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Das "Dettori-Drama"

Da war die Welt noch in Ordnung: Dettori und Gosdens nach Enables "Arc"-Sieg 2018.  www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 725 vom Freitag, 01.07.2022

Es gab viel Arbeit für die Kollegen der „Racing Post“: Gleich auf mehreren Seiten wurde in den vergangenen Tagen die vorläufige Trennung der Partnerschaft Gosden/Dettori aufgearbeitet, in Berichten und Kommentaren, zahllose wichtige oder weniger wichtige Aktive taten ihre jeweilige Meinung kund. Das kulminierte in der Schlagzeile „Dettori Drama“. Gute Zeiten für den Boulevard.

Entzündet hatte sich alles an den Ritten von Frankie Dettori in Royal Ascot, etwa auf Stradivarius (Sea the Stars) im Ascot Gold Cup (Gr. I). John Gosden, in der Trainergemeinschaft mit seinem Sohn Thady natürlich immer noch die dominierende Figur, trat daraufhin mit seiner Kritik wohl ganz bewusst in die Öffentlichkeit, statt dies diskret zu behandeln.

Dettori war nach Royal Ascot zu einem Kurztrip nach Sardinien gereist, nach dessen Rückkehr tat Gosden im Anschluss an ein Gespräch mit dem Jockey kund, man würde jetzt ein „sabbatical“ einlegen. Im Klartext: Der Italiener reitet vorerst nicht mehr die Pferde des Stalles. Womit ihm das Gros seiner Ritte vorerst verloren geht, denn in den vergangenen Jahren entfielen stets mehr als fünfzig Prozent seiner Engagements auf Pferde des Gosden-Stalles. In 2022 waren es sogar 72 von bislang 88 Ritten.

John Gosden stellte jedoch klar, dass er nicht daran denkt, aktuell einen neuen Stalljockey zu verpflichten. Die Buchmacher notieren bereits Hollie Doyle als heiße Favoritin auf den Posten der neuen Nummer eins am Clarehaven Stable in Newmarket. Sie hatte vorvergangenen Sonntag mit Nashwa (Frankel) den Prix de Diane (Gr. I) für die Gosdens gewonnen.

Dettori hat nach Royal Ascot erst einen Ritt in Großbritannien ausgeführt: Am Samstag gewann er für Trainer Ralph Beckett mit Lezoo (Zoustar) ein Listenrennen für Zweijährige in Newmarket, wurde danach vom Publikum frenetisch gefeiert, was ihm nach Berichten ernsthafter Augenzeugen sogar die Tränen in die Augen trieb. Danach tat der 51jährige kund, dass er keineswegs an ein Karriereende denken würde, auch 2023 wolle er sich noch in den Sattel schwingen, vorerst als Freelancer. Mehrere Trainer bekundeten bereits, dass sie ihn auch künftig heranziehen würden.

Am Sonntag war Dettori erst einmal im Derby der Türkei in Istanbul aktiv, wo er in einem 18köpfigen Feld mit seinem Ritt nur Siebter wurde. Und diesen Sonntag ist er in Hamburg, wo er mit So Moonstruck (Sea the Moon) im Derby versuchen wird, die Zeit zurückzudrehen, schließlich hat er hier 1991, vor einer halben Ewigkeit, mit Temporal (Königsstuhl) gewonnen.

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