Drucken Redaktion Startseite

Der deutsche Rennsport in großer Sorge wegen der Tierseuche EIA

Danedream mit Eckhard Sauren, Trainer Peter Schiergen und Benedikt Faßbender (v. r.). www.klatuso.com

Autor: 

Frauke Delius

"Als die Nachricht von dem infizierten Pferd und der Sperrung der Kölner Rennbahn gestern Nachmittag raus kam, stand bei uns das Telefon nicht mehr still", berichtet Trainerehefrau Susi Wöhler, "ununterbrochen haben bei uns besorgte Besitzer angerufen." Dabei liegt das Trainingszentrum von Andreas Wöhler mehr als 170 Kilometer von der Kölner Trainingszentrale entfernt, wo am Montag Mittag bekannt geworden ist, dass ein Pferd an der Infektiösen Anämie (EIA) erkrankt ist. Als Konsequenz lässt auch der Championtrainer schon heute alle Pferde in Ravensberg untersuchen, sogar die Pensionäre auf der Koppel, "ich möchte für mich und meine Besitzer die Gewissheit haben, dass alle Pferde gesund sind."

Das gleiche passiert seit heute Morgen auch auf der Kölner Rennbahn, die für drei Monate unter Quarantäne steht, d.h. kein Pferd darf heraus, keines hinein. Auch Danedream nicht, die Arc-Siegerin, die am Sonntag, 7. Oktober, in Paris-Longchamp zur Titelverteidigung beim 91. Prix de l'Arc de Triomphe hätte antreten sollen. Obwohl das infizierte Pferd nichts mit dem Stall Asterblüte zu tun hat, weit davon entfernt stand. Auch die beiden noch ausstehenden Renntage am morgigen Mittwoch und am 14. Oktober mit dem Winterfavoriten mussten abgesagt werden. "Das ist bitter", kommentiert Benedikt Fassbender, der Geschäftsführer des Kölner Rennvereins, "wir haben davon gestern gegen 2 Uhr erfahren, das Direktorium ist direkt nach Bekanntwerden des positiven Testergebnisses vom zuständigen Veterinäramt in Köln informiert worden. Da es sich um eine anzeigenpflichtige Tierseuche handelt, gibt es da nicht viel zu diskutieren. In so einem Fall tritt sofort das Tierseuchengesetz - in diesem Fall die Verordnung zum Schutz gegen die Ansteckende Blutarmut der Einhufer (Einhufer-Blutarmut-Verordnung) vom 4. Oktober 2010 - in Kraft. Wir haben die betroffenen Trainer über die Konsequenzen dieser Verordnung in einer Krisensitzung um 17 Uhr  informiert."

Gleichzeitig sind auch alle Länder noch gestern offiziell in Kenntnis gesetzt worden", erklärt Benedikt Fassbender. Damit hätte Danedream wohl in keinem Fall im Arc laufen können, betont Fassbender, auch wenn sie vorzeitig nach Frankreich gereist wäre. Denn die Inkubationszeit beträgt 1-3 Wochen, in Ausnahmefällen 3 Tage bis maximal 3 Monate. Somit erklärt sich auch die dreimonatige Sperre der Kölner Rennbahn.

Die Krankheit wird in erster Linie durch blutsaugende Insekten wie Pferdebremsen und Wadenstecher übertragen, allerdings kommt  eine Übertragung der Infektion über eine größere räumliche Distanz hinweg nicht vor, weil die Insekten nur als Vektoren dienen, d.h. nur infektiöses Blut an ihren Mundwerkzeugen kann auf ein anderes Tier übertragen werden. Und das EIA-Virus bleibt dort nur für kurze Zeit infektiös (30 Minuten) haften. Eine Virusübertragung durch Körpersekrete wie Speichel, Milch und Sperma infizierter Tiere sei praktisch auszuschließen, das passiere nur durch sehr engen Kontakt, wie z.B. einer Stute und ihrem Fohlen.

Auf Nachfrage beim Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (CVUA) in Münster erfahren wir, dass in Nordrhein-Westfalen bisher sechs Pferde positiv auf die Infektiöse Anämie (hier gibt es ausführliche Infos zur Krankheit: Klick!) getestet worden sind. Neben dem Pferd auf der Kölner Rennbahn soll ein weiteres  Vollblutpferd betroffen sein - ein Fohlen in einem namhaften Gestüt.

Noch sind mögliche weiterreichende Konsequenzen für den deutschen und möglicherweise auch internationalen Galopprennsport nicht absehbar. Der Renntag morgen in Hoppegarten wird stattfinden, allerdings sagt die Verordnung auch: "Im Falle eines positiven Befundes müssen die infizierten Tiere umgehend getötet werden. Kontaktbetriebe werden über einen Zeitraum von 60 Tagen rückwirkend verfolgt, serologisch untersucht und ebenfalls gesperrt. Betroffene Tiere werden abgesondert und für eine Dauer von 60 Tagen unter amtliche Beobachtung gestellt. Die Sperrung infizierter Bestände wird aufgehoben, wenn alle Einhufer in zwei Kontrolluntersuchungen im Abstand von mindestens 4 Wochen negativ getestet wurden."

Als konkrete erste Maßnahmen werden alle Pferde in Köln seit heute morgen getestet, die Blutproben gehen ins Labor, "erste Ergebnisse haben wir hoffentlich nächste Woche", so Fassbender,  "dann müssen wir die Tests im Abstand von 90 Tagen noch einmal machen. Wir können nur hoffen, dass nicht weitere Pferde betroffen sind." Nach bisherigen Informationen hat sich das betroffene Pferd durch eine Bluttransfusion in einer Tierklinik angesteckt, "da das Pferd noch nie an einem Rennen teilgenommen hat und fast nur in seiner Box stand, hoffen wir, dass wir von weiteren Erkrankungen verschont bleiben."

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90