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Coronavirus beim Pferd und beim Menschen – gibt es Zusammenhänge?

Unsere Autorin Dr. Rosa Barsnick. Foto: privat

Autor: 

Gastkolumne

TurfTimes: 

Ausgabe 610 vom Freitag, 20.03.2020

In unregelmässigen Abständen schreiben in einer veterinärmedizinischer Kolumne Ärzte der Tierklinik Burg Müggenhausen zu aktuellen Themen. Diesmal hat sich Dr. Rosa Barsnick mit dem Coronavirus beschäftigt. 

Das Coronavirus Sars-CoV-2 versetzt derzeit die Welt in Aufruhr. Viele Tierbesitzer(innen) fragen sich nun, ob ihre Tiere auch gefährdet sind, und ob eine Übertragung vom Menschen aufs Tier und umgekehrt erfolgen kann. Wir versuchen, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.

Jetzt hat schon ein Frauchen ihren Hund angesteckt – was passiert mit unseren Tieren, wenn das Virus bei uns eintrifft?

Viele Viren sind in der Lage, sich durch Mutation an neue „Wirte“ anzupassen. Das gilt nicht nur für Coronaviren, sondern z.B. auch für Influenzaviren (wie bei der Vogelgrippe H5N1) oder Flaviviren (z.B. das West-Nil-Virus). Ganz offensichtlich ist so eine Anpassung eines Virus an den Menschen jetzt auch (wieder) in China passiert, indem das Virus von Fledermäusen und Flughunden den Weg über einen Tiermarkt zu den Menschen gefunden hat und in der Lage war, sich extrem gut an den Menschen anzupassen. Das ist aber per se auch nichts neues! Im Jahr 2003 hat das SARS-Virus (SARS-CoV - „Schweres Akutes Respiratorisches-Syndrom Corona-Virus“) ebenso hunderte von Menschenleben gekostet, und das „neue“ Coronavirus ist höchstwahrscheinlich ein Virus derselben Art, nur dass es eine größere Grippewelle ausgelöst hat als das SARS-CoV damals. Die Erkrankung wird dieses Mal nicht „SARS“ genannt, sondern „Covid 19“, ist aber ganz ähnlich.

Allerdings ist die Übertragung von Coronaviren vom Menschen auf Haustiere nicht sehr wahrscheinlich und dann auch weniger problematisch, denn der eine Fall aus Hongkong, bei dem ein Frauchen angeblich ihren Hund angesteckt hat, ist ein offensichtlich zufälliger Befund, denn der Hund ist gar nicht krank geworden! Dieser Fall ist zudem der einzige bisher bekannte Fall, bei dem eine Übertragung von einem Menschen auf sein Tier nachgewiesen wurde.

Was ist mit Coronaviren beim Pferd?

Wie bei vielen anderen Tierarten kommen auch beim Pferd Coronaviren vor, und diese gibt es schon sehr lange. Grundsätzlich sind Coronaviren aber sehr wirtsspezifisch, das heißt, jede Tierart hat ihre „eigenen“ Coronaviren, die nicht auf andere Tierarten oder den Menschen „überspringen“. Die allermeisten davon sind „enterische“ Coronaviren, d.h. sie befallen den Magen-Darm-Trakt und verursachen Durchfall, und werden über den Kot (fäkal-oral) übertragen. So auch beim Equinen Coronavirus, das bei Fohlen und adulten Pferden Durchfall mit oder ohne Kolik und Fieber verursacht. Diese Coronaviren sind eine andere Art als die SARS-Coronaviren, und zum Glück ziemlich harmlos. Bisher ist auch kein einziger Fall eines SARS-Coronavirus beim Pferd bekannt, und - wie gesagt - auch die Bedeutung des der bisher einzigen bekannten Falls beim Hund ist als sehr fraglich in Bezug auf die Epidemie einzustufen.

Darf ich mein Pferd noch anfassen, wenn ich erkältet bin, oder gefährde ich es dann?

Grundsätzlich existiert schon das Risiko, dass der Mensch Krankheiten auf das Pferd überträgt. Hinsichtlich des aktuellen Coronavirus beim Menschen gibt es diesbezüglich aber keine Erkenntnisse, und daher darf diese Möglichkeit bis auf weiteres als sehr unwahrscheinlich angesehen werden. Bitte denken Sie daran, dass eine Übertragung einiger anderer auch möglicherweise gefährlicher Keime aber genauso erfolgen kann! Ein Beispiel dafür ist MRSA, ein bei Menschen und Pferden (und Hunden) sehr weit verbreitetes multiresistentes Bakterium, das bei engem Kontakt durchaus von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragen werden kann, besonders, wenn Sie ihr Pferd auf die Nüstern oder Ihren Hund auf die Schnauze küssen! Dies sollten vor allem Menschen mit geschwächten Immunsystem (also Menschen mit Vorerkrankungen) sowieso niemals tun, egal ob Corona oder nicht! Insgesamt gibt es aber nur ganz einzelne zwischen Mensch und Pferd übertragbare Krankheiten und deshalb keinen Grund zur Sorge um Ihr Pferd

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