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Egerton-Sohn gewinnt Slowakisches Derby

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 326 vom Donnerstag, 24.07.2014

Lange sah es am Sonntag in Bratislava nach einem deutschen Sieg aus, aber schließlich endete das mit €60 000 dotierte Slowakische Derby mit einer faustdicken Überraschung. Im letzten Moment kam ganz außen der tschechische Außenseiter Love Me (Egerton) angeflogen und schlug um einen kurzen Kopf Victory Tiger (Königstiger) aus dem Gestüt Riepergrund, dritter wurde mit einer Nase Abstand der von Roland Dzubasz trainierte Favorit Lac Leman (Doyen) in den Farben des Gestüts Auenquelle. Auf den Geldrängen endeten noch der tschechische Derbysieger Cheeky Chappie (High Chaparral) und Shazaam (Monsun) im Besitz von Eckhard Sauren. Der vierte deutsche Teilnehmer Cazador (Samum) aus dem Stall Turffighter endete auf Platz dreizehn. Von den vierzehn Teilnehmern gab es nur ein einheimisches Pferd, den Derbysieger aus Budapest Kilword (Thousand Words), der diesmal nur Elfter wurde.

Love Me aus dem großen Stall Rabbit Trhový Stepánov des Unternehmers Zdenek Jandejsek dürfte mit der Eventualquote von 79:1 der überraschendste Sieger in der 22-jährigen Geschichte des Rennens sein, doch dies war nicht der einzige Grund, warum es kurz nach dem Rennen eine lange „standing ovation“ gab. Love Me wurde trotz seines englischen Namens im mährischen Gestüt Napajedla, dem alten Traditionsgestüt mit dem Gründungsjahr 1886, geboren und wurde von seinem Besitzer als Fohlen nach Picin unweit von Prag zur Aufzucht gebracht.

Der Sohn von Egerton ist somit der erste tschechisch gezogene Sieger des Slowakischen Derbys und der erste aus Napajedla stammender Derbysieger überhaupt nach langen 19 Jahren. Die Mutter Lorellai (Look Honey) konnte nur ein Agl. IV-Rennen gewinnen, gehört aber zu einer alten Familie, die in Napajedla von der Franzosin La Lézardé in den 60er Jahren gegründet wurde. Seitdem brachte sie Ausnahmepferde der tschechoslowakischen Renngeschichte wie die Derbysieger Latina, Lancelot oder das Pferd des Jahres Latén.

Zu einer Rennsport-Dynastie gehört aber auch der siegreiche Trainer Allan Petrlík, der Sohn des Trainerchampions aus den 80er Jahren Harry Petrlík. Die Familie hatte fast alles gewonnen, was es in der Tschechoslowakei zu gewinnen gab inklusive der Großen Pardubitzer, aber im Derby hatten Vater als Trainer und Sohn als Reiter immer Pech. Allan Petrlík hatte in den 90er Jahren den Champion-Stall seines Vaters auf der Prager Rennbahn Velká Chuchle übernommen, aber musste ihn wegen der stark sinkenden Zahl der Pferde später auflösen und ein Betätigungsfeld außerhalb des Rennsports suchen. Vor drei Jahren wurde er vom Stall Rabbit zu einem Comeback überredet und feierte bereits 2013 seinen zweiten Championtitel.

Love Me war lange im Schatten der importierten dreijährigen Hengste, wurde aber bereits im Mai Dritter in den Slowakischen 2000 Guineas und lief stark auch im Tschechischen Derby, wo er Rang vier belegte. Dort wurde er von Cheeky Chappie und Honzik Chipera (Archipenko) geschlagen, die auch zu den Favoriten in Bratislava gehörten. Doch Honzik Chipera wurde wegen einer Verletzung gestrichen und für das Team von Cheeky Chappie war das Hauptziel bereits das Prager Rennen, weshalb in Bratislava den Hengst seine Pflegerin Zuzana Vokálková reiten durfte. Einen Reiterwechsel gab es aber auch im Lager des Siegers. Der Stalljockey von Rabbit, Jan Verner, traute ursprünglich Love Me nicht das Derby zu und gab in Prag den Ritt an Petr Foret weiter. Für das slowakische Derby kehrte er aber in den Sattel zurück, gerade rechtzeitig, um seinen ersten Derbysieg zu holen.

Martin Cáp, Prag

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