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Eckhart Gröschel verstorben

Eckart Gröschel mit dem von Andrasch Starke gerittenen Call Me Big nach der Silbernen Peitsche in Köln. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 616 vom Freitag, 01.05.2020

Es war der 6. August 1989, ein Sonntag, als wir mit Eckhart Gröschel in Hoppegarten zusammenstanden. Der Große Preis der DDR, eines der wichtigsten Rennen des Jahres, war gelaufen, die von Gröschel trainierte Bravour hatte gewonnen, in den Farben des Volkseigenen Gestüts Görlsdorf, mit Lutz Pyritz im Sattel, gegen den damaligen Derbysieger Rienzi aus dem gleichen Stall. Ein großer Tag für den Trainer, den er sichtlich genoss. Für einen Fernsehbeitrag waren wir damals vor Ort, die Genehmigung dafür war schwierig zu bekommen. Die DDR war als Staat bereits in der Endphase, doch der Rennsport dort war für einen Westdeutschen noch wie hinter den sieben Bergen gelegen.

Man hatte sich im Sozialismus in einer Nische eingerichtet, fühlte sich nicht unwohl dabei. Und Eckhart Gröschel war eine der ersten Adressen im Lande. Er stammte aus einer rennsportlichen Familie, Vater Hans war ein erfolgreicher Trainer, 1946 war er mit 51 Siegen die Nummer eins der vier Besatzungszonen, gewann über tausend Rennen. Seine Söhne stiegen in den Job ein, Hans-Jürgen war 1990 von Dresden nach Hannover gewechselt, schrieb dort seine eigene Erfolgsgeschichte. Eckart Gröschel hat später schon bedauert, dass er nicht auch in den Westen gewechselt ist.

Er war in Hoppegarten geblieben, dort wo er dreimal das Derby der DDR gewann, mit Desiree, Erisma und Rienzi, zweimal war er Champion. Er trainierte seit 1973 im Rennstall Angermünde Görlsdorfer, das waren die interessantesten Pferde des Landes, aus guter Zucht, mit Linien, die heute noch erfolgreich sind. Auch Bravour, die etwas fragile Beine war, konnte sich als Mutterstute in mehreren Generationen auszeichnen, im Januar bekam Görlsdorf eine von Sea The Moon stammende Urenkelin von ihr.

In Hoppegarten waren die Nachwendejahre unruhig und wild, mit Aufs und Abs. So manche Trainer und Besitzer blieben auf der Strecke, Eckhart Gröschel blieb aber noch auf Jahre eine feste Größe. Am Ende trainierte er Auenqueller, Call me Big war der Beste, 2002 holte er sich das Benazet-Rennen (Gr. III) in Baden-Baden, ein Jahr später die Silberne Peitsche in Köln. Mitte 2004 beendete Eckhart Gröschel seine Trainerkarriere, Romantique war die letzte Siegerin, 822 Erfolge waren es insgesamt. Danach blieb er ein gern gesehener Gast auf den Rennbahnen und wie zu aktiven Zeiten ein angenehmer, geschätzter Gesprächspartner. In der Nacht zum Montag ist Eckhart Gröschel im Alter von 78 Jahren gestorben.

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