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Eine denkwürdige Auktion

Die BBAG-Jährlingsauktion 2011 fand unter besten Bedingungen statt. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 181 vom Freitag, 09.09.2011

Er kam am Tag der Auktion eingeflogen, eilte kurz über das Gelände, schaute sich eine Handvoll Pferde an, markierte die relevanten Stellen im Katalog und war ebenso schnell wieder verschwunden: John Ferguson, züchterischer Berater von Scheich Mohammed, weilte zu einer fast schon diskret zu nennenden Visite bei der BBAG-Jährlingsauktion und setzte trotzdem wichtige Akzente. Vier Pferde ersteigerte Franziska Schaertlin-Coffey auf seinen Namen, einmal war sie Unterbieterin. Darley war wieder präsent und das war nur eine von vielen positiven Überraschungen am wichtigsten Tag des Jahres für das Gros der deutschen Züchter. Es war, wie immer, völlig unklar, wie die Maktoums agieren würden. Angus Gold, der Racing Manager von Scheich Hamdan Al Maktoum, war erstmals seit Jahren gar nicht angereist. Shadwell hatte schon in Deauville und in Doncaster nichts gekauft, auch Darley hatte dort ausgesprochen defensiv agiert. Es drängte sich der Eindruck auf, als ob es sich in Frankreich und auch in Nordengland um eine Art von Höflichkeitskäufen gehandelt hatte.

Ganz anders in Iffezheim: 580.000 € gab Ferguson aus, er ersteigerte den Salestopper, war noch drei weitere Male in höheren Regionen aktiv. Nicht nur er: Barry Irwin von Team Valor, Marc Berghgracht von der MAB Agency, die für den Ukrainer Yuri Timochenko aktive Agentur Meridian International, Jean-Claude Rouget, Sylvain Vidal, Peter Doyle, Italiener, Schweizer, Tschechen, es war ein ungewöhnlich prominenter Mix von Käufern und Interessenten.  Viele, die schon lange nicht in Iffezheim gewesen waren, traten als Käufer und Bieter in Erscheinung. Nicht zu vergessen die heimische Klientel. Eckhard Sauren griff tief in die Tasche, dazu die BBA Germany, die im Auftrag diverser Klienten wie für den schon in Deauville stark engagierten Münchener Erich Schwaiger, Hans-Gerd Wernicke oder Werner Heinz tätig war. Zudem kamen jüngere Investoren wie Patrick Bertermann vom Rennstall Eivissa oder Marian Ziburske von Westminster Race Horses zum Zuge. Rund zwei Drittel des Geldes kam aus Deutschland, etwa sechzig Prozent der Pferde bleiben im Lande.

Dass der vom Gestüt Westerberg angebotene Teofilo-Sohn aus der Prix Robert Papin (Gr. II)-Siegerin Boccassini (Artan) Salestopper werden würde, das war vorauszusehen. Er war ein imponierender Erstling, zog im Vorfeld viele Blicke auf sich. So erreichten die Gebote schnell sechsstellige Höhen, bis noch zwei Bieter im Rennen waren. Zum einen war dies Franziska Schaertlin-Coffey, die schon seit langem für Darley tätige Schweizerin, zum anderen der Kölner Trainer Andreas Löwe, der im Auftrag von Gerd Mosca vom Gestüt Winterhauch mehrfach in höheren Regionen aktiv war. Als Auktionator John O’Kelly von Franziska Schaertlin-Coffey ein Gebot von 220.000 € entgegengenommen hatte, blieb Löwes Hand trotz gutem Zureden jedoch unten. Darley wäre, so wurde später klar, wohl noch höher gegangen. Gerd Mosca sollte an diesem Tag ohne Pferd bleiben, aber es gibt ja noch weitere Auktionen.

200.000 € erzielte der rechte Bruder von Night Magic (Sholokhov), die zwei Tage später mit einem sehr guten zweiten Platz im Großen Preis von Baden (Gr. I) ihre Rennkarriere beenden sollte und an die Northern Farm von Kazumi Yoshida nach Japan verkauft wurde. Dass Hans-Gerd Wernicke vom Stall Salzburg den längsten Atem würde, kam nicht unerwartet, doch musste er weit über sein normales Budget gehen, um sich den erstklassig herausgebrachten Hengst zu sichern. Die Opposition kam in Gestalt von Marc-Antoine Berghgracht aus Frankreich. Für einen Sholokhov-Sohn war es sicher ein hervorragender Preis, und als es in sechsstellige Regionen ging, stoppte das an diesem Tag so glänzend verkaufende Etzean die Verteidigung. Natürlich wird Wolfgang Figge in München-Riem Trainer von Night Wish werden. „Never change a winning team“, war das Credo von Wernicke.

Der Kölner Rennvereinspräsident Eckard Sauren sollte mit seinen drei Akquisitionen hinter der BBA Germany von Dirk Eisele und John Ferguson Käufer Nummer drei werden. Allein 190.000 € legte er für Saldenchapter (High Chaparral) an, das herausragende Angebot des Gestüts Wittekindshof, ein großrahmiger Hengst mit enormem Potenzial. Die Zuchtstätte aus dem Sauerland dürfte eine Preisvorstellung von rund 150.000 € gehabt haben, die wurde leicht überboten, es gab auch starkes ausländisches Interesse an dem Bruder von fünf Black Type-Siegern sowie dem Derby-Dritten Saltas (Lomitas). Waldemar Hickst wird in Köln der Trainer des Hengstes sein. Die beiden anderen Sauren-Käufe treten den Weg zu Mario Hofer nach Krefeld an. Das ist zum einen der einzige Galileo-Hengst auf dieser Auktion, ein Sohn der zweifachen Gruppe-Siegerin Nordtänzerin, ein wuchtiges Modell, das 140.000 € kostete. Zum anderen die 100.000 € teure Fährhofer Oasis Dream-Tochter aus der Quetena (Acatenango), eine rechte Schwester zum nach Südafrika als Deckhengst abgewanderten Querari. Sie wurde sicher auch im Hinblick auf die Zucht gekauft.

Es war eine von drei Stuten, die einen sechsstelligen Zuschlag bekamen. Die teuerste war die vom Gestüt Ebbesloh angebotene Amatia, eine Montjeu-Stute aus der Gr. II-Siegerin Avanti Polonia. Es handelte sich hierbei um ein Foalsharing und so war es letztlich auch das Gestüt Ebbesloh, das Coolmore heraus kaufte. Im Auftrag der ostwestfälischen Zuchtstätte bekam Börje Olsson bei 190.000 € den Zuschlag, Interessenten waren auch die Agentur Meridian International, die für Yuri Timoshenko aus der Ukraine bot, auch der Franzose Sylvain Vidal war länger im Rennen, doch war niemand bereit, auf 200.000 € zu gehen. Sie dürfte in den Rennstall von Peter Schiergen einrücken.

Auf 155.000 € kam Legenda aurea (Shamardal), eine Offerte des Gestüts Karlshof. Die Stute mit den schönen Bewegungen war auch das Objekt der Begierde von Darley, doch am Ende bekam Barry Irwin vom Team Valor den Zuschlag. Dieser war schon einige Tage zuvor in Baden-Baden angereist, war zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder vor Ort, um ganz gezielt Stuten zu kaufen. „Acht hatte ich in der engeren Wahl“, berichtete er, „drei habe ich gekauft, damit bin ich mehr als zufrieden. Vor allem die Shamardal-Stute hat mir sehr gefallen. Für mich war es das herausragende Stutenangebot der Auktion.“ Zu den weiteren Käufen von Irwin zählte eine Mount Nelson-Stute aus dem Fährhofer Lot, sie brachte 40.000 €, sowie Gold and White (Bahamian Bounty), eine Schwester zu Golden Whip aus der Zucht von Graf und Gräfin Stauffenberg, sie ging für 49.000 € durch den Ring. Alle drei gehen vorerst zu Peter Schiergen ins Training, Irwin schloss aber nicht aus, dass sie auf weitere Sicht in die USA geflogen werden. Einen weiteren sechsstelligen Zuschlag gab es noch für eine Stute, das war bei der rechten Schwester von Antara (Platini) der Fall, die von Thomas Gehrig über das Gestüt Westerberg angebotene Andarta wurde bei 105.000 € Tina Rau zugeschlagen, doch handelte es sich dabei um einen Rückkauf.

Etwas zögerlich begann der Verkauf für die Stiftung Gestüt Fährhof, doch nahm mit fortschreitender Auktion die Sache dann doch Fahrt auf. Den Höhepunkt markierte am frühen Abend des Samstags ein nach dem Rezept Lateral (Singspiel) gezogener Hengst aus der Bertolini-Stute Limeira. Peter Schiergen und der englische Agent Luke Lillingstone zeigten höchstes Interesse, doch den Zuschlag bekam bei 180.000 € Darley. „Unser elegantester Hengst“ (Dr. Andreas Jacobs) stammt von dem eingegangenen Singspiel, weswegen ihn sich John Ferguson auch besonders unter die Lupe genommen hat. Es ist, wenn wir denn richtig recherchiert haben, der teuerste Singspiel-Nachkomme, der jemals auf einer Auktion durch den Ring gegangen ist. Darley hatte sich zuvor schon aus dem Fährhof-Lot einen kompakten Dubawi-Sohn aus der La Vinchina gesichert, er kostete 95.000 €. Auf 100.000 € kletterte der Erstling der Peintre Celebre-Tochter Rahada, ein Manduro-Sohn, den sich Peter Schiergen im Auftrag eines seiner Besitzer sicherte.

Mehrere Jährlinge verpassten nur knapp die 100.000 €-Grenze. Dazu zählten zwei Käufe der BBA Germany, eine Lando-Stute aus der Jumeela, die vom Gestüt Brümmerhof angeboten wurde, sowie ein Lomitas-Sohn aus Wittekindshof aus der „Salden“-Familie, beide kosteten jeweils 95.000 €. Der vierte Darley-Kauf war der des Cape Cross-Bruders von Lindenthaler (Azamour). Es handelte sich hierbei um ein Foal-Sharing zwischen dem Gestüt Ebbesloh und Darley, diesmal zogen die Engländer bei 85.000 € die Kaufoption.

Ein ganz ausgezeichnetes Jahr hatte das Gestüt Etzean. Aus dem wie immer glänzend herausgebrachten Lot ragte sicher der Night Magic-Bruder heraus, doch war auch in der Breite viel Qualität zu sehen. Nach Frankreich ging mit Tesia (Lord of England) die rechte Schwester des aktuellen Gruppe-Siegers Theo Danon, Marc-Antoine Berghgracht bekam für 80.000 € den Zuschlag. Nur unwesentlich günstiger war mit 80.000 € Paralino (Sholokhov), den sich Peter Doyle für englische Interessen sicherte.

Sicher war es von Vorteil, dass die Auktion an nur einem Tag durchgeführt wurde, das war ganz im Sinne der ausländischen Kunden. Insgesamt wurde in 16 Länder verkauft, erstmals tauchte auch die Ukraine in den Kauflisten aus, Slowaken und Tschechen engagierten sich in weit höheren Preisregionen als bisher. „Es hat sich gelohnt, dass wir dort auch als Sponsoren präsent sind“, meinte Carola Ortlieb von der BBAG. Und auch das Mutterland des Rennsports war wieder da. Wurde vor Jahresfrist nicht ein einziger Jährling nach England exportiert, so waren es diesmal gleich neun.

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