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Fünf Fohlen für Fährhof

Das Millionen-Fohlen von Kingman. Foto: Tattersalls/Laura Green

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 747 vom Freitag, 02.12.2022

Wenn es eine Auktion gibt, die eine Art Standortbestimmung für den Markt ist, dann ist es eine von Fohlen. Denn wer da investiert, der hat in der Regel Vertrauen in den Markt. So gesehen muss es um diesen im Moment gut bestellt sein, denn bei der Tattersalls December Foal Sale wurde vergangene Woche in Newmarket erstmals die 35-Millionen-Guineas-Marke übertroffen. Von den 983 offerierten Fohlen wurden 744 für 35.255.050gns. verkauft, der Schnitt pro Zuschlag lag bei 47.386gns. Nur einmal bisher, 2018, lag dieser höher, bei 51.285gns.

Es waren am Ende sogar bekannte Namen, die für die höchsten Zuschläge sorgten: Juddmonte, Moyglare, Sumbe und auch wieder Shadwell. Unter den sechs teuersten Pferden tauchte gleich viermal der Name Juddmonte auf. Das Unternehmen war früher ein eher seltener Gast auf Auktionen und nach dem Tod von Khalid Abdullah war schon etwas unklar, wie es dort weitergehen würde. Doch gibt sich die nächste Generation sehr investitionsfreudig, ganz gezielt wurden Stutfohlen gekauft. So auch die Salestopperin der Auktion, eine vom Whitsbury Manor Stud angebotene Kingman-Stute, eine ein Jahr jüngere Schwester von Chaldean (Frankel), der dieses Jahr die Champagne Stakes (Gr. II) und die Acomb Stakes (Gr. III) gewonnen hat, die Schwester auch des Mill Reef Stakes (Gr. II)-Siegers Alkumait (Showcasing), der in Irland als Deckhengst steht. Schon Chaldean war ein Juddmonte-Kauf gewesen, der Sohn der so einflussreichen Suelita (Dutch Art), die selbst nur in Italien gewonnen hat, kostete als Fohlen auch schon 550.000gns., ist aber im Stall von Trainer Andrew Balding eine klassische Hoffnung. 

“Die Abdullah-Familie möchte in erfolgreiche Familien investieren”, erläuterte Juddmontes General Manager Simon Mockridge die Einkaufspolitik des Hauses. So wurden im höheren Preisbereich noch drei weitere Stuten erworben, zwei davon kosteten glatte 500.000gns.: Eine Frankel-Tochter der mehrfachen Listensiegerin und Beverly D Stakes (G. I)-Zweiten Awesometank (Intense Focus) und eine Lope de Vega-Stute aus der Oh So Sharp Stakes (Gr. III)-Siegerin Poet’s Vanity (Poet’s Voice). Unterbieter bei Letzterer war Philipp von Stauffenberg. Das vierte teure Juddmonte-Fohlen war eine Kingman-Stute, bei der Anita Wigan Co-Züchterin ist, sie wurde herausgekauft, der Zuschlag lag bei 425.000gns. Die Mutter Burning Rules (Aussie Rules) kommt aus der Ammerländer Zucht, es handelt sich um die Borgia-Familie. 

Eine Frankel-Schwester der beiden Blacktype-Sieger Elisa Again (Champs Elysees) und Berkshire Rocco (Sie Percy) ging für 550.000gns. an das irische Moyglare Stud, das sie langfristig natürlich als Zuchtstute gekauft hat. Vier Fohlen ersteigerte Sumbe, das Unternehmen des investitonsfreudigen Kasachen Nurlan Bizakov. Das teuerste war für 425.000gns. ein Frankel-Tochter der Mrs Gallagher (Oasis Dream), die zwei Listenrennen gewinnen konnte, es ist die Familie des Gr. I-Fliegers und Deckhengstes Harry Angel (Dark Angel). 

Wieder dabei ist auch Shadwell, bei dem die Politik der Bestandsreduzierung, die nach dem Tod von Hamdan Al Maktoum eingesetzt hat, erst einmal ad acta gelegt wurde. Sieben Fohlen wurden in allen möglichen Preisbereichen ersteigert, der Höchstpreis von 375.000gns. war bei einer Stute aus dem ersten Jahrgang von Ghaiyyath fällig. Der Vater war mit seine ersten Nachkommen wie eine Woche zuvor in Irland stark geffragt. Die Mutter Tanoura (Dakakhani) war Gr. III-Siegerin in Irland, sie stammt aus einer starken Aga Khan-Familie. Viel interessanter aus deutscher Sicht war natürlich der nur unwesentlich geringere Zuschlag von 370.000gns. für den vom Gestüt Görlsdorf gezogenen Frankel-Sohn aus der Wonderful Filly. Er ist ein Bruder des mehrfachen Gr.-Siegers und Deckhengstes Wonderful Moon (Sea the Moon) und von Wonderful Eagle (Adlerflug), der gerade in Mülheim sein zweites BBAG-Auktionsrennen gewinnen konnte. Es dürfte sich bei dem jungen Hengst um ein Foalsharing gehandelt haben - in jedem Fall ist er in interessante Hände gekommen. 

Görlsdorf, das seine Fohlen über Marwell Park von Harriet Loder anbot, verkaufte noch einen Hengst von Earthlight aus der Soprana sowie einen Bated Breath-Sohn aus der Tanamia, ersteigerte aber auch eine Reihe von Fohlen zurück. 

 

Fährhof investiert

 

Schon im vergangenen Jahr hatte das Gestüt Fährhof in Newmarket einige Stutfohlen gekauft, weitete dieses Engagement jetzt sogar noch aus. Gleich fünf Fohlen wurden auf das norddeutsche Gestüt geschrieben, Andreas Jacobs war vor Ort, tätigte die Käufe zusammen mit Tina Rau. Dreimal wurde es dabei sechsstellig. 320.000gns. kostete eine Frankel-Stute aus der mehrfach listenplatzierten Heartwarming (Showcasing), wobei Jacobs bei dem Kauf besonders den Cross Frankel/Showcasing hervorhob. Die Mutter ist Schwester von Heartache (Kyllachy), die zweijährig zwei Gr. II-Rennen gewinnen konnte.

280.000gns. mussten für eine Sea The Stars-Tochter aus der Shortmile Lady (Arcano) angelegt werden. Die nur einmal platziert gelaufene Mutter hat bereits zwei erstklassige Pferde auf der Bahn, die in Irland und den USA auf Gr.-Ebene erfolgreiche Lemista (Raven’s Pass), Dritte in den Beverly D Stakes (Gr. I), und den in diesem Jahr in den Mill Reef Stakes (Gr. II) siegreichen, zwei Jahre alten Sakheer (Zoffany). Für 160.000gns. wurde eine Tochter des hochmodernen Mehmas erworben. Die Mutter, eine Dansili-Tochter, hat bereits drei Blacktype-Pferde auf der Bahn, darunter die drei Jahre alte Ouraika (Zelzal), die dieses Jahr ein Gr. III-Rennen in Santa Anita gewinnen konnte. Über die beiden Fährhof-Käufe an den ersten beiden Tagen hatten wir bereits in der vergangenen Ausgabe berichtet, Töchter von Bated Breath und Saxon Warrior, die jeweils 38.000gns. kosteten. 

Auch den 250.000gns.-Kauf von Philipp von Stauffenberg hatten wir bereits erwähnt. Er hatte am Donnerstag einen Havana Grey-Hengst ersteigert. Bei einigen anderen Fohlen stieg er zwar auch ein, blieb aber des Öfteren geschlagen. Einen Hengst erwarb er aber auch noch, für 105.000gns. einen Lope de Vega-Sohn aus einer Fast Company-Tochter, mehrere sehr gute Blacktype-Pferde sind im Pedigree zu finden.  

Ein einziger Kauf aus deutscher Sicht wurde zumindest offiziell registriert: Stephen Eversfield vom Gestüt Am Schloßgarten erwarb für 4.750gns. eine Ulysses-Tochter, deren Mutter Schwester von zwei Gr.-Siegern ist.

1gns. = ca. 1,2 Euro

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