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Don Cossacks Weg nach Irland

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 410 vom Donnerstag, 24.03.2016

Begonnen hat alles in den 60er Jahren, genauer 1967. Damals erwarb das Gestüt Röttgen in Ungarn die fünf Jahre alte Stute Didergö (Imi), eine immerhin elffache Siegerin, nicht nur in ihrer Heimat, auch in München hatte sie vierjährig ein Altersgewichtsrennen gewonnen. Als heiße Favoritin, denn in jenen Jahren waren die Pferde aus ihrem Land bei ihren Gastspielen stets gefährlich, sie besaßen Klasse und gewannen große Rennen. 1966 etwa holte sich Ungarns bester Dreijähriger Nem Igaz (Nostradamus), der wie Didergö auf die 1941 geborene Dubiosa (Duce) zurückgeht, das Bayerische Zuchtrennen, u.a. gegen die Diana-Siegerin Ordenstreue (Orsini).

Ungarns Rennsport und Zucht hatte also durchaus Europa-Niveau und der Erwerb einer solchen Stute, auch wenn sie von dem eher obskuren Hengst Bontur tragend war, machte durchaus Sinn. Dass sich aber eine internationale Erfolgsstory entwickeln sollte, konnte damals natürlich niemand ahnen. Gleich bei der ersten Anpaarung mit einem deutschen Hengst kam ein herausragendes Pferd heraus, die Preis der Diana (damals Gr. II)-Siegerin Diu (Utrillo), Begründerin einer großartigen Linie, der u.a. der Kentucky Derby (Gr. I)-Sieger Animal Kingdom (Leroidesanimaux) entstammt. Und jetzt Don Cossack (Sholokhov), das aktuell beste Hindernispferd der Welt.

Im Jahre 1989 gelangte diese Familie von Röttgen aus in eine andere Zucht, in die von Dr. Klaus Schulte. „Ich suchte damals eine Stute“, erinnert sich der Mediziner aus Miltenberg, „fragte dann bei einer Sitzung in Köln die damalige Röttgener Gestütsleiterin Beatrix Mülhens-Klemm, ob sie etwas im Angebot hätte. Für einen kleinen Züchter war es in jenen Jahren schwer genug, für einen vernünftigen Preis eine gute Stute zu bekommen.“ Schulte fuhr nach Heumar, hatte die Wahl zwischen zwei älteren Stuten, Kassiopeia (Prince Ippi) und Diaspora (Aspros), er entschied sich für Letztere. „Die war damals von einem unbedeutenden Hengst tragend, ich schickte sie dann aber gleich zu Königsstuhl“, berichtet er. Der „unbedeutende Hengst“ war Esclavo, heraus kam mit Digitalis ein immerhin neunfacher Sieger, der seine Rennkarriere erst 13jährig am Silvestertag 2003 beendete.

Aus der Paarung mit Königsstuhl ergab sich jedoch Depeche toi, die Mutter von Don Cossack. Und zwei Jahre später züchtete Schulte Dapprima (Shareef Dancer), Listensiegerin und klassisch platziert, Mutter von zwei Gr.-Siegern, aktuell sogar dritte Mutter eines Drittplatzierten im Indischen Derby. „Depeche toi wollte ich zur Jährlingsauktion geben“, so Schulte, „doch wurde sie nicht zugelassen, sie stand zu steil.“ So kam sie freihändig in den Besitz des Stalles Victoria von Gerd Kühl aus Sandweier. Sie wurde von Hans Blume trainiert, gewann bei nur vier Starts in Mülheim und Hamburg, war Vierte auf Listenebene und Siebte im Preis der Diana (damals Gr. II). Kühl nahm sie in die Zucht, sie brachte für ihn sieben Fohlen, ein Pferd ihrer Klasse war, was im Pedigree der Woche zu verfolgen ist, nicht darunter. Depeche toi wurde dann vom Gestüt Etzean übernommen, ihre ersten beiden Nachkommen für das Gestüt waren keine Cracks.

2007 kam schließlich Don Cossack (Sholokhov) zur Welt. Schon als Fohlen wechselte er auf der Koppel den Besitzer, er ging über den Agenten Axel Donnerstag nach Irland, zunächst für den Veterinär Walter Connors zu Trainer Eddie Hales, für den er vierjährig einen Start absolvierte. Später wechselte er in den Besitz des Gigginstown Studs von Michael O’Leary und zu Trainer Gordon Elliott. Seitdem hat er für ihn bei 26 Starts 16 Rennen gewonnen, zwölf über Jagdsprünge, eines über Hürden und zu Beginn seiner Karriere drei National Hunt-Flachrennen. Seine Gewinnsumme beträgt rund 1,16 Mio. Euro.

Er ist das letzte bekannte Fohlen von Depeche toi, denn ihre Spur verliert sich in Österreich. Tragend von Lord of England wurde sie 2008 an Johannes Pfeiffer verkauft, weitere Fohlen scheint sie jedoch nicht mehr gebracht zu haben.

Nicht mehr in Etzean ist natürlich auch Sholokhov. Nach neun erfolgreichen Jahren in Etzean wechselte er 2013 in das Glenview Stud nach Irland, wo er von Beginn an sehr populär war. In den ersten drei Jahren dort deckte er 348 Stuten, die Nachfrage gerade in dieser Saison übersteigt aber alles, sein Buch wird sich wieder im dreistelligen Bereich bewegen. Abgesehen von seinen erfolgreichen Nachkommen auf der Flachen ist Sholokhov Vater von zahlreichen exzellenten Hindernispferden wie Allen voran, Ole Companiero, Serienschock, Sweet Shock und dem Grand National-Anwärter Kruzhlinin. 

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