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Französisches Double in den deutschen Meilenklassikern?

Beatrice - hier nach ihrem Sieg im Kölner Schwarzgold-Rennen mit Fabrice Veron im Sattel und Besitzer Alexandre Pereira (links) auf dem Geläuf - kann für ein französisches Pantall-Double in den deutschen Meilenklassikern sorgen Foto: www.galoppfoto.de - Sandra Scherning

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 267 vom Donnerstag, 30.05.2013

Seit fünf Jahren gilt im deutschen Turf die Devise „Ladies first“ nicht mehr, die Reihenfolge der klassischen Rennen für die Dreijährigen hat sich geändert. Ließen in früheren Jahrzehnten die 3jährigen Hengste stets den gleichaltrigen Stuten terminlich den Vortritt, so eröffnet seit 2008 das Kölner Mehl-Mülhens-Rennen auf der Meile den Reigen der klassischen Prüfungen hierzulande und die Düsseldorfer 1000 Guineas für die Stuten folgt einige Wochen später. In diesem Jahr ist es am Sonntag auf dem Düsseldorfer Grafenberg wieder soweit, die 93. German 1000 Guineas (Gruppe II, 1600m, €125.000) stehen auf dem Programm.

Fünfzehn Stuten treten diesmal im Kampf um klassischen Lorbeer an, doch konzentriert sich die Suche nach der Favoritin auf die ausländischen Gäste. Selten sah es so schlecht für die heimischen Vertreterinnen aus, die sich diesmal dreier Gaststuten erwehren müssen. Als die in den Farben von Scheich Mohammed al Maktoum laufende Kazoo den Stutenklassiker 1991 als erste im Ausland trainierte Starterin kurz nach der Öffnung der klassischen Rennen Deutschlands für Gäste gewann, prophezeiten Skeptiker, dass man sich an ausländische Siegerinnen in dieser Prüfung gewöhnen müsse. Doch ganz so schlimm sieht die Bilanz nicht aus: Nach Kazoo konnten sich nur noch drei weitere Britinnen in den folgenden 21 Jahren in die Siegerliste eintragen, zuletzt die Dubawi-Tochter Electrelane, die im vergangenen Jahr auf dem Grafenberg gewann und danach nur noch einmal als Vorletzte eines Listenrennens in ihrer Heimat auf der Rennbahn gesehen wurde. Sie komplettierte im letzten Jahr nach Caspar Netcher im Mehl-Mülhens-Rennen durch ihren Erfolg das britische Double in den beiden deutschen Meilenklassikern.

Auch in diesem Jahr stehen die Chancen für ein Auslands-Double alles andere als schlecht. Die von Henri-Alex Pantall trainierte Französin Beatrice (Alexandre Roussel) gewann mit dem Kölner Schwarzgold-Rennen das wichtigste Vorbereitungsrennen auf Gruppe III-Niveau gegen zahlreiche deutsche Stuten, die auch in Düsseldorf wieder zu ihren Konkurrentinnen zählen. Der Sieg der im Besitz von Alexander Pereira stehenden Dr. Fong-Tochter auf dem Grafenberg wäre der erste französische Erfolg in den 1000 Guineas und würde nach dem Erfolg ihres Trainingsgefährten Peace At Last in Köln ein französisches Pantall-Double in den deutschen Klassikern perfekt machen.

Ähnlich stark wie Beatrice sind jedoch auch die beiden britischen Gaststuten Melbourne Memories (Adam Kirby) aus dem Quartier von Clive Cox und Senafe (Neil Callan) aus Marco Bottis Stall in Newmarkert einzustufen. Die Cox-Stute gewann in ihrer Youngster-Saison immerhin drei Rennen, darunter ein Listenrennen in Newmarket, und platzierte sich beim Saisondebüt in ihrer Heimat in einer Gruppe III-Prüfung in Newbury. Ihr anschließender Start im französischen Stutenklassiker endete zwar nur mit Rang 7, doch dürfte sie dort stärkere Konkurrentinnen getroffen haben. Die Botti-Stute Senafe hatte nur eine kurze erste Saison, die mit zwei Siegen im Juni bzw. Juli des vergangenen Jahres endete. In diesem Jahr schaffte sie bei zwei Starts auf der Insel zweimal den 2. Rang, zuletzt auf Listenparkett in York. Alle drei Gaststuten haben das Potenzial, sich als klassische Siegerin in Düsseldorf zu profilieren, da die heimischen Stuten des Jahrgangs bislang noch keinen sonderlich starken Eindruck gemacht haben.

Die im Schwarzgold-Rennen mit Speed nur knapp hinter Beatrice auf dem 2. Platz endende Red Lips (Daniele Porcu) dürfte hierzulande die größte Hoffnungsträgerin sein. Die Areion-Tochter aus dem Kölner Quartier von Andreas Löwe hat im Vorjahr schon ein Auktionsrennen auf dem Grafenberg gewonnen, kommt mit der eigenwilligen Kursführung in Düsseldorf somit zurecht und hat bei der Starboxlotterie mit Box Nummer 6 auch keine Niete gezogen. Neben Red Lips ist Gestüt Haus Ittlingens Calyxa (Lennart Hammer-Hansen), als Siegerin des Düsseldorfer Stutenpreis im April ebenfalls mit dem Grafenberg vertraut, eine Anwärterin auf einen Heimsieg. Die nahezu unglaubliche Stallform von Besitzertrainer Ferdinand Leve könnte im Siegfall nach Felicians Gruppe-Sieg in Baden-Baden eine neuerliche Krönung erfahren.

Aus dem Kreis der restlichen Starterinnen, unter denen sich diesmal zwar keine einzige Maidenstute, aber zahlreiche krasse Außenseiterinnen befinden, verdienen die Vize-Winterkönigin Akua'da (Eduardo Pedroza) und die Zweite des letztjährigen Zukunkftsrennens Penelopa (Adrie de Vries) eine Erwähnung. Während Akua’da bei ihrem Saisondebüt im Schwarzgold-Rennen blass lief und diese schwache Form in den 1000 Guineas korrigieren muss, geht Penelopa aus dem Quartier von Miltcho Mintchev als späte Saisondebütantin ins Rennen. Sie versucht dabei dem Vorbild der ebenfalls im bulagrischen Besitz des Stalles Lintec stehenden Briseida nachzueifern, der vor exakt fünf das Kunststück des klassischen Erfolgs beim späten Saisondebüt gelang.

Sowohl Akua’da als auch Penelopa haben innere Startboxen und damit die Hoffnung auf einen günstigen Rennverlauf, der ohnehin bei einem derart kopfstarken Feld auf dem Grafenberger Kurs entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Rennens haben wird. Von mehr als der Hälfte der beteiligten Trainer wird man nach dem Rennen den Kommentar hören, dass ihre Stute an Behinderungen während des Rennens bzw. einem insgesamt ungünstigen Rennverlauf gescheitert sei, eine Einschätzung, die leider bei Starterfeldern dieser Größe über die Meilendistanz auf dem Grafenberg oft stimmt.

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