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Dublin Racing Festival - die Iren waren unter sich

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 604 vom Freitag, 07.02.2020

Das zweitägige Dublin Racing Festival in Leopardstown stand im Mittelpunkt des Geschehens des englisch-irischen Hindernissports am vergangenen Wochenende, wobei sich die irische Hinderniselite den letzten Schliff für das Cheltenham Festival holte. Und auch die deutsche Zucht stand einmal mehr im Blickpunkt, denn der vom Gestüt Am Schloßgarten gezogene Notebook (Samum) sein zweites Gr. I-Rennen holen konnte. Der von Henry de Bromhead für Gigginstown trainierte Siebenjährige gewann am Freitag als 5:4-Favorit die Arkle Novice Chase, wobei er sich nach 3400 Metern aber etwas strecken musste, um unter seiner ständigen Reiterin Rachael Blackmore Cash Back (Linda’s Lad) auf Platz zwei zu verweisen, im Ziel war er eine knappe Länge voraus. Schon zu Weihnachten hatte der Wallach eine Gr. I-Novice Chase für sich entscheiden können, da gab es 59.000 Euro als Siegprämie, diesmal wurden sogar 88.500 Euro an den Rennstall von Ryanair-Boss Michael O’Leary ausgezahlt.

Bei vier Starts über Jagdsprünge ist Notebook jetzt ungeschlagen, über Hürden war er zwar siegreich, hatte aber längst nicht die Klasse wie über die schweren Hindernisse. „Er springt einfach hervorragend“, meinte sein Trainer, „über Hürden habe ich ihn im vergangenen Jahr mehrfach auf zu weiten Distanzen gestartet, mein Fehler.“ Notebook ist natürlich der klare Favorit für das „Arkle“ beim Festival.

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Als Absetzer war er durch Vermittlung von Christian von der Recke in Irland verkauft worden. Dort war er jetzt das erst zehnte Mal am Start. Er gewann in den Farben von Bernardine Rochford im Mai 2018 ein Point-to-Point-Rennen in Dromahane. Danach wechselte er bei Tattersalls in Cheltenham für 70.000 Pfund über Margaret O’Toole in den Besitz von Gigginstown. Notebook ist Bruder zu drei Siegern, darunter Nebukadnezar (Lomitas), Listensieger in Italien, die Mutter ist die viermalige Siegerin Nova (Winged Love). Für seinen Vater Samum (Monsun) ist er der zweite Gr. I-Sieger über Hindernisse, 2018 hatte seine vom Gestüt Karlshof gezogene Tochter Whiteout in Punchestown das Mares Champion Hurdle gewonnen.

Rachael Blackmore, 30, konnte an diesem Tag noch einen weiteren Gr. I-Treffer auf einem Pferd mit deutschem Hintergrund landen. Dafür zuständig war die 8:11-Favoritin Honeysuckle (Sulamani), eine Tochter der First Royal (Lando), die das Irish Champion Hurdle über 3200 Meter an sich bringen konnte und damit beim siebten Start über Sprünge ungeschlagen blieb. Eine halbe Länge Vorsprung hatte die Bromhead-Stute im Ziel auf Darver Star (Kalanisi) und Petit Mouchoir (Al Namix), Fünfter wurde der vom Gestüt Röttgen gezogene Aramon (Maxios). Es war allerdings kein Spaziergang für Honeysuckle, die in Front liegend den letzten Sprung nicht ganz flüssig absolvierte, sich aber am Ende mit viel Kampfgeist durchsetzte. Für Cheltenham hat sie zwei Optionen, das Champion Hurdle (Gr. I) oder das Mares Hurdle (Gr. I)

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Honeysuckles Mutter First Royal (Lando) siegte auf der Flachen über 1600 Meter in Bremen, war in zwei Listen-Hürdenrennen in Baden-Baden jeweils platziert. 2008 ging sie bei Arqana für 10.000 Euro nach Irland, hatte bisher zwei Point-to-Point-Sieger auf der Bahn. Gezogen von Thomas Jordan ist sie das einzige Fohlen der Ittlingerin First Neba (Nebos) aus einer Familie, der auch die vorjährige Listensiegerin und Prix de Psyche (Gr. III)-Dritte Mascha (Le Havre) angehört. 

Der abgetrocknete Boden veranlasste am Samstag zahlreiche Trainer, ihre Pferde zurückzuziehen, es gab auch einige Kritik an den Geläufsverhältnissen. Zu den Nichtstartern  gehörte auch A Plus Tard (Kapgarde) in der Dublin Chase, womit der Weg für den von Willie Mullins trainierten Chacun Pour Soi (Policy Maker) frei war. Es war der erst achte Start für den Achtjährigen, der zwischen März 2016 und März 2019 gar nicht am Start war, jetzt in die Queen Mother Champion Chase (Gr. I) nach Cheltenham gehen wird.

Zu den zahlreichen Siegen von stärker gewetteten Pferden an diesem Wochenende gehörte der von Latest Exhibition (Oscar) in der Novice Hurdle (Gr. I) über 4000 Meter, auch für ihn geht es natürlich nach Cheltenham.

Vier Gr. I-Rennen wurden auch am Sonntag in Leopardstown gelaufen, wobei der Irish Gold Cup (Gr. I) über 4800 Meter der Jagdbahn mit einer Siegdotierung von 140.250 preislich herausstand, die Schlagzeilen anschließend aber Faugheen (Germany) gehörten. Er lief in der Flogas Novice Chase (Gr. I) übet 4000 Meter um ein Preisgeld von 88.500 Euro. Zwölf Jahre zählt er inzwischen, vor diesem Winter war er nach einer großen Karriere über Hürden auf die Jagdbahn gewechselt, wo er eine Art dritten Frühling hat, denn es war über schwere Sprünge jetzt sein dritter Sieg in Folge. Vor fünf Jahren hatte er in Cheltenham das Champion Hurdle (Gr. I) gewonnen, es gab später immer wieder Rückschläge, das neue Metier scheint ihn aber regelrecht zu beflügeln. Mit Paul Townend an Bord gewann er jetzt ein Rennen, in dem Trainer Willie Mullins im siebenköpfigen Feld die vier Erstplatzierten stellte.

Der Gold Cup war eine Art Neuauflage der Savills Chase (Gr. I) am 28. Dezember in Leopardstown. Damals gewann Delta Work (Network) aus dem Stall von Gordon Elliott, Kemboy (Voix du Nord) wurde Vierter, Presenting Percy (Sir Percy) kam auf Rang fünf. In dieser Reihenfolge passierte das Trio auch im Irish Gold Cup (Gr. I) das Ziel, für den von Gordon Elliott für Gigginstown trainierten Delta Work war es die bisherige Karrierebestleistung, es geht jetzt in den Gold Cup nach Cheltenham, für den er aktuell zu Kursen von 5:1 auf Sieg angeboten wird. Dort wird er aber nicht von seinem Siegjockey Jack Kennedy gesteuert, denn für den war es ein bittersüßer Triumph, nur dreißig Minuten später zog er sich bei einem Sturz im vorletzten Rennen einen Beinbruch zu, der ihn für Wochen außer Gefecht setzt.

Nach dem großartigen Samstag musste Rachael Blackmore am Sonntag auch gleich zweimal ins Gras. Besonders spektakulär, wenn auch erfreulicherweise ohne Folgen für Pferd und Reiter war der Sturz des 1:3-Favoriten Aspire Tower (Born to Sea) im Spring Juvenile Hurdle (Gr. I). Der Vierjährige kam am letzten Sprung in Front liegend zu Fall. So kam A Wave To The Sea (Born to Sea), die von Joseph O’Brien trainierte zweite Farbe von JP McManus, zu einem etwas glücklichen Sieg gegen Wolf Prince (Pour Moi) und Cerberus (Iffraaj).

Sportlich gesehen war das Wochenende, trotz einiger kritischer Stimmen bezüglich des Geläufs und entsprechender Nichtstarter, ganz sicher ein Erfolg, doch es ist eine rein irische Angelegenheit gewesen. Britische Pferde fehlten trotz hoher Preisgelder komplett. Allein Trainer Willie Mullins hatte an den zwei Tagen die erstaunliche Zahl von fünfzig Starten.

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