Führring, eine Haltung, die er für immer beibehalten sollte. Bonfire debütierte vielversprechend mit einem 3. Platz, und doch dauerte es einige Zeit, bis er seinen ersten Sieg einfahren sollte, dann gleich den nächsten, in unserer Heimatstadt Hamburg in brütender Hitze in einem engen Finish, noch kommentiert von Manfred Chapman.

Der erste Sieg für Bonfire Night - und das in Hamburg ...  der Rennstall Power Flame feiert. www.galoppfoto.de - Frank SorgeDer erste Sieg für Bonfire Night - und das in Hamburg ... der Rennstall Power Flame feiert. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Bonfire Night mit Bayarsaikhan Ganbat nach seinem fünften und letzten Sieg in Halle. www.galoppfoto.de - Frank SorgeBonfire Night mit Bayarsaikhan Ganbat nach seinem fünften und letzten Sieg in Halle. www.galoppfoto.de - Frank SorgeBegleitet von einer Forum-Gruppe und später seiner Facebook-Seite war Bonfire immer unser aller Pferd, der uns mit seinem Herz und seinem Charakter über all die Jahre begleitete und der Gegenstand so vielen Diskussionen, Gespräche und Träume war, der . Wir möchten allen danken, die uns über die Jahre begleitet haben, im Syndikat "Rennstall Power Flame" und außerhalb, seinen Trainern Christian Sprengel und Roland Dzubasz, seinen Jockeys, allen voran Filip Minarik, Alexander Pietsch und  "Enki" Ganbat, all den fleissigen und tollen Pflegern hinter den Kulissen, die Bonfire tagtäglich betreuten, all denen, die sich in den Wintern außerhalb des Rennstalles so wunderbar um Bonfire kümmerten - allen voran dem Gestüt Darboven, Sabeth Walther und Hans-Herbert Blume - und eben allen, die mit uns hofften und träumen, jubelten und uns in den Niederlage ertrugen.  Natürlich wird es Bonfire an nichts fehlen in seinem neuen Leben, aber er wird uns fehlen, seine wunderbar unerschütterliche Art, sein treues, ehrliches, Wesen. Daher vor allem: Danke, Bonfire Night!

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