TurfTimes:
Ausgabe 584 vom Freitag, 06.09.2019
Ein Rekord für einen einzelnen Zuschlag, eine Bestmarke beim Schnitt, zwanzig Jährlinge (2018 waren es 14) – die Zahlen bei der BBAG-Jährlingsauktion waren fraglos beeindruckend. Am Ende des Tages war es eine der besten Auktionen überhaupt in Iffezheim. „Wir sind natürlich absolut zufrieden mit dem Ergebnis“, kommentierte Geschäftsführer Klaus Eulenberger „ein Kompliment gilt dem gesamten Team, das auf diesen Tag hingearbeitet hätte. Ohne unsere Anbieter, die uns dieses Jahr exzellente Jährlinge geschickt haben, wäre das aber alles nicht gelungen. Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass diese Auktion hohen internationalen Standard hat.“
Fraglos war diesmal mehr Qualität im Ring, das wurde insbesondere von den ausländischen Käufern anerkannt. Das schlug sich am Ende auch in einer höheren Verkaufsrate nieder, sie lag bei 74%, um zehn Prozent höher als 2018, was für deutsche Verhältnisse sehr gut ist. Dabei war es quantitativ der kleinste Katalog seit vielen Jahren, 196 Jährlinge waren im Ring, doch als Nachteil stellte sich das keineswegs heraus – auch die letzten Lots fanden noch gebührende Aufmerksamkeit.
Alle Details der Aujtion plus umfänglicher Statistiken sind unter www.bbag-sales.de einzusehen.
Der Rekordjährling
„Ich bin sehr interessiert an einem Angebot des Gestüts Brümmerhof und habe etwas Geld in der Tasche!“ – Suzanne Roberts, mit den deutschen Verhältnissen bestens vertraute Agentin, hatte schon am Tag vor der Auktion verraten, mit welchen Intentionen sie in die Halle kommen würde und sie machte ihre Ankündigung war. Am Telefon mit John Clarke und der Familie Tsui verbunden, Eigner von Sea The Stars, hielt sie in einem 15 Minuten dauernden Bieteduell mit Matt Coleman stets dagegen, als der Erstling der listenplatzierten Anna Mia (Monsun) im Ring war. Am Ende reichte es doch nicht, um die Stute zu bekommen, für 820.000 Euro ging sie an Godolphin. Damit wurde der bisherige Rekord für einen Vollblüter in einem deutschen Auktionsring ausgelöscht, North Star (Monsun), ebenfalls ein Brümmerhofer, hatte 2007 710.000 Euro gekostet.
„Anthony Stroud und David Loder hatten die Stute am Donnerstag gesehen und wir alle waren uns einig, dass es das herausragende Angebot dieser Auktion war“, kommentierte Matt Coleman den Kauf, „die Bilanz der Töchter von Sea The Stars spricht dann auch für sich selbst und das Pedigree ist exzellent.“ Die Baums vom Gestüt Brümmerhof waren zumindest im unteren sechsstelligen Bereich länger selbst als Bieter dabei – es handelte sich um ein Foalsharing – am Ende aber selbst überwältigt von dem Preis. „Natürlich hatten wir auf einen guten Zuschlag gehofft, aber mit so etwas konnte man nicht rechnen“, war der Tenor.
2010 hatte Brümmerhof die zweite Mutter Queen’s Hall (Singspiel) tragend von Dalakhani für 150.000gns. bei Tattersalls gekauft, sie kommt aus der Anna Paola-Familie. Der Dalakhani-Nachkomme sah keine Rennbahn, aber dann kam schon Anna Mia und u.a. auch die unlängst verletzte gruppeplatzierte Anna Pivola (Pivotal). Ein Maxios-Bruder zu beiden wurde am Freitag später bei der Auktion für 34.000 Euro an Torsten Raber verkauft. Mit dieser Familie hatte Scheich Mohammed in der Vergangenheit große Erfolge, Anna Paola (Prince Ippi) hat sich für ihn als echter Glückskauf herausgestellt, schon deshalb wird er diese Stute besonders ins Auge gefasst haben.
Kassengarant Kingman
Jeder Auktionsanbieter, der in diesen Tagen einen Nachkommen des Juddmonte-Vererbers Kingman in den Ring schickt, kann sich von vornherein auf einen hohen Preis einrichten. Der Röttgener Kingman-Sohn ist ein Erstling der erstklassigen Rennstute Weltmacht (Mount Nelson), die drei Listenrennen gewonnen hatte und mehrfach gruppeplatziert war. Der kompakte, kernige Hengst zog so schon automatisch höchstes Interesse auf sich. Nahezu alle ausländischen Hochkaräter waren an ihm interessiert, Tom Goff, der Hong Kong Jockey Club, am Ende war es aber eine Auseinandersetzung zwischen Alex Elliott und Matt Coleman, wobei Letzterer einmal mehr das letzte Wort hatte. Bei 700.000 Euro fiel der Hammer, ein großer Erfolg natürlich auch für das Gestüt Röttgen. „Ein tolles Pferd, das von uns sehr positiv bewertet wurde“, meinte Coleman. Dr. Günter Paul, der Chairman der Mehl Mülhens-Stiftung, war selbstverständlich sehr angetan: „Es war ein hervorragendes Resultat für eine Familie, mit der Röttgen große Rennen gewonnen hat. Ein stolzer Moment für uns.“
Godolphins weitere Käufe
Nur wenige Minuten später unterschrieb Coleman im Auftrag von Godolphin einen weiteren Kaufzettel, den von der Brümmerhoferin Akua’bella. Die Schwester der klassischen Siegerin Akua’da (Shamardal) und der vielfach listenplatziert gelaufenen Akua’rella (Shamardal) stammt von dem immer populären Lope de Vega (Shamardal). Hier hielt Brümmerhof lange selbst als Bieter mit, aber auch Jamie McCalmont, der für Georg von Opel tätig war. Coleman hatte jedoch den Zuschlag, als der Hammer bei 360.000 Euro fiel. Die Vaterschaft von Lope de Vega war, so der Agent, einer der Gründe des Kaufs, denn mit Shamardal hatte das in der Familie ja in den Vorjahren so vorzüglich geklappt.
Für 170.000 Euro erwarb das Unternehmen von Scheich Mohammed noch Mond (Sea The Moon), der somit der teuerste Görlsdorfer war. Der in bedeutendem Rahmen gemachte rechte Bruder von Man in the Moon wird somit den Weg nach Newmarket finden. „Wir halten viel von dem Vater“, meinte Coleman, „ein Bonus war sicherlich, dass der Cross schon einmal so gut funktioniert hat.“
Die deutschen Investoren
Der deutsche Rennsport hat das Glück, das es unverändert eine Reihe von Investoren im höheren Preisbereich gibt: Hans-Gerd Wernicke, Albrecht Woeste und Hans Bierkämper sind einige Beispiele, alle drei waren in Iffezheim vor Ort und als Käufer über diverse Quellen präsent.
In den Stall von Sarah Steinberg nach München werden drei BBAG-Jährlinge gehen, zwei aus Fährhof. 150.000 Euro kostete ein Wootton Bassett-Sohn aus der Quariana i(Lomitas), der in den vergangenen Wochen große Fortschritte gemacht hatte. Er stammt aus einer großartigen Familie des Gestüts und genoss dort große Wertschätzung, auch daran zu erkennen, dass Klaus Allofs als Unterbieter fungierte. Mit 140.000 Euro nur unwesentlich günstiger war ein Sea The Stars-Sohn aus der Goiania. Mit Nachkommen des Vaters hatte Wernicke, siehe Night Magic, bereits beste Erfahrungen gemacht. 49.000 gab Wernickes RTC GmbH schließlich noch für eine Etzeaner Jukebox Jury-Stute aus der Ars nova aus.
Rüdiger Alles war wie immer im Auftrag von Albrecht Woeste auf der Suche nach neuen Cracks. Sein teuerster Kauf war der der Adlerflug-Schwester des unlängst in die Schweiz verkauften Enjoy Vijay (Nathaniel). Angeboten vom Gestüt Hof Ittlingen als Auflösung einer Partnerschaft war Manfred Ostermann selbst lange dabei, musste sich aber letztendlich bei 140.000 Euro Alles geschlagen geben. Die Stute wird eine Box bei Waldemar Hickst beziehen.
Unter mehreren Namen verstärkte Hans Bierkämper seinen Stall Mandarin. Dazu zählte eine Nathaniel-Tochter aus der Nianga, angeboten vom Gestüt Fährhof, für 58.000 Euro ging sie in den Stall von Yasmin Almenräder. Nicht zustande kam jedoch der Kauf der Durance-Schwester Djetties Beach (Soldier Hollow). Sie war im Ring zunächst für 150.000 Euro der für Bierkämper agierenden Agentur Panorama Bloodstock zugeschlagen worden, doch wurde die Stute noch am gleichen Tag wieder zurückgegeben.
Und noch mehr News von der Auktion
Matt Coleman war nicht nur für Godolphin aktiv, sondern auch für andere Klienten. So erwarb er für 105.000 Euro den über Ronald Rauscher angebotenen rechten Bruder des zweimaligen „Galopper des Jahres“ Iquitos (Adlerflug). „Er ist ein Typ wie In The Wings, der Vater von Iquitos, wird zu Simon Crisford ins Training gehen“, sagte er. Und für 21.000 Euro ging der einzige Lucky Lion-Nachkomme der Auktion an ihn, er wurde vom Gestüt Graditz angeboten. „Der hat mir sehr gefallen, eine echte Werbung für den Vater“, meinte Coleman.
Es ist für Jährlinge aus der nördlichen Hemisphäre sicher etwas schwierig, wenn sie von Europa aus in die südliche Hemisphäre gehen, doch hält das die australischen Agenten und Trainer seit einigen Jahren nicht davon ab, in Frankreich, England und auch Deutschland auf Einkaufstour zu gehen. Gleich zweimal fiel der Hammer zugunsten des Agenten Justin Bahen. Bei Aspen Colorado (Sea The Moon), einem über Stauffenberg Bloodstock angebotenen Görlsdorfer, war er bei 120.000 Euro für Brad Spicer tätig. „Natürlich ist es ein gewisses Risiko, wenn man hier Jährlinge für Australien kauft“, sagte er, „aber sind billiger als bewährte Rennpferde. Und ein Sohn des Vaters, den ich letztes Jahr in England ersteigert habe, macht sich im Training sehr gut.“ Der junge Hengst wird zu Lindsey Smith nahe Melbourne in den Stall kommen. „Es ist ein Drei-Jahres-Projekt“, ergänzte Spicer, „wir wollen jedes Jahr zwei, drei Hengste kaufen und hoffen, dass am Ende einer ein Derby- oder Cup-Sieger wird.“
Bahen erwarb zudem für 120.000 Euro noch eine von Westerberg für das Gestüt Wiesengrund angebotene Mastercraftsman-Tochter, eine Schwester von Diamond Dove (Dr. Fong).
Mit besonderem Interesse wurden die ersten Nachkommen von Guiliani, Protectionist und Isfahan erwartet. Von den neun vorgestellten Jährlingen des Monsun-Sohnes wurden laut den Auktionsprotokollen sechs zu einem Schnitt von 61.883,33 Euro verkauft. 95.000 Euro erzielte ein über Ronald Rauscher angebotener Sohn der Zippity Do Da (Makfi), Käufer war Joseph O’Brien. Dorthin ging auch ein Sohn der Papagena Star, er kostete 46.000 Euro, australische Interessen kamen zum Zuge. Australian Bloodstock kaufte eine Schwester des Down Under so gut eingeschlagenen Plein Ciel (Mamool) für 55.000 Euro, das irische Powerstown Stud legte 82.000 Euro für einen Sohn der Peace Society an, Rüdiger Alles schließlich ersteigerte eine Röttgener Tochter der Weichsel (Soldier Hollow) für 55.000 Euro.
Die sechs „Isfahans“ wurden sämtlich zugeschlagen, der Schnitt lag bei 24.000 Euro. Gleich zu Beginn erwarb die HFTB Racing Agency für Darius Racing eine Manduro-Enkelin für 36.000 Euro, Thomas Jander ging bis zu 37.000 Euro, um sich einen ebenfalls vom Gestüt Karlshof vorgestellten, bestens aussehenden Sohn der neunfachen Siegerin Gentleshaw (Gentlewave) zu sichern.
Bei den Nachkommen von Guiliani wurde der Bruder des tags darauf im Zukunfts-Rennen erfolgreichen Alson (Areion) zurückgekauft, eine Schwester des Gr. I-Siegers Mawingo (Tertullian) ging für 32.000 Euro an Tom Goff.…
Bei einem Fährhofer Wootton Bassett-Hengst war Klaus Allofs noch in der Rolle des Unterbieters, doch einen Free Eagle-Hengst aus der Paraisa wollte er nicht ziehen lassen. Bei 125.000 Euro („mehr, als wir eigentlich veranschlagt hatten“) bekam er den Zuschlag und stieg wie immer als Partner ein. Das war zudem bei einem Soldier Hollow-Sohn aus der Quaduna der Fall, er kostete 120.000 Euro. Anton Kräuliger, Chef der Rennbahn in Dielsdorf bei Zürich, ist eigentlich auch nicht oft in sechsstelligen Regionen unterwegs, bei einem Fährhofer Soldier Hollow-Sohn aus der Royal Dubai konnte er jedoch nicht widerstehen. Für 100.000 Euro ersteigerte er den Hengst, der nach dem Aussehen das Potenzial für eine große Dreijährigen-Kampagne haben sollte.…
Jack de Jong ist ein Mann, der seine beruflichen Akzente vornehmlich im Trabrennsport setzt, und am Freitag war er auch für einen Besitzer und Züchter mit großem Namen bei den Trabern tätig: Jean-Pierre Dubois ließ über ihn für 190.000 Euro die Wittekindshofer Sea The Stars-Stute aus der Saldenehre ersteigern, eine Schwester der Henkel Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Serienholde (Soldier Hollow). „Sie geht in die Normandie in das Pre-Training-Zentrum von Monsieur Dubois“, berichtete de Jong, „langfristig ist diese Stute natürlich auch für die Zucht gedacht.“…
FC Köln-Torhüter Timo Horn hatte am Mittwoch einen Abstecher auf das Auktionsgelände gemacht und dann wohl auch den Bruder seines Cracks Julio (Exceed and Excel), bei dem er mit Eckhard Sauren Besitzer ist, in Augenschein genommen. Was er gesehen hat, dürfte ihm gefallen haben, denn der vom Gestüt Brümmerhof gezogener Juanito (Zoffany) ging für 100.000 Euro in den Besitz seines Stalles Eines Tages. Der junge Hengst wird eine Box bei Henk Grewe beziehen, der in seinen Kölner Stall 13 Jährlinge, die in Iffezheim im Ring war, ins Training bekommen wird.…
Ein willkommenes Gesicht war Ex-Jockey und Ex-Trainer Paul Harley, längst auf neuen Pfaden als Agent erfolgreich tätig. Er war mehrfach für schwedische Klientel tätig, ersteigerte u.a. für Finn Blichfeldt einen Soldier Hollow-Sohn aus der Red Lips für 100.000 Euro. Noch bei einem anderen von Züchter Hans-Dieter Lindemeyer über das Gestüt Graditz offerierten Hengst hatte Harley das letzte Wort: Er erwarb einen rechten Bruder des mehrfachen Gruppe-Siegers Dragon Lips (Footstepsinthesand) für 80.000 Euro.…
Erstmals in Iffezheim war der in England tätige Trainer David Menuisier, ein Franzose. In seinem Stall steht Danceteria (Redoute’s Choice), Sieger im Großen Dallmayr-Preis (Gr. I) für australische Interessen und so steigerte mit dem Harzand-Sohn aus der Djumama auch für Australian Bloodstock. Der junge Hengst aus dem Etzean-Kontingent brachte 58.000 Euro und wird zunächst nach England gehen.
| 2019 | 2018 |
Angeboten | 196 | 247 |
Verkauft | 145 | 158 |
Umsatz | €8.218.000 | €6.056.500 |
Schnitt | €55.675,86 | €38.323,28 |