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Derbykandidaten nehmen im Bavarian Classic für Hamburg Maß

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Turf aktuell

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Ausgabe 266 vom Donnerstag, 23.05.2013

Nach dem Frankfurter Sieg einer der Mitfavoriten: Vif Monsieur mit Koen Clijmans. Foto: Bastian HögerNach dem Frankfurter Sieg einer der Mitfavoriten: Vif Monsieur mit Koen Clijmans. Foto: Bastian Höger

„Alle Wege führen nach Rom“, lautet ein gebräuchliches Sprichwort, mit dem ausgedrückt werden soll, dass es oft verschiedene Möglichkeiten gibt, ein Ziel zu erreichen. Im Turf müsste man eigentlich Rom durch Hamburg ersetzen, denn auch im Galoppsport gibt es ein Ziel für dreijährige Vollblüter mit Stehvermögen, aber viele Routen dorthin. Das Sparda 144. Deutsche Derby am ersten Juli-Sonntag auf der Hamburger Rennbahn ist fest im Navigationsgerät aller Trainer und Besitzer als ultimativer Höhepunkt für ihre dreijährigen Hoffnungsträger einprogrammiert, doch der Weg dorthin wird sehr unterschiedlich gestaltet.

Eine Etappe mit besonderem sportlichen Stellenwert steht am Sonntag auf der Münchener Rennbahn an, das oneXtwo.com - Bavarian Classic (Gruppe III, 2000m, 55.000€). Man muss zwar schon etwas länger – genauer gesagt 13 Jahre - in die Vergangenheit zurückblicken, um an Samum den letzten Derby-Sieger zu finden, der auf seinem Weg nach Hamburg zuvor in München gewonnen hat, doch hat die Münchener Prüfung nach wie vor den Charakter einer wichtigen Standortbestimmung im Derby-Jahrgang. Der letzte Derby-Sieger, der in Bavarian Classic angetreten ist, war vor fünf Jahren Stall Blankeneses Kamsin, der just in diesem Rennen seine schwächste Jahresperformance als Vierter zeigte.

Die diesjährige Austragung sieht ein erstaunlich kopfstarkes Feld am Ablauf. Elf Kandidaten sollen in die Startboxen einrücken, so viel wie noch nie in der Phase seit der Herabstufung der Prüfung auf Gruppe III-Niveau. Darunter sind fünf Starter des Frankfurter Frühjahrs-Preises, die nach vier Wochen erneut unter identischen Bedingungen in einer Art Revanchepartie aufeinander treffen. In Frankfurt setzte sich der von Jens Hirschberger in Mülheim trainierte Vif Monsieur als Außenseiter durch. Diesmal wird der wieder von Koen Clijmans gerittene Doyen-Sohn, dem im vergangenen Jahr just im Münchener Auktionsrennen sein erster Karrieretreffer gelang, kaum in einer solchen Außenseiterrolle stehen, doch glaubt man den Festkursen der Buchmacher, so wird er auch nicht als Favorit starten.

Die Favoritenposition bei den Buchmachern nimmt Gestüt Hof Vesterbergs Samos (Alexander Pietsch) ein, der am Sonntag seinen ersten Auftritt auf einer deutschen Rennbahn hat. Auch er stammt aus dem ersten deutschen Jahrgang des zeitweilig auf dem Gestüt Auenquelle aufgestellten Deckhengst Doyen und konnte gleich bei seinem Lebensdebüt in Straßburg überlegen gewinnen. Anschließend errang er einen 2. Platz hinter dem am übernächsten Sonntag, 02. Juni, im französischen Derby laufenden Figge-Schützling Superplex in Longchamp und ließ dabei den Aga Khan-Hengst Dalwari hinter sich. Der Gruppe III-Erfolg Dalwaris in der letzten Woche in Chantilly wertete die Leistung des von Waldemar Hickst in Köln trainierten Hengstes auf und bescherte ihm bei den Buchmachern die Favoritenrolle des Bavarian Classics.

Für den von Peter Schiergen vorbereiteten Lucky Speed (Andrasch Starke), die Nummer Eins im Schiergen-Duo, das durch den noch sieglosen Ammerländer Bermuda Reef (Dennis Schiergen) ergänzt wird, geht es zunächst einmal um Revanche an Vif Monsieur, musste sich der Silvano-Sohn doch als Favorit in Frankfurt mit Rang 2 begnügen. Auch für die in Frankfurt auf Rang 4 und 5 platzierten Stellato (Eduardo Pedroza) und Erlkönig (Daniele Porcu), Vertreter der großen Gestüte Ittlingen und Röttgen, ist eine Formumkehr gegen die vor vier Wochen deutlich vor ihnen platzierten Konkurrenten notwendig, um Siegambitionen umzusetzen.

Im Lager des letztjährigen Krefelder Ratibor-Siegers Flamingo Star (Lennart Hammer-Hansen) akzeptiert man offensichtlich die deutliche Schlappe in Frankfurt nicht. Der Schützling des Hoppegartener Championtrainers Roland Dzubasz schien vor vier Wochen konditionell noch nicht auf der Höhe zu sein und endete in Frankfurt abhängt als Letzter. Diesmal könnte dies schon anders aussehen. Neben Flamingo Star sattelt Dzubasz in Riem auch den bereits zweimal siegreichen Nordvulkan (Benjamin Clös), dessen Siege allerdings in schwächerer Konkurrenz zustande kamen.

Wie stark die Konkurrenz beim Maidensieg von Stall Salzburgs Night Wish (Filip Minarik) vor dreieinhalb Wochen auf der Heimatbahn tatsächlich war, lässt sich jetzt noch nicht stichhaltig beurteilen. Der von Wolfgang Figge trainierte Sholokhov-Sohn wusste beim Lebensdebüt zumindest zu beeindrucken und ist als Bruder der „Galopperin des Jahres“ Night Magic auch verwandtschaftlich vorbelastet. Für ihn ist der Start in den Bavarian Classic die Nagelprobe, ob die Fußstapfen der Schwester zu groß sind oder ob er ihr wird nacheifern können. Immerhin zwei seiner Gegner beim Maidensieg gehören auch diesmal wieder zu seinen Konkurrenten. Gestüt Ammerlands Bermuda Reef und Löwenstein (Louis-Philippe Beuzelin), ein Schützling der Münchener Trainerchampionesse Jutta Mayer, sind beide noch sieglos und probieren es dennoch auf Gruppe-Niveau. Dies spricht zwar für einige Wertschätzung in ihren Quartieren, doch werden sie gewiss beide in der Außenseiterrolle antreten.

Nicht leicht einzuschätzen sind die Chancen des von Mario Hofer aus Krefeld nach Riem entsandten Saratino (Harry Bentley). Der Lord of England-Sohn legte beim Iffezheimer Herbstmeeting seinen Maidenschaft gegen starke Konkurrenz beim zweiten Lebensstart ab. In dieser Saison platzierte er sich beim einzigen bisherigen Start im Hoppegartener Auktionsrennen hinter Ideal auf dem 2. Rang. Noch hat er kein Rennen über eine weitere Distanz als die Meile absolviert, so dass bei ihm – auch aufgrund seiner Abstammung – die Frage des Stehvermögens noch offen ist. Die Buchmacher geben ihm durchaus Chancen und sehen in ihm einen Endkampfkandidaten. Entscheidend ist jedoch wie immer nicht die Einschätzung vor dem Rennen, sondern die Leistung im Rennen. Gerade in der letzten Zeit lagen die Prognosen bei den Prüfungen für den Derby-Jahrgang oft deutlich daneben. Ob sich dieser Trend auch in den Bavarian Classic, wo sich bislang nur selten Außenseiter durchsetzten – nur Pakal (2012) und Acambaro (1999) gewannen zu einer dreistelligen Siegquote in den letzten 15 Jahren – fortsetzen wird, bleibt abzuwarten.

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