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Egbert Fisk - Der Meister der Goldenen Peitsche

Mit vier Siegen der erfolgreichste Jockey der Neuzeit in der wichtigsten deutschen Fliegerprüfung: Andreas Suborics nach seinem Sieg mit War Artist. www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 532 vom Freitag, 24.08.2018

Wenn am ersten Sonntag der diesjährigen Großen Woche in Baden-Baden- Iffezheim mit der 148. Casino Baden-Baden Goldenen Peitsche, Gr. II, das Hauptereignis ansteht, werden zwölf Jockeys in die Sättel ihrer Schützlinge steigen, um den Kampf um die Krone der hiesigen Flieger-Szene auszufechten. Mit von der Partie sind dabei genau zwei Jockeys, Adrie de Vries und Gerald Mosse, die in der Goldenen Peitsche bereits einen Sieg feiern konnten. Adrie de Vries gelang dies im Vorjahr in der 147. Goldenen Peitsche mit dem Franzosen Son Cesio, Gerald Mosse war 20 Jahre davor mit der Französin Don't Worry Me erfolgreich. Für alle anderen Jockeys, auch die mehrfachen Championjockeys Andrasch Starke und Filip Minarik, wäre ein Erfolg in Deutschlands bedeutendstem Kurzstreckenrennen am Sonntag eine Premiere.

In der jüngeren Vergangenheit gelang es nur einem Jockey, sich in diesem Rennen besonders hervorzutun: Der mittlerweile als Trainer aktive Andreas Suborics verzeichnete im ersten Jahrzehnt dieser Jahrtausends vier Siege in der Goldenen Peitsche. Den Auftakt machte Raffelberger, den er für Mario Hofer im Jahr 2004 zum Erfolg ritt. Zwei Jahre später trug er sich mit Linngari, einem Globetrotter aus dem französischen Quartier von Diego Lowther, erneut in die Siegerliste des Rennens ein. Das ungarische Wunderpferd Overdose verhalf ihm im Jahr 2008 zum dritten Sieg, bevor ein Jahr danach Rupert Plerschs in England von James Eustace trainierte War Artist sein Quartett an Erfolgen in der Goldenen Peitsche komplettierte.

Schaut man sich die kompletten Annalen der seit 1867 ausgetragenen Flieger-Prüfung an, so steht die Jockeyleistung von Andreas Suborics allerdings klar im Schatten eines wahren Meisters der Goldenen Peitsche aus den Anfängen dieses Rennens im 19. Jahrhunderts. Insgesamt sieben Mal triumphierte der aus Ostpreußen stammende Jockey Egbert Fisk zwischen 1868 und 1882 in der Fliegerprüfung. Fisk, der in dieser Zeit für das Königliche Haupt-Gestüt Graditz ritt, schaffte seine sieben Siege auf sieben verschiedenen Vollblütern. Den Auftakt machte 1868, dem Jahr als die Goldene Peitsche bei ihren zweiten Austragung erstmals auf der Hoppegartener Rennbahn gelaufen wurde, nachdem ihre Premiere ein Jahr zuvor in Berlin-Tempelhof über die Bühne gegangen war, der Graditzer Johannes. Schon ein Jahr danach war mit dem Hengst Reform, wie sein Vorgänger Johannes und alle weiteren Fisk-Sieger in der Goldenen Peitsche aus dem Königlichen Haupt-Gestüt Graditz stammend, der 2. Erfolg fällig. Als einzige Stute im Fisk-Siegerseptett sorgte Das Veilchen im Jahr 1871 für Sieg Nummer Drei. Zwei Jahre später war es Rustic, der den vierten Erfolg beisteuerte, während der nächste Sieg mit Templer nach weiteren drei Jahren im Jahr 1876 fällig war. Der vorletzte Sieg ging 1878 auf das Konto des Hengstes Schmetterling. Den letzten Triumph steuerte 1882 der Hengst Valerius bei.

So beeindruckend diese Erfolgsbilanz von sieben Siegen innerhalb von 14 Jahren auch ist, so lässt sie sich nicht mit der heutigen Zeit vergleichen. Die Starterfelder der Goldenen Peitsche in der Anfangsphase des Rennens waren sehr übersichtlich. Beim Sieg von Rustic 1873 musste Fisk z.B. nur einen Konkurrenten hinter sich lassen, um den Erfolg zu erringen. Auch beim letzten Sieg von Valerius und dem 1869er Erfolg von Reform ging jeweils nur ein Trio in der Goldenen Peitsche an den Start. Derart kleine Starterfelder gab es in der jüngeren Vergangenheit der seit 1953 in Baden-Baden gelaufenen Prüfung nicht mehr, so dass es heutzutage weit schwieriger ist, eine solche Siegesserie in diesem Rennen aufzubauen. Damals war entscheidend, dass man überhaupt einen Ritt bekam, was einem Egbert Fisk als Jockey des führenden Gestüts seiner Zeit nicht so schwer fiel.

Fisk gewann 1875 einmal das deutsche Jockeychampionat, auch in zahlreichen großen Rennen seiner Zeit findet sich sein Name als Jockey in den Siegerlisten. Dass er für die Goldene Peitsche jedoch ein besonderes Händchen hatte, zeigt sich daran, dass es kein anderes bekanntes Rennen seiner Zeit gibt, in dem er eine solche Siegesserie erzielen konnte. Fisk beendete seine Jockeykarriere 1882, dem Jahr seines letzten Sieges in der Goldenen Peitsche, und begann eine Trainerlaufbahn am Stall von Oscar Oehlschläger. In der Anfangsphase feierte er vor allem Erfolge in Jagdrennen, so gewann er bereits 1882 das Alte Badener Jagdrennen und wiederholte diesen Triumph ein Jahr später mit einem anderen Pferd. Auch die Mannheimer Badenia ging 1883 auf sein Konto. Das klassische Henckel-Rennen und das Sierstorpff-Rennen für die Youngster gewann er im Jahr 1884. Weitere Erfolge als Trainer in Deutschland stehen für Egbert Fisk nicht zu Buche, da er sich Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts zu einem Wechsel nach Russland entschloss, wo sich seine Spur verliert. Durch seinen Platz im Buch der Rekorde der Goldenen Peitsche bleibt sein Name jedoch weiterhin bis heute präsent. Und ob jemals ein anderer Jockey mehr als sieben Triumphe in der Goldenen Peitsche wird feiern und damit seinen Namen als Rekordhalter wird tilgen können, darf bezweifelt werden.

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